"Wo man auch hinschaut, nirgends sind noch Plätze frei, alles voll", kommentiert Reinhard Schlosser vom Nabburger Amt für Sicherheit und Ordnung die Lage bei den Kindergärten. Egal ob Pfreimd, Wernberg oder Schwarzenfeld, überall gebe es Engpässe bei der Kinderbetreuung. Ein bayernweites Problem, meint Schlosser und stellt fest, dass die Kommunen von dem Ansturm auf Krippenplätze regelrecht überrollt wurden.
Dass Nabburg dabei nicht völlig unter die Räder kommt, ist dem Nachbarort Altendorf zu verdanken: In der kleinen Gemeinde sind Plätze frei, weil die Weichen entsprechend gestellt wurden und noch Räume nutzbar waren. Im September startet deshalb in St. Andreas zum ersten Mal eine eigene Gruppe nur mit Kindern unter drei Jahren. Sechs der bislang elf angemeldeten Kleinkinder kommen aus Nabburg. "Ein Glücksfall, denn die Entfernung ist laut Gesetzgeber auch zumutbar", sagt Schlosser und verweist auf die Lage in Großstädten wie München, wo Eltern auch so manchen Umweg in Kauf nehmen müssen. "Dort kann ein Krippenplatz schon mal 700 Euro kosten, während die Eltern bei uns für 4 bis 5 Stunden beispielsweise monatlich nur 66 Euro berappen müssen", stellt er die Vorteile des Landlebens heraus.
Der Kindergarten St. Andreas in Altendorf ist gut vorbereitet. "Die Nabburger Eltern sind recht begeistert von unseren Räumen", berichtet Kindergartenleiterin Doris Karle nach einem Elternabend in der vergangenen Woche. Die ersten Neulinge unter drei Jahre haben schon eine Schnupperstunde hinter sich, und am Inventar soll es auch nicht fehlen. Etwas mehr als 3000 Euro hat die Verwaltungsgemeinschaft dem "Nothelfer" für eine zusätzliche Ausstattung zugebilligt: Sechs kleine Schaumbettchen stehen für den Mittagsschlaf der Knirpse bereit. Dazu kommen vier Hochstühle, zwei Rutschräder, ein Hängesitz als Schaukel, spezielles Spielzeug und die blaue Wolke, die als "Schnuller-Station" gedacht ist.
Das Personal hat bereits Erfahrung mit den unter Dreijährigen. "Bisher waren die Kleinen in der altersgeöffneten Gruppe integriert", berichtet Karle. "Da konnten die Kleinen viel von den Großen lernen, und die Großen durften sich um sie kümmern." Das klappe aber nur, wenn es nur wenige kleinere Kinder gibt. Deshalb bekommt die anspruchsvollere Altersgruppe nun in St. Andreas ein eigenes Stockwerk. Außerdem hat der Kindergarten seine bisherigen Öffnungszeiten (7 bis 13.30 Uhr) ausgebaut: Ab September ist dort von 7 bis 15 Uhr Betrieb. Erzieherin Doris Karle und Kinderpflegerin Melanie Mutzbauer haben sich in Krippen-Pädagogik fortgebildet. Zum Team gehören auch Angelika Wilholm und Agnes Klar sowie stundenweise Marika Winderl und Tanja Schlehuber.
Insgesamt 33 Kinder haben die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen dann ab September zu betreuen. "Ich freu' mich riesig darauf", sagt Doris Karle und strahlt. Sie geht nicht davon aus, dass sie die Neuen so bald wieder an Nabburg abgeben muss, auch wenn dort nun ein Kindergarten-Neubau für sieben Gruppen im Ortsteil Diendorf anvisiert ist. "Der Bedarf ist festgestellt, der Zuschuss-Antrag läuft, und im Haushalt der Stadt ist Geld einplant", berichtet Ordnungsamtsleiter Schlosser. Trotzdem rechnet man mit mindestens zwei Jahren, bis der Bau verwirklicht ist, der dann auch den Angelus-Kindergarten in Nabburg ersetzen soll. Sollten sich die kleinen Nabburger dann nur schwer von der Altendorfer Einrichtung trennen können, so ist das für die Kindergartenleiterin auch kein Problem: "Wir schicken sicher kein Kind weg."
Trennungsschmerz im Griff
Für einen "einfühlsamen Krippen-Start" gibt es im Altendorfer Kindergarten St. Andreas schon eine Strategie. In der ersten Septemberwoche kommen jeweils nur drei Mütter mit ihren Schützlingen, und erst am vierten Tag ist ein kurzer Trennungsversuch für zehn Minuten vorgesehen. "Wenn ein Kind schreit, warten wir aber diese Zeit nicht ab", betont Kindergartenleiterin Doris Karle, "dann bleibt die Mama eben noch ein paar Tage länger". In den folgenden Wochen werden dann stufenweise jeweils drei weitere Kinder eingegliedert. Zwei der unter Dreijährigen haben diese Hürde schon gemeistert: Sie wurden bislang zusammen mit den größeren Kindern betreut.
Wir schicken sicher kein Kind weg.
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