Man versetze sich in eine Welt ohne Auto, Computer, statische Berechnung, Haustechnik oder Grundbuch, also die Zeit um oder noch vor das Jahr 1000 - als „Persin“ entstand. Zur Visualisierung der einstigen Situation ging Wolfgang Neiser bei den raren schriftlichen Quellen – es gab ja kaum Lese- und Schreibkundige, der sichtbaren Bau- und tradierten Kirchengeschichte auf Spurensuche. Mit fundiertem Fachwissen vermittelte seine Recherche den vielen Zuhörern, die Pfarrer Hannes Lorenz im Jugendwerk begrüßen konnte, ein detailliertes Glaubens- und Ortsbild der Urpfarrei.
Erwies sich auch die früheste Urkunde von 798 als Fälschung, deutet die Namensnennung „Bersane“ doch auf eine Gründung des 8./9. Jahrhunderts hin. Eine Notiz des Klosters Reichenbach belegt 1122 für „Persin“ eindeutig die Existenz einer Pfarrstelle. „Wie ein Navi des 12. Jahrhunderts“ unterstreicht dann 1160 die Schenkungsurkunde Bischof Hartwigs II. an das Domkapitel die Bedeutung des Ortes, dessen Karner ein da bereits aktives christliches Zentrum mit Kirche und Friedhof bestätigt. Am 28. Juli 1216 vollzieht Bischof Konrad die Abspaltung der Seelsorgeeinheit Pfreimd. Erst um 1420 erfolgt die Verlegung des Hauptpfarrsitzes nach Nabburg, dominiert von einem großen Kirchenbau.
Quadratur des Kreises
Zurück zur Urpfarrei: Anschaulich illustriert das gestaltete Barockgemälde von Franz Lidtmann über dem Triumphbogen die mündliche Tradition. Die Dreifaltigkeit flankierend verweist St. Peter auf den Regensburger Dom, Paulus „verkörpert“ die Missionierung. Archäologisch gesehen mag als Anschauung eines früheren Gotteshauses die Nikolauskirche dienen. Beim jetzigen, um 1220 erbaut, fällt am Portal speziell der Niveauunterschied zwischen Friedhof und Kircheninnenraum ins Auge. Architektur und Ausschmückung sind von besonderer Qualität, deren ursprünglicher Grundform Instandsetzungen oder Überlagerungen, besonders im Barock um etwa 1750, stets Respekt zollten. Präzise behauene, materialsichtige Steine wirken wie ein Statussymbol. Schon die romanischen Kapitelle führen den Eintretenden im Wechsel mit Stützen künstlerisch gestaltet zum Altar hin. Diese „Quadratur des Kreises“ ist wie andere bauliche Akzente so innovativ wie genial, Regensburger Vorbilder werden nie kopiert, sondern neu interpretiert.
Akzente durch die Malerei
Das Gesamterscheinungsbild unterstreicht auch die Malerei. Stofflichkeit, die erst 1899/1900 aufgedeckte und 1904 restaurierte Schar kluger und törichter Jungfrauen und der Farbdreiklang Rot-Gelb-Blau im Kreuzrippengewölbe über dem Altar erinnern an die Fresken im Karner, der Nabburger Marienkirche sowie im Mähntor. Über die vordergründigen Motive der vier Evangelisten hinaus, zeigen Mensch, Stier, Löwe und Adler eine Lebendigkeit, wie sie der jüngste Tag den Gläubigen verheißt, wann immer dieser kommen mag.
„Alle Aspekte zusammen erheben dieses kunsthistorische Kleinod“, resümierte Neiser am Ende seines Vortrags, „zu einem Meilenstein in der Geschichte des Bistums Regensburg und einem steinernen Zeugen der Seelsorge, wie er im süddeutschen Raum, soweit ich weiß, einmalig ist.“













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