Das Freilandmuseum Oberpfalz in Neusath verbindet mit seinen Ausstellungen die Vergangenheit mit der Gegenwart. Das Amt für Ländliche Entwicklung wählte diesen Ort bewusst für den Tag der "Integrierten Ländlichen Entwicklung" Oberpfalz und nannte die Veranstaltung "Work-Life-Challenge".
Kurt Hillinger, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung in der Oberpfalz, sprach beim jährlichen Treffen der Akteure der "Integrierten Ländlichen Entwicklung" (ILE) am Dienstag im Freilandmuseum über die "rasante Veränderung der Arbeitswelt". Er zeigte sich überzeugt: "Der Wandel bietet enormes Potenzial und eröffnet neue Perspektiven für das Arbeiten auf dem Land." Arbeit präge und gestalte eine Region, so Hillinger. Er beobachtete: "Handwerk, Land- und Forstwirtschaft sowie die Industrialisierung haben die Kulturlandschaft der Oberpfalz geformt und die Baukultur in den Dörfern geprägt."
Carola Burkert vom Institut für Berufsforschung kam beim Blick auf die Statistik zu dem Schluss: "Der Arbeitsmarkt in der Region ist gut aufgestellt." Dem verarbeitenden Gewerbe gelinge es, abgewanderte Beschäftigte wieder in die Heimat zurückzuholen und damit dem demografischen Wandel zu begegnen. Die Sozialwissenschaftlerin bemerkte "eine Tendenz zur Höherqualifizierung der Fachkräfte" und sieht darin gute Voraussetzungen für die Bewältigung des Wandels in der Arbeitswelt.
Thomas Falter hat Elektrotechnik und Betriebswirtschaft studiert, war Projektmanager in einem Industriekonzern und ist heute Professor für Unternehmenskommunikation an der Fakultät "Business und Management" der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. Er selbst habe nur wenige Tage in seinem Leben gearbeitet, sagte er: "Der Rest war Spaß." Diese Freude an der Beschäftigung sei entscheidend für das berufliche Fortkommen. Falter fühlt sich als "Sparringspartner" seiner Studenten, ermuntert sie zum lebenslangen Lernen und erklärt ihnen, wie wichtig Freude an der Arbeit sei.
"All euer Arbeiten geschehe gemeinsam", umschrieb Ordensmann Hermann Josef Kugler seinen Vortrag. Der Leiter der Prämonstratenser-Abtei Speinshart referierte über "die Lust und die Plage der Arbeit". Seine Mitbrüder arbeiten als Seelsorger, Religionslehrer und Referenten. Mit ihren Einnahmen bestreiten sie das gemeinsame Klosterleben.
Bezirkstagspräsident Franz Löffler machte auf die Veränderung der Arbeitswelt im ländlichen Raum bewusst. In den 1980er Jahren sei Ostbayern "die verlängerte Werkbank industrieller Metropolen" gewesen, verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit, so Löffler. Heute gehöre der ländliche Raum zur Vorzeigeregion, weil sich die Wertigkeit von Arbeit verändert habe. In einem Szenenspiel erinnerten Rita Heindl und Erasmus Gerhards vom Ovigo-Theater an die Arbeit im Mittelalter und daran, wie schwer es damals für junge Leute auf dem Land war, einen Partner zu finden.
Einmal im Jahr treffen sich Umsetzungsbegleiter von ILE-Projekten zu einem Treffen. Zu den Teilnehmern gehören Mandatsträger, Bürgermeister und Akteure aus den Kommunen. Nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stärker" schließen sich immer mehr Gemeinden zu einer ILE zusammen – einer "Integrierten Ländlichen Entwicklung". Daniela Wehner erklärt: Ohne ihre eigene Identität aufzugeben, erarbeite diese Gemeinschaft Lösungen zu aktuellen ökonomischen, ökologischen und sozialen Fragen. Sie organisiert zusammen mit Michael Neft das jährliche Treffen. Als aktuelle Aufgabenfelder nennt sie Demografie, Digitalisierung, Klima- und Hochwasserschutz sowie Gesundheitsvorsorge und Energieversorgung. Das Amt unterstützt Kommunen bei Zusammenarbeit und Umsetzung von Projekten. Mittlerweile haben sich 155 von 223 Oberpfälzer Kommunen zu 17 ILEs zusammengeschlossen.
Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE)
- Ziel: Zusammenschluss von Gemeinden zur gemeinsamen Entwicklung der Region
- Aufgabenfelder: Klimaschutz, Digitalisierung, demografischer Wandel, Energieversorgung
- Ansprechpartner für die Kommunen: Sieben Ämter für Ländliche Entwicklung in Bayern
- Beteiligung: 155 der 223 Oberpfälzer Kommunen zu 17 ILEs vernetzt
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