„Da war ich ja noch nie heroben.“ Ein Satz, der am vergangenen Sonntag im Nabburger Mähntor sehr oft zu hören war, in den verschiedenen Etagen, aber auch auf der Galerie, die für manche Besucher ungeahnt reizvolle Aussichten in alle Blickrichtungen bot.
Gerade das aber ist die Intention, die dem „Tag des offenen Denkmals“ zugrunde liegt: Einblick in üblicherweise verschlossene oder nur selten zugängliche historische Bauten oder Räume zu ermöglichen, um so neue Perspektiven zu eröffnen.
Mit Erstaunen erkundeten die zahlreichen Besucher, die sich die Chance einer Besichtigung nicht entgehen lassen wollten, ein unerwartet mehrstöckiges Gebäude, dass sichtbar in der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts auch noch bewohnt war, und erfuhren dazu Interessantes aus seiner Geschichte. Ursprünglich ein wichtiges Element der schützenden Stadtbefestigung, personell besetzt und mit strengen „Öffnungszeiten“ geregelt, schwebte Jahrhunderte später verkehrsbedingt bereits das Damoklesschwert des Abbruchs über dem Torturm.
Dass das wohlproportionierte, einzigartig reizvolle und markante Gebäude die Gäste in Nabburg heute noch so charmant begrüßen kann, ist der Intervention der Denkmalpflege, dem Willen der Stadtväter und kreativen Alternativlösungen zu danken. So verbindet die Umsetzung einer zusätzlichen, parallelen Durchfahrt das Mähntor, hier realisiert um 1904, rein optisch mit dem Obertor, wo dies 1914 noch perfekter gelang.
Während Letzteres als das wohl meist fotografierte und künstlerisch umgesetzte örtliche Bauwerk anzusehen ist, avancierte das „Mähntor“ zum echten, identifikationsstiftenden „Wahrzeichen“. Von Karl Schmidt-Wolfratshausen als Motiv für das Plakat und die Festpostkarte der Jahrtausendfeier 1930 erkoren, wie in einer Bilderfolge historischer Mähntor-Fotos zu sehen war, modifizierte man in den 1970er Jahren sogar das Stadtwappen dahingehend.
Irrtümlich, wie Stadtheimatpfleger Raphael Haubelt bei seiner Wahrzeichen-Führung als Zusatzangebot dieses Tages anmerkte: „Statt die Abbildung im Wappen, wie es auch über dem äußeren Spitzbogen des Mähntores prangt, mit diesem realen Bau zu identifizieren, symbolisiert sie einfach die befestigte Wehrhaftigkeit und das gefestigte Bürgertum dieser Stadt.“
Welche weiteren „Wahrzeichen“ man mit Nabburg verbindet, zeigte er – dem Motto des Denkmaltages entsprechend – einer größeren Gruppe Interessierter bei einem Spaziergang vom Mähntor im Zwingerweg hinauf zum Obertor, dessen adäquate Historie in Bild und mit Dokumenten anschließend von Stadtarchivar Gotthard Kemmether vor Ort erläutert wurde. Ergänzt wurde das Programm mit Erläuterungen zum Fotorückblick „100 Jahre Jugendwerk“, anhand dessen Stadtheimatpfleger Raphael Haubelt mit Details und kleinen Anekdoten bei den Zuhörern manche Erinnerung wachrief.
Was ist der "Tag des offenen Denkmals"?
- Der Tag des offenen Denkmals findet jährlich am zweiten Sonntag im September statt Die Aktionen haben ein jeweils wechselndes Thema/Motto - heuer: "Wahrzeichen".
- Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert das bundesweite Programm als Teil der europaweiten "European Heritage Days".
- Zu diesem Termin öffnen vielen Städte und Kommunen selten zugängliche historische Denkmäler, die Fachleute oder Heimatpfleger vor Ort oder mit Führungen erklären.
- Nabburg hat sich heuer nach längerer Pause wieder mit dem Mähntor und dem Obertor beteiligt, was bei Einheimischen wie Auswärtigen auf großes Interesse stieß.
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