Getreu dem Motto der Remise "Kultur hinterm Rathaus" eröffnete am Mittwochabend die Ausstellung "Spatland Teil 2". Diesmal beschäftigen sich die Exponaten überwiegend mit dem Spat-Abbaugebiet Nabburg-Wölsendorf. Zur Ausstellungseröffnung konnte Eigentümer und Initiator, Franz Grundler, stellvertretenden Landrat Jakob Scharf, Bürgermeister Armin Schärtl sowie Raimund Kottwitz begrüßen,, der einen Großteil seiner ererbten Mineraliensammlung für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.
Siegfried Pfeiffer als Zeitzeuge des Flussspat-Abbaus im Nabburg-Wölsendorfer Gebiet konnte Auskunft geben, ebenso Konrad Reichart, der Betreiber des ehemaligen Besucherbergwerks. Schärtl gratulierte Franz Grundler zur die Erweiterung dieser Ausstellung, beschreibe diese doch eine wichtige Etappe in der Geschichte der Stadt Nabburg.
Wichtiger Teil der Region
Stellvertretender Landrat Jakob Scharf ist als passionierter Heimatforscher auch ein profunder Kenner des Bergbaus in der Region. Als "stolzer Betreiber des Braunkohlemuseums" in Steinberg am See unterstütze er alles, was in der Oberpfalz an den Bergbau erinnert. Er dankte Franz Grundler für seinen Einsatz, die Geschichte des Flussspatbergbaus zu dokumentieren. Der Bergbau sei zwar schon lange Geschichte in der Region, und in nicht allzu ferner Zeit wird auch der Kohleabbau in Deutschland eingestellt sein. Bei allem Verständnis für die Bedürfnisse des Klimaschutzes: Die Kohle könne und dürfe nicht nur verteufelt werden, so Scharf.
Es gehe auch um eine geschichtliche Dimension. "Viele Gemeinden wären ohne Bergbau nicht zu dem geworden, was sie heute sind", so Scharf. Das gelte etwa für Stulln, teils auch für Nabburg, aber besonders für Wackersdorf, Steinberg oder Dachelhofen, die durch die harte Arbeit der Bergleute zu den reichsten in Bayern geworden waren. Ohne den Bergbau gebe es das Oberpfälzer Seenland nicht. Der Bergbau gehöre zu unserer Region, gehört zum Landkreis Schwandorf. "An einem solchen Tag sollte die Solidarität den Bergleuten im Osten Deutschlands gelten, denen man durch einen plötzlichen Kohleausstieg nicht von heute auf Morgen ihre Existenz nehmen darf", sagte Scharf. Im Braunkohlemuseum Steinberg gibt es auch eine Vitrine mit Flussspat aus dem Nabburg-Wölsendorfer Gebiet.
Das Flussspatgebiet beiderseits der Naab war etwa 15 Kilometer lang und 7 Kilometer breit rund um die Orte Lissenthan, Stulln, Wölsendorf, Schwarzach, Altfalter und Weiding. Rund um Wölsendorf gab es etwa 50 Stollen, von denen nur knapp ein Drittel wirtschaftlich interessant war. Wenn man die Bergbaugeschichte unserer Region noch weiter zurück verfolge, so Scharf, stelle man fest, dass bereits im Mittelalter in der Nähe von Wölsendorf Silber und Blei abgebaut wurde. Es gibt sogar aus dem Jahr 1534 eine Bergwerksordnung.
Bergwerk geschlossen
Ab 1900 begann um Wölsendorf/Stulln der Abbau von Flussspat, der nach dem Zweiten Weltkrieg von weltwirtschaftlicher Bedeutung war. 1951 bis 1960 wurden eine Million Tonnen abgebaut. 1937 wurde der inzwischen legendäre Heinrich-Kocher-Stollen eröffnet, 1952 wieder stillgelegt. Das vom Bergknappenverein Wölsendorf erschlossene Besucherbergwerk musste 2009 aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Der Verein habe aber nicht resigniert, sondern pflege die Erinnerung und Tradition weiter. Dafür bedankte sich Scharf im Namen des Landkreises.
Neben den Stullner Bergwerken, der Grube Hermine (bis 1973 in Betrieb) liegt ihm persönlich der Reichhart-Schacht am Herzen. Vielleicht gebe es hier doch noch eine Lösung, die den Erhalt des Besucherbergwerkes gewährleisten könne. Initiator Franz Grundler führte durch die Ausstellung. Tafeln, Bilder, Exponate und Tondokumente geben detaillierte Einblicke in das ehemalige Flussspatrevier Nabburg-Wölsendorf und in die Arbeitswelt, Geräte und Traditionen der Bergleute.
Ergänzend dazu gibt es eine Foto-Sonderausstellung von Klaus Kurz mit Bergbau-Bildern. Die Ausstellung ist bis 23. Juni jeden Sonn- und Feiertag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Grundler dankte besonders der Familie Kottwitz für die Unterstützung der Ausstellung.
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