Die viele Nabburger kennen die Perlensterne schon, die im Eine-Welt-Laden in der Pfarrbücherei St. Johannes verkauft werden. Aber wo kommen sie eigentlich her und welche Geschichte steckt dahinter?
Im Januar 2019 konnte eine Gruppe aus der Pfarrei Nabburg an den Ursprung dieses Kunsthandwerks in Südafrika reisen und hat damals nicht nur neue Ware, sondern auch viele Eindrücke und Hintergrundinformationen mitgebracht.
Archivbild: bph
Im Jahr 1976 gründete die Mallersdorfer Schwester Sola Schaumann - eine gebürtige Riedenburgerin - in Nkandla, Provinz KwaZulu-Natal (Südafrika), die Sizanani-Huts. Zulu-Frauen aus der Umgebung des Klosters kamen regelmäßig zu ihr, um Handarbeiten, Nähen und Grundzüge der Hauswirtschaft und des Gärtnerns zu lernen. Dabei brachten sie ihre traditionellen Perlen-Handarbeiten mit. Sr. Sola griff dieses Kulturgut auf und schuf für die Frauen einen kleine Einkommensquelle, indem sie ihnen das Bastelmaterial zur Verfügung stellte und dann die fertigen Arbeiten abkaufte.
Dieses Einkommen ist auch heute noch bitter nötig in einer Gesellschaft, die von einer 80%igen Arbeitslosigkeit geprägt ist und in der die Frauen oftmals alleinerziehend sind, weil ihre Männer in der weit entfernten Großstadt versuchen, etwas Geld zu verdienen. Damit werden die Frauen mit ihrer Heimarbeit oft zum einzigen verdienenden Mitglied in der Familie. Sie verdienen das Geld durch ihre Arbeit, und müssen es nicht als Almosen annehmen. Das ist enorm wichtig, um ihnen Selbstwertgefühl und Würde zu erhalten. Gleichzeitig erhalten sie ihre alten Kulturtechniken lebendig und finden selbst eine Form, sich individuell und künstlerisch auszudrücken.
Nebenbei überliefern sie der jungen Generation das Erbe ihres Volkes. Viele von ihnen sind nie in die Schule gegangen, aber durch ihre Mitarbeit bei Sizanani-Huts können sie Erfolg erleben und ihre Familien ernähren. Einige machen ihre Perlenarbeiten im Schatten der Sizanani-Huts, während andere in kleinen Gruppen beisammensitzen und voneinander lernen, wie sie ihre Perlenkunst, ihre Schilfflechtarbeiten, ihr Nähen, Sticken und Töpfern perfektionieren können. Für sie alle, Alt und Jung, ist der kreative Prozess eine Quelle von Stolz und Freude - und auch des Bewusstseins, neue Herausforderungen meistern zu können.
In den 1970er Jahren haben die ersten Frauen in den "Huts" ihr Können verfeinert und traditionelle Gegenstände hergestellt; jetzt sind ihre Enkelinnen in der Initiative, perfektionieren und modernisieren Arbeitstechniken und Produkte, so dass Neues und Aufregendes entsteht. Inzwischen hat sich die Initiative unter der Leitung von Sr. Selina Baloyi weiter entwickelt zu einem differenzierten Kunsthandwerksprojekt mit dem hoffnungsfrohen Ziel, weitere Frauen auszubilden und sie in ihrer gesellschaftlichen Position zu stärken. Sr. Sola feierte im Januar 2020 ihren 100. Geburtstag. Sie wurde für ihre Arbeit 2017 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Viel wichtiger aber ist, dass über Nkandla heute viele Sterne der Hoffnung leuchten.
Seit 1955 helfen Klosterschwestern aus Mallersdorf in Nkandla, in der Provinz KwaZulu-Natal, den Menschen, die von Aids betroffen sind, den Kranken und Sterbenden, und den vielen Kindern, die durch die Krankheit ihre Familien verloren haben.
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Beim Abschied stellten die Mitschwestern fest: „Sister Eobarda ist richtig aufgeblüht!“ Sie sieht voll Freude ihrem Heimaturlaub in diesem Sommer entgegen. Bis dahin darf Sr. Eobarda (links) in der heimatlichen Decke kuscheln, die Pfarrer Lorenz (rechts) zur Erinnerung an die beeindruckende Ordensfrau überreichte.
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"Sizanani" bedeutet so viel wie wir arbeiten zusammen". Über all die Jahre bauten die Schwestern ein Waisenhaus auf und ein Ausbildungszentrum zur Selbsthilfe.
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Die soziale Struktur innerhalb eines Kraals war streng patriarchalisch aufgebaut. Eine solche Siedlung wurde vom Familienvater geführt. Seine Frauen mit ihren Kindern bewohnten jeweils ihre eigene Hütte, die meist um den Rinder-Kraal angeordnet waren. Diese Ordnung ist heute vielerorts zusammengebrochen, da die Generation von 18 bis 44 Jahre durch HIV beinahe ausgestorben ist.
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Die ärmlichen Familienverhältnisse eines Patenkindes konnten in den zurückliegenden Jahren Schritt für Schritt verbessert werden. Neueste Errungenschaft ist ein Regenwassertank für das Gießwasser des kleinen Gartens zur Eigenversorgung mit Kartoffeln und Gemüse. Vereinzelt sind Menschen bis über eine halbe Stunde und länger unterwegs, um sich Wasser zu holen.
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Sehnlichster Wunsch der Schwestern war ein Ersatz für die defekte Christbaumbeleuchtung. So hatte die Nabburger Delegation gleich mehrere Varianten mitgebracht. Traditionell weiß für die deutschen Schwestern und farbenfroh bunt für die einheimischen Sisters. Joseph Ferstl und Pfarrer Hannes Lorenz (von links) übergaben sie zu treuen Händen an Sr. Melinda (rechts), mit den Worten: „Das nächste Weihnachten kommt bestimmt., dann brennen Kerzen aus Nabburg und erinnern an die Heimat.“
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Sr. Arnulfina (Resi) Schöberl aus Pondorf, Gemeinde Winklarn, (3. von links) freute sich sehr über den Besuch ihres Neffen Markus Schöberl (links). Sie ist seit über 53 Jahren beim Konvent der Mallersdorfer Schwestern in Südafrika und war bis zu ihrem Ruhestand als Lehrerin in Vryheid tätig. Mit auf dem Erinnerungsbild (rechts) Sr. Melinda, eine Rheinländerin, verantwortlich für die Einzelpatenschaften und Sr. Ärztin Dr. M. Ellen Lindner (2. von links), die Gründerin und Leiterin der Sizanani Outreach Programme.
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Neben Nkandla mit 3500 Einwohnern gibt es keine Dörfer und Städte in der Region. Sie ist zersiedelt in unzählige Kraals, die nur auf Feldwegen oder manchmal auch nur über unwegsame Trampelpfade erreicht werden können. In den sogenannten „Homestates“ leben über 100 000 Menschen weit verstreut.
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Die Regierung bemüht sich die Infrastruktur auszubauen. Aber es sind leider noch nicht alle Kraals an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen oder es fehlt das Geld um den Strom zu bezahlen. Zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse hat der Staat vor 12 Jahren angefangen etwas abseits der Hütten graue Toilettenhäuschen auf zu stellen (links im Bild).
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Eine Lehmhütte, an deren Frontseite der Schlagregen die Lehmbausteine langsam aber sicher auflöst. Die Hütte ist Behausung für eine alleinerziehende junge Frau, alleingelassen mit zwei Kleinkindern. Ihre Schwester liegt nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt im Hospital. Einen Vater für die Kinder „ist nicht bekannt“. In beiden Fällen ist nach Auskunft der Sozialarbeiterin eine Vergewaltigung vorausgegangen.
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Die Devise ist: helfen, wo die Not am größten ist, dort, wo die staatlichen System versagen. Beim Besuch in den Familien erlebt man bedrückende Verhältnisse in den grasgedeckten, nicht immer regendichten Rundhütten, teils aus Lehmwänden und -böden, ganz zu schweigen vom spärlichen Inventar. Dennoch geben sich die Menschen gastfreundlich und fröhlich. Ein einziger Plastikball sorgt für große Freude bei Mutter und Kind beim Besuch der Sozialarbeiterin (rechts).
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Viele Waisen sind sich selbst überlassen und werden von ihren Großeltern oder den minderjährigen Geschwistern erzogen. Eine 87-jährige Uroma (2. von links) kümmert sich um ihr beiden Urenkel, ein Mädchen mit 10 Jahren und einen Jungen mit 7 Jahren. Der Vater sitzt im Gefängnis. „Es fehlt die Mutter und der Vater für die Kinder und die Pflege für die Uroma“, so übereinstimmend Sozialarbeiterin Thilisiwe (links) und Fahrer Sabelo (rechts):
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Durch Spendengelder konnte 2017 ein neues Projekt gestartet werden: "Hähnchen zum Essen und Geldverdienen". Ziel ist es die Last der Armut zu lindern und gleichzeitig zu lernen, auf den eigenen Füßen zu stehen.
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Kunstvollen Schmuck aus kleinen Glasperlen herstellen, das ist eine der Möglichkeiten für Zulu-Frauen sich in Heimarbeit etwas Geld zu verdienen. Nicht das prächtige Geschmeide aus der Anprobe (Bild), jedoch bunte Armreifen und Ohrgehänge, Sterne und andere Perlenarbeiten gibt es im Eine-Welt-Laden der Pfarrbücherei Nabburg.
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Wer etwas nicht Alltägliches für die Adventsdekoration oder den Weihnachtsbaum sucht und gleichzeitig helfen mag, wird im Eine-Welt-Laden in der Pfarrbücherei fündig. Schöne Olivenholzschnitzereien direkt importiert aus Bethlehem und Perlensterne von den Sizanani-Huts aus Südafrika sind im Sortiment. Darüber hinaus sind eine große Auswahl von Kaffee-Sorten, darunter auch der beliebte "Nabburger-Christkindl-Kaffee" sowie "faire" Bio-Schoko-Nikoläuse im Angebot.
Sr. Sola feierte im Januar 2020 ihren 100. Geburtstag. Bei der Begegnung 2019 hatte die Nabburger Delegation unter Reiseleitung von Pfarrer Hannes Lorenz die Gelegenheit, diese außergewöhnliche Frau persönlich kennen zulernen.
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