Als hätten sie an der Tür geläutet, lässt die Handglocke das Raunen der Zuschauer in der voll besetzten Kleinen Nordgauhalle verstummen. Per lyrischem Prolog werden die Besucher des Woodpop-Theaters herein gebeten in jenes märkische Landhaus des 19. Jahrhunderts, in dem gerade Charlotte, Cäcilie und Clementine, Erbinnen der „Heckendorf“-Brauerei, fast zeitgleich zur alljährlichen Sommerfrische eintreffen.
Unisono schwarz gekleidet, differenziert nur per farbigem Haarband, lässt jede der Schwestern bereits durch ihr erstes Auftreten tendenzielle Charakterstärken oder auch -schwächen erahnen. An der Grenze zum familiären Bindeglied unter den Dreien fungiert seit fast 30 Jahren Diener Rudolf, den Peter Maier schauspielerisch mit zunächst reserviert-höflicher Manier, zwischendrin teils trocken-sarkastischem Unterton und später frivol-witzigen Wesenszügen ausstattet.
Lohn für schöne Stunden
Rudolf war den Damen diskret und separat „stets zu Diensten“. Doch nun, da sich bei ihm nach all den Jahren erste Anzeichen körperlicher Ermüdung zeigen, einhergehend mit permanentem Reizhusten, plant er ähnlich „einem alten Elefanten, der sich zurückzieht“, die drei Grazien zu verlassen und die Welt zu bereisen. Zur Finanzierung erinnert er seine drei „Gespielinnen“ an deren ihm als Lohn für „schönen Stunden“ in Aussicht gestellten Erbanteil.
Doch sowohl die leicht naive-romantische Clementine, als auch die oberflächlich süßliche, anderseits aber auch militärisch-masochistisch veranlagte Cäcilie und ebenso natürlich Charlotte in ihrer wirtschaftlich kühlen Art, erteilen ihm eine Abfuhr. Mit großer Leidenschaft agierend, bietet sich natürlich Monika Zwack, Tine Fiala und Ute Czichon bei diesen „Einzelgesprächen“ die Gelegenheit, ihre Figuren durch die vom Publikum so geliebte Mimik, Gestik und akzentuierte Pointierung auszuleben.
Spätestens, als die drei Perlen unwissentlich und unabhängig voneinander als Reaktion auf Rudolfs Drohung, „intime Geheimnisse“ innerfamiliär und per Presse preiszugeben, beim Sonntagstee anhand einer Zeitungsnotiz über Mordmöglichkeiten sinnieren, wird ihr bühnenreifes Potential deutlich. „Hatten wir nicht immer Rattengift im Haus?“, erkundigt sich die eine. Auf einen weiteren Vorschlag, „Ich würde die Funktionsweise so eines neumodischen Blitzableiters ausprobieren!“, folgt prompt als Einwand das dazu nötige Gewitter. „Und was machst du im Winter?“, entgegnet die andere, worauf sie erfährt: „Da kann man ja Eiszapfen als Mordwaffe nutzen. Die schmelzen und alle Spuren sind verwischt!“ Am realisierbarsten scheint dann doch wohl Arsen zu sein.
Suche nach probaten Mitteln
So gingen die Protagonisten zunächst zu Bett und das Publikum in eine kurze Pause. Während die einen danach mit Spannung auf den Fortgang zu ihren Plätzen zurückkehrten, wandelten die Akteure im Schlafrock durch die nächtliche Kulisse, um im Kerzenschein einzeln oder paarweise auf Extratour wahlweise im Likör- oder „Arzneischrank“ nach probaten Mitteln zu suchen. Stets ertappt vom wachsamen Rudolf, begegnete dieser Clementines Ausrede der Schlaflosigkeit auch beim dritten Mal unbarmherzig mit der Einnahme von Baldrian.
Nicht zuletzt dank der komödiantischen Ader von Monika Zwack gelangen dem ganzen Ensemble hier genial gespielte Szenen um dem folgenden „Showdown“ die Bühne zu bereiten: „Abends intim, morgens förmlich“, fasste Rudolf dazu einleitend zusammen, um danach mit Andeutungen und Ankündigungen für aufregende Verwirrung zu sorgen. „Ich hätte mich abgefunden, wenn man mich nicht so abgefunden hätte“, kündigte er die unabwendbaren Folgen an, nach welchem Rezept er die Damen beim „Fisch zu viert“ nun „abgespeist“ hatte. Genaueres sei nicht verraten, feststeht aber: Das Publikum hatte auch „in diesem Fall“ eine Mordslust beim Zuschauen.
Das Stück "Fisch zu viert"
- Autoren: Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer
- Eine der erfolgreichsten Kriminalkomödien der letzten 40 Jahre
- Darsteller: Ute Czichon (Charlotte), Tine Fiala (Cäcilie), Monika Zwack (Clementine) und Peter Maier (Rudolf)
- Weitere Aufführungen: Freitag, 26. April, und Samstag, 27. April, jeweils um 20 Uhr in der kleinen Nordgauhalle.
- Kartenvorverkauf: Optik Schmuck Maier in Nabburg
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.