Nabburg
20.01.2019 - 12:36 Uhr

Zwei Premieren auf einmal

Am bitterkalten Samstagabend wird der Castillonsaal im Nabburger Stadtmuseum Zehentstadel in angenehmes Licht getaucht. Ein Premierenabend in zweierlei Hinsicht steht an.

Tenor Adnan Barami überzeugte mit seiner künstlerischen Darbietung und eindrucksvollem Gesang. Bild: Freya Stöckl
Tenor Adnan Barami überzeugte mit seiner künstlerischen Darbietung und eindrucksvollem Gesang.

Das Landestheater Oberpfalz (LTO) gastiert zum ersten Mal im historischen Castillonsaal in Nabburg und führt zugleich die Premiere des Theaterstücks "Die Winterreise" auf. "Hierzu wurde ganz bewusst eine außergewöhnliche und stilvolle Location gesucht, die man im Castillonsaal gefunden hat. Hier ist Platz für 50 Besucher, die Veranstaltung ist restlos ausverkauft" freut sich die Pressesprecherin des LTO, Anna Kunz.

1827 komponiert

"Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh' ich wieder aus" - mit diesen Versen beginnt "Die Winterreise", einer der bekanntesten Liederzyklen der Romantik. In 24 Episoden beschreibt der namenlose Wanderer seine enttäuschte Liebe und die Gründe, warum es ihn in die Einsamkeit der Winternacht zieht, durch die er wandert. Franz Schubert komponierte "Die Winterreise" im Herbst 1827 mit den Texten von Wilhelm Müller. Seitdem ist der Liederzyklus nicht nur zu einem der bekanntesten Werke der Romantik avanciert, sondern hat zahllose andere literarische, musikalische und dramatische Werke inspiriert.

Tenor Adnan Barami, der den namenlosen Wanderer mimt, brilliert mit höchster Schauspiel- und Gesangskunst. Exzellent in Besetzung am Klavier begeistert Jakob Schröder das Publikum. Im Verlauf des Zyklus wird der Theaterbesucher immer mehr zum Begleiter des Wanderers, der zentralen Figur der Winterreise. Dieser zieht nach einem Liebeserlebnis aus eigener Entscheidung ohne Ziel und Hoffnung hinaus in die Winternacht.

Im Theaterstück wird deutlich, dass es sich in den 24 Episoden um einzelne Eindrücke des jungen Wandermannes handelt. Auf den vielen Stationen seines Weges ist er zunächst starken Stimmungsgegensätzen von großer Freude bis hin zu hoffnungsloser Verzweiflung ausgesetzt - musikalisch durch den häufigen Wechsel des Tongeschlechts verdeutlicht -, bevor sich allmählich eine einheitliche, jedoch vielfältig schattierte, düstere Stimmung durchsetzt.

Am Ende des Zyklus trifft der Wanderer auf den Leiermann, der frierend seine Leier dreht, aber von niemandem gehört wird. Die Melodie erstarrt hier zur banalen Formel, das musikalische Leben hat sich verflüchtigt und das Gefühl scheint aus einem erloschenen Herzen entwichen zu sein.

Verschiedene Deutungen

Mit der Frage "Willst zu meinen Liedern deine Leier dreh'n?" endet die "Winterreise". Manche sehen in diesem Lied die Kunst als letzte Zuflucht dargestellt, andererseits wird der Leiermann, dem der Wanderer sich anschließen will, auch als Tod gedeutet. Eine weitere Deutung sieht in der "ewigen Leier" den Ausdruck der Qual eines hoffnungslosen, aber immer fortdauernden Lebens.

Für Regie und Bühne zeichnet Till Rickelt verantwortlich. Er bekam, ebenso wie die Hauptdarsteller Barami und Schröder, kräftigen Applaus sowie Standing Ovations vom Publikum. Weitere Aufführungen des Stückes finden am 26. und 27. Januar, jeweils um 20 Uhr statt. Restkarten können im Kartenbüro in Leuchtenberg unter Telefon 09659/93100 sowie im Internet unter www.nt-ticket.de oder an der Abendkasse erworben werden.

 
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