Neudorf bei Georgenberg
18.03.2020 - 10:10 Uhr

Neudorf im Blickwinkel der Geschichte

Die ehemalige Gemeinde bestand bis zum 31. Dezember 1970. Dann folgte die Eingliederung nach Georgenberg.

Ein Blick in Richtung Neudorf mit der Grundschule der jetzigen Gemeinde Georgenberg (hinten, links). Bild: pi
Ein Blick in Richtung Neudorf mit der Grundschule der jetzigen Gemeinde Georgenberg (hinten, links).

Der Ortsteil Neudorf zählt wie Schwanhof und Galsterlohe zu den neueren Gründungen in der jetzigen Gemeinde Georgenberg. Nach den Aufzeichnungen des bereits verstorbenen ehemaligen stellvertretenden OWV-Vorsitzenden Franz Schacht wurden sie begünstigt durch die Industrie, das Hammerwerk in Neuenhammer sowie die Alt- und Neufürstenhütte in Böhmen, standen jedoch nicht im Einklang mit der Fürstlichen Kammer.

Dieser ging es zwar auch um das Wohl der Untertanen, eher aber um deren ernährungssichere Lebensgrundlage. Deshalb bevorzugte sie die Ansiedlung bäuerlicher Anwesen, sah aber auch die zu erwartenden Steuer- und Zinseinnahmen. Daher war man der Bautätigkeit der ersten Ansiedler nicht abgeneigt. Als die Brünster sich beschwerten, ihre Weidegründe würden durch die Neubauten dezimiert, musste Oberamtmann von Manner, der die Bautätigkeit befürwortete, Rechenschaft ablegen. Dies tat er in einem Brief vom 24. Juni 1784.

Der Vorschlag, die öden Gründe aufzuteilen und den Neusiedlern zur Urbarmachung zu überlassen, fand bei der Fürstlichen Kammer trotz der Aussicht auf höhere Zinseinnahmen wenig Gehör. Im Antwortschreiben vom 10. Oktober 1784 schlug die Kammer einen recht scharfen Ton an, wobei sie die Neusiedler übel klassifizierte. Unter anderem sprach sie, „dass diese neuen Ansiedelungen nichts als Bettler und Diebesfamilien vermehren werden. So sehen wir uns gezwungen, den Bau dieser Häuslen gänzlich zu untersagen.“

Wäre es nach dem Willen des fürstlichen Hauses gegangen, sähe das Bild der Gemeinde heute ganz anders aus. Von Manner rechtfertigte sich in seinem Antwortschreiben vom 25. Dezember 1784. Dabei stellte er einige Dinge richtig und begründete seine Siedlungspolitik. Ein wichtiger Aspekt war die Glasherstellung in der Neufürstenhütte. Ihr Betrieb und der Vertrieb der Produkte, der nicht überregional organisiert war, sondern von erfahrenen Händlern bewerkstelligt wurde, bedurften zahlreicher Arbeitskräfte und zogen viele Menschen an.

Die Rechtfertigung muss den fürstlichen Zorn etwas besänftigt haben, denn in der Anweisung vom 5. Juni 1785 wurde gestattet, „die Urbarmachung derley öden Plätzen weiter zu befördern und damit den armen Theil der Unterthanen zinsverträglich damit zu versorgen“.

Das Wohlwollen hielt aber nicht allzu lange an. Nach Meinung der fürstlichen Kammer waren unverhältnismäßig viele Häuser erbaut worden. Auch trafen wohl neue Beschwerden der alteingesessenen Anwohner ein. Wegen eines Briefs vom 14. Juli 1786 machten sich der Waldthurner Richter und seine Helfer schleunigst an die Arbeit. Schon am 6. Juli 1786 legten sie eine umfassende Aufstellung vor, die Baujahr und -weise der Häuser sowie den Beruf der Bewohner wiedergab. Demnach gab es auffallend viele Händler und Glasmacher, Rechenmacher oder Waldarbeiter. Politisch blieb Neudorf bis zum 31. Dezember 1970 eine selbstständige Gemeinde. Dabei bildete sie den Standesamtsbezirk für die Nachbarkommunen Brünst, Dimpfl, Georgenberg und Waldkirch.

Nach der Volksabstimmung am Kirchweihsonntag im Oktober 1970 wurde Neudorf mit den damaligen Ortsteilen Neukirchen zu St. Christoph, Schwanhof, Gehenhammer und Vorder-Waldheim wie Brünst, Dimpfl, Georgenberg und Waldkirch aufgelöst und zum 1. Januar 1971 in die neue Gemeinde Georgenberg eingegliedert. Letzter Bürgermeister Neudorfs war Adolf Herold, dem die Bürger der neuen „Großgemeinde“ dann auch das Vertrauen als Gemeindeoberhaupt schenkten. Herold war dann bis 1984 im Amt und von 1978 bis 1984 zugleich erster Gemeinschaftsvorsitzender der zum 1. Mai 1978 gebildeten Verwaltungsgemeinschaft Pleystein.

 
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