Normalerweise ist der Tubist ein Einzelkämpfer, sitzt alleine im Orchester, meistens in hinterer Reihe neben den Schlagwerkern, fällt mit seinen Basstönen nicht weiter auf. Bei Andreas Martin Hofmeir stehen in seinem Ensemble "European Tuba Power" gleich vier Tubisten in vorderster Linie, im Rampenlicht. Das, was sie in dem Konzert am Mittwochabend ihren schweren Instrumenten entlockten, darf man schon als sensationell bezeichnen: basslastig, mitreißend, umwerfend.
"Wow", mögen sich viele Konzertbesucher gedacht haben, "welche Virtuosität!". Die vier begnadeten Tubisten beherrschten ihre Instrumente hervorragend und entlockten ihnen eine solche Bandbreite an Tönen, auch sehr hohe, die man so wohl anderswo nicht zu hören bekommt. Kein Wunder, hat doch Ausnahmemusiker Hofmeir mit Michael Engl (Südtirol, Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz), Constantin Hartwig (Semperoper Dresden) und dem Ungarn János Mazura, der eigens mit dem Auto aus Budapest angereist war, vier der besten Tubisten Europas um sich versammelt. Ergänzt wurde das Quartett durch den hervorragenden Schlagzeuger Christoph Huber aus Nürnberg.
Für Hofmeir ist die Tuba, von allen Instrumenten das Jüngste, daher perfekteste, "der letzte Schrei, die Krönung der Schöpfung", wie er bei seiner humorvollen Moderation feststellte. Die Musikgeschichte vor der Erfindung des Bassinstruments 1835 bezeichnete er als "prähistorisch". Welche Musik man mit der Tuba, dem Instrument des Jahres 2024 der deutschen Landesmusikräte, machen kann, bewiesen die vier eindrucksvoll. Ihr Repertoire reichte vom Auszug aus der 5. Symphonie von Beethoven über Ungarische Gypsy-Musik bis Rock von AC/DC und Techno. In seiner Moderation trug Hofmeir aus seinem Buch "Hundsgemeine Instrumentalkunde", in dem er die Tuba über alle anderen Instrumente satirisch erhöht, einige Schmähgedichte vor.
Während der erste Teil des Konzerts mit Jazzstandards, Musik von Haindling oder klassischen Titeln noch relativ getragen über die Bühne ging, wurde im zweiten Set richtig Party gemacht. Rock von den Red Hot Chili Peppers, der Hit "Esposito", "Wake me up" von Avicii, Techno, Latins oder die Zugabe "Bubamara" (Marienkäfer) aus der ungarischen Volksmusik trieben dem letzten Zuhörer den Schweiß auf die Stirn. Das Konzert dieses äußerst ungewöhnlich besetzten Ensembles und die Virtuosität der Musiker wurden für viele zum unvergesslichen Erlebnis.
Service
Programm am Schafferhof
- Nächstes großes Konzert: "Stoppok: Teufelsküche", die Tour mit Band am 8. November, 20 Uhr.
- Infos: www.schafferhof-zoigl.de
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