"Wo bitte geht’s nach San Remo?" Das fragt sich Freddy aus Berlin bald, nachdem er sich mit seiner neuen Handy-App aus Versehen in die 50er Jahre befördert hat. "Was ist ein Handy? Ist das englisch? Da ist ja keine Schnur dran!" Diese Fragen seiner neuen Bekannten Peter, Alexander und Conny bringen Freddy fast aus dem Häuschen. "Wie bitte? Lebt Ihr hinterm Mond?" Nein, nicht hinterm Mond. Sondern angetan mit dem neuesten Schick der Zeit - im Jahr 1959! Und weil den Dreien (Gitarre, Akkordeon, Gesang) ein Bassist fehlt, laden sie Freddy kurzerhand ein. Auf die Reise nach San Remo in Italien. Zu einer Schlagerrevue im Palasthotel. Live-Übertragung! Im neuen Auto, einem DKW junior Baujahr 1959, Cabrio. Dem jedoch kurz vor San Remo der Sprit ausgeht. "Komm ein bisschen mit nach Italien", genauso wie "Zwei kleine Italiener", die gerne zuhause wären, fordern sie Freddy auf.
Doch ebenso wie Freddy fragen sich auch die drei anderen: Wo kommt der denn her, mit seiner schlampigen, zerrissenen Jeans? "Kauf da wo gscheits zum Anziehn" fordern sie ihn auf und drücken ihm ein Bündel Lire-Scheine in die Hand. "Lire? War schon wieder Währungsreform?" fragt Freddy nach, der noch immer nicht fassen kann, dass er 60 Jahre zurückgebeamt wurde.
"Conny und die Sonntagsfahre" begeistern mit ihrer Musikrevue von, gespielt wie ein kleines Musical, das Schafferhof-Publikum. Ein großer Chor entsteht, alle singen mit, nicht nur die Refrains, sondern sämtliche Strophen der beliebten alten Schlager. "Mandolinen und Mondschein" sprach die romantischen Seelen an, und besonders die jungen Frauen in der ersten Reihe, die Peter beim Singen mit den Augen anflirtete. Der jüngste Fan war wohl der etwa Achtjährige, der neben Oma so richtig aus sich heraus ging und ebenfalls mitsang und den Takt mitklatschte. Dann kam Freddy vom Einkauf zurück. Statt des zerlumpten Berliners stand da plötzlich ein sehr eleganter Mann mit Anzug, Krawatte und Hut. Und sehnsuchtsvoll sang Conny vom "weißen Mond von Maratonga", wieder begleitet von einem großen Publikumschor, der sich zurückgesetzt "in ihre Zeit" fühlte. "Für Conny tu ich alles" schmeichelte sich Peter bei der Sängerin ein, was bei Freddy und Alexander zu Augenrollen führte. Und bei Alexander zusätzlich zu einem seiner unvermeidlichen Gedichte.
Conny musste zum Filmset um den Auftritt zu besprechen. Freudestrahlend erzählte sie bei ihrer Rückkehr, dass die vier Musiker 12.000 Lire bekämen! Das wären umgerechnet 20 Mark für jeden! Was bei dreien für Entzücken führte, stieß bei Freddy auf Unverständnis. "Wat kriegste denn heute noch für 20 Öggen"! maulte er. Peter rechnete nach "12 Mass Bier auf dem Oktoberfest"! Wie bitte? "Oder 10 mal ins Kino, Loge!" setzte Alexander hinzu. Freddy fiel vom Glauben ab.
Doch das ganze sollte sich noch steigern, sehr zum Vergnügen des Publikums, das bei "Ich weiß was, ich weiß was Dir fehlt" wieder jede Zeile mitsang. "Tumult im Schafferhof" nannte es Freddy. "Die singen wirklich alle mit!!" setzte er staunend hinzu. "Ich will keine Schokolade" maulte Conny, denn "ich will lieber einen Mann!" An der Copacabana sorgte der "Isti Bitsi Teenie Weeny Honolulu Strand Bikini" für Aufruhr.
Und dann war endlich der große Auftritt im Palast Hotel: "mit Peter Alexander, Conny Froboess, Vico Torriani und Caterina Valente" klang der Ansager aus dem Lautsprecher. Und mit Conny und den Sonntagsfahrern, die aus der unerschöpflichen Hitkiste dieses Jahrzehnts schöpften: "Sieben mal in der Woche" oder "Spiel noch einmal für mich Habanero", das Publikum hätte wohl am liebsten die ganze Nacht so durchgemacht. Entsprechend lautstark und frenetisch waren auch die "Zugabe"-Rufe. Leider gingen bald nicht nur "vom Stadtpark die Laternen", sondern auch das Bühnenlicht aus.
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