Die Stimmung musste gar nicht angeheizt werden. Fans aus allen Richtungen waren angereist, die Tenne proppenvoll bis zum letzten Stehplatz. Mit Rufen, Pfiffen und Vorschussapplaus lockten die Fans "ihre" Rock- und Blueshelden aus der Garderobe. Da standen sie stramm, stolz, schön und verwegen. Helmut und Herbert im Partnerlook, ganz in schwarz mit eisern-männlichem Blick. Dem nahmen verschmitztes Grinsen und sexy Hüftbewegungen die Schärfe. Vorschussapplaus gab es auch für den langhaarigen Drummer, der als einer der Wenigen wie ein Teil seines Instruments agiert, was er später bei einem langen und intensiven Drum-Solo, mit fliegenden Stöcken und wehenden Locken, noch beweisen sollte. Wieder einmal haben es die "Meilensteine der Musikgeschichte", wie sie ein Fan einst bezeichnet hatte, nach Neuhaus geschafft. Diesmal sogar in weiblicher Begleitung: mit Vroni und Kathi als Background-Sängerinnen, die zugleich "das Durchschnittsalter der Band um 40 Jahre senken" wie Jockl scherzte.
Seit mehr als 30 Jahren touren Reinhold Keck (Drums), Herbert Schwarzfischer (Bass), Helmut Süttner (Gitarre) und Jockl Peithner (Gesang, Leadgitarre) von Regensburg aus durch die Weite der Oberpfalz, produzieren dabei so nebenbei 10 CDs mit großartiger Musik. "Hightime" heißt die letzte, die sie immer wieder anpreisen. "Love is on the street" behauptet Jockl, und "I am a lucky man". Satter Westcoast-Rock und -Blues wabert über die Bühne, fährt den Fans ins Blut und in die Beine. Unterbrochen von Jockls unglaublichen Witzen und Erzählungen genießt das Publikum die Show. Mit "King of New Orleans", dem Westernsound bei "For we are cowboys" und der erotischen Reggaenummer "Sweet love", geschrieben angeblich für einen sehr kurzen und erfolglosen Kurzfilm, zeigen die vier ihre Vielseitigkeit. Das Publikum singt den Refrain mit.
Die "Saccos" holen garantiert keine Songs von anderen, auch wenn "Ten days of rain" mit der Zeile beginnt "Hey little girl, is your daddy home?" wie bei Bruce Springsteens "I'm on fire". Doch andere Musiker klauen wie die Raben. Da habe doch tatsächlich Bassist Herbert, als er vor vielen Jahren einsam durch die Wüste spazierte, ein Lied komponiert. Doch dann kamen zwei schwule Typen ("wos ma eitzt nimma sogn derf"), die es ihm klauten: "Staying alive". Das Original angeblich nicht von den Bee Gees, sondern von Herbert.
Zwischendurch wird es nachdenklich-bluesig. Dabei fällt auf, dass dann Jockls Stimme klingt wie die von Bon Jovi. "Some Angels fall", verbreitet Melancholie, die durch das Tempo von "Let your love shine on me" gleich wieder ausgelöscht wird.
Die vier "älteren Herren" sind noch immer so versessen aufs Musik spielen, dass die kurze Pause nicht ausreicht, sich wieder mit Brotzeit und Zoigl einzudecken. Und auch das Ende des Auftritts kommt nicht sofort. Nein, da werden noch zwei Zugabenblöcke angehängt mit der Einsicht "Old boys dream on", bis den Fans dann doch die Luft ausgeht.
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