Um die Bevölkerung zu sensibilisieren und die Einsatzkräfte für den Ernstfall zu schulen führte der Landkreis als erste Kreisverwaltungsbehörde der Region die Katastrophenschutzübung „Kranker Keiler“ durch.
„Alleine im Landkreis Neustadt wären 1100 Mastbetriebe mit gut 45.000 Hausschweinen betroffen“, erklärt der Örtliche Einsatzleiter Sebastian Windschügl von der BRK-Bereitschaft Neustadt. Beim Auftreten eines echten Falls wäre mit strengen Handlungsvorgaben für das ganze Bundesgebiet zu rechnen. Gerade aus diesem Grunde wäre es wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen den Einsatzkräften reibungslos funktioniert und die Handgriffe vor Ort sitzen.
Koordiniert wurde die Übung vom Katastrophenschutzzentrum in Neuhaus, die Leitung vor Ort war im ständigen Kontakt mit dem mobilen Einsatzleitfahrzeug am Forstbetriebsgebäude beim Grenzübergang Tillyschanz. Hier hatten sich Kräfte der Feuerwehr Eslarn, Bergwacht Weiden, bayerischen Staatsforsten und des BRK zur Übung eingefunden. Auch das Übungsgebiet im Waldgebiet beim Fahrbachtal in direkter Grenznähe wäre ein denkbarer Ort für eine Erstinfektion.
Der Übungsablauf ist klar strukturiert: Nach dem eingespielten Auffinden eines toten, positiv diagnostizierten Tiers beschließt das Landratsamt nach Artikel 15 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes Sofortmaßnahmen. Die notwendigen Einsatzkräfte werden alarmiert und in die Lager eingewiesen. Zwar findet beim Schweinepestvirus keine Übertragung auf Mensch oder artenfremde Tiere statt, jedoch muss eine Verbreitung auf andere Wild- oder Hausschweine möglichst vermieden werden. Daher wird die Feuerwehr eingesetzt, um weitere, eventuell kontaminierte Tiere im Bereich aufzufinden. Sehr schnell werden zwei verendete Wildschweine an die Einsatzleitung gemeldet, für die sofort ein sicherer Abtransport organisiert wird.
Nun sind die Spezialisten der Weidener Bergwacht gefragt: Mit zwei Spezialfahrzeugen, einem für extremes Gelände umgebauten VW Amarok sowie einem ATV, machen sich Zweierteams auf den Weg zu den durch die Feuerwehr gekennzeichneten Fundorten. Gerade hier können die Gebirgsspezialisten in Zusammenarbeit mit den Veterinären einiges an Wissen sammeln. So zeigt sich, dass das An- und Ablegen der Schutzausrüstung inklusive des doppelten Paars Handschuhe Schwierigkeiten bereitet. „Gerade die Ausrüstung erschwert die folgenden Arbeiten enorm“, erklärt Christof Vogel, ein Bergwacht-Einsatzleiter. Denn nun müsse unter eingeschränkter Bewegungsfreiheit das Tier steril verpackt, abtransportiert und entsorgt werden. Zusätzlich werde der Bereich um den Fundort mit Spezialkalk dekontaminiert.
„Wir können in unserem Kreis auf keine Einsatzerfahrung in diesem Bereich zurückgreifen, es ist aber gut möglich, dass ein solches Szenario bei uns zum Ernstfall werden kann“, sagt Landrat Andreas Meier. Aus diesem Grund sei die Übung auch dazu da, um Defizite bei den Schnittstellen der Einsatzkräfte aufzudecken. Es habe sich jedoch gezeigt, dass die Zusammenarbeit sehr gut funktioniere.
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