„Wenn’s an der Zeit is“, kommt alles wie es kommt, singt der bayerische Liedermacher Werner Schmidbauer am Samstag auf der Schafferhof-Bühne zu Beginn seines Konzerts. 16 Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, seit er das letzte Mal an gleicher Stelle sang. Es war also längst wieder einmal an der Zeit, die Herzen seiner Fans in der nördlichen Oberpfalz mit seinen Liedern zu erreichen. Das gelang ihm auch auf sehr ehrliche Weise.
In dem Konzert, in dem er viele Stücke aus seinem aktuellen Werk „Mia san Oans“ spielte, gab er nicht nur in seinen Liedern, sondern auch in seinen Erklärungen dazu sehr viel Persönliches preis. Zehn Jahre hat er musikalisch kreativ pausiert. Die „vogelwuideste Zeit“ für ihn, bekennt er. Persönliche Entscheidungen wie die schwere Trennung von seiner Frau, die neue Liebe, die Verlegung seines Lebensmittelpunkts von Bad Aibling nach Kempten wirbelten sein Leben kräftig durcheinander.
Manifest für Menschlichkeit
Ereignisse wie die Corona-Pandemie, Migration oder der Ukraine-Krieg haben ihn dazu bewogen, mit „Mia san Oans“ ein Manifest für mehr Menschlichkeit zu schaffen. „Wir müssen endlich wieder begreifen, dass wir eine Menschheit sind und es keinen Sinn macht, Kriege zu führen, Familien zu spalten oder Menschen aufgrund ihrer Meinung auszugrenzen. Das macht mich wütend“.
In den neuen Stücken führt er sein musikalisches Tagebuch weiter, so wie er es seit über 45 Jahren tut. Er singt in „Dei Licht“ in liebevoller Erinnerung an seinen Vater, in „616 Pflasterstoana“ über die Begegnung mit einem Mädchen in der S-Bahn und das „Schockverlieben“ in sie, singt vom Gipfelglück in „Herobn“ oder gibt in „Mir san Oans“ nicht nur ein menschliches, sondern auch ein politisches Statement ab. Schmidbauer will den Menschen mit dem Lied Mut machen, will ihnen verdeutlichen, dass es nur Miteinander geht und jeder mit jedem verbunden ist.
„Momentnsammler“
Der Liedermacher gibt aber auch ältere Stücke zum Besten. So haben das seine Fans auch von ihm erwartet. Die Bandbreite des Lebens beschreibt er in „Des Leben“. „Das Leben kann seltsam, wunderbar aber auch sehr gach sein“, stellt Schmidbauer fest. Schöne Momente sammelt er in „Momentnsammler“. Den Refrain von „Glück ghabt“, singen hier alle ebenso lautstark mit, wie von „Pack mit o“, dem Friedenslied seines Freundes Stefan Stoppok. Schmidbauer hat es ins Bayerische übersetzt.
Der Liedermacher überzeugt sowohl stimmlich, als auch mit seinem Gitarrenspiel. Auch wenn die Falten auf der Stirn seit seinem letzten Auftritt am Schafferhof tiefer geworden, das Haar sich vielleicht noch eine Nuance weißer gefärbt hat: Werner Schmidbauer hat noch immer viel zu erzählen. Das tut er sehr ehrlich und authentisch und dafür erntet er am Ende stehende Ovationen. Er bedankt sich dafür mit einem „Danklied“ an das Publikum. „Danke, dass ihr do seids“.
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