Die ließen sich in der Tenne des Schafferhofs nicht lange bitten, immer wieder mitzusingen, mitzuklatschen und – zumindest beim letzten Song – ein Tänzchen zu wagen. Die in der Muttersprache der Musikerinnen verlaufende, mit Englisch ergänzte Kommunikation bereitete den meisten Besuchern, die jedes Stück mit zustimmenden Olé-Rufen quittierten, wenig Probleme.
„Las Migas“ befinden sich seit einem Monat auf Tournee und stellten überwiegend Lieder ihrer neuen CD „Quatro“ vor. Die in Barcelona lebenden Musikerinnen offerierten spanische Melodien und Urlaubsfeeling, gepaart mit Rhythmus, Temperament und Emotionen. In ihrer Musik vermischt sich der Flamenco, bestehend aus Gesang, Gitarrenspiel, Händeklatschen und Tanzbewegungen, mit lateinamerikanischen Elementen, folkloristischen Klängen und - angereichert mit einer jazzigen Note – unnachahmlich zu einem neuartigen, wohlklingenden Ganzen.
In diesem schimmert unterschwellig die unterschiedliche musikalische Herkunft der Künstlerinnen durch: drei kommen vom Flamenco und der klassischen Gitarre, die Leadsängerin vom portugiesischen Fado, vom Jazz und Habanera kubanischen Ursprungs. „Las Migas“ – das sind die beiden leidenschaftlichen Rhythmus- und Leadgitarristinnen Marta aus Sevilla und Alicia aus Córdoba, die Violinistin Roser, die ihre Geige geschickt mit dem Bogen zum Staccato, Legato oder Détaché streicht, und die Sängerin Bego aus Salamanca mit ihrer außergewöhnlichen, mal rauchig-heiseren, mal klar akzentuierten und dominanten Stimme.
Eröffnet wurde das Konzert mit dem melancholischen „Con toda palabra“ (Mit ganzem Wort), gefolgt vom temperamentvollen „Vente con migo“ (Komm mit mir) und „Allí te esperaré“ (Dort erwarte ich dich) mit innigem Sologesang, klagender Geige und aufgelösten Gitarrenakkorden. Bei „Tangos de la repompa“ animierten die Musikerinnen die Besucher erstmals, einen Rhythmusbaustein mitzuklatschen. In „Larga vida al loco“ (Langes Leben dem Verrückten) wechselten bei flehendem Gesang langsame mit aufmunternden Klängen, ehe Bego mit „Soñé“ mit ausdrucksstarken Bewegungen träumte. Beim Gitarrenduett „La zarzamora“ (Der Maulbeerstrauch), arrangiert von Paco de Lucia, dem Großmeister des Flamenco, imponierten die grandiosen Tonfolgen und die rhythmische Umsetzung.
Nach der Pause zeigte Roser beim Geigensolo „Le Nuages“ zu Playback-Begleitung ihre Spielkunst mit schnellen Passagen und klagender Melodie. Beim Stück „Capricios de sol“ (Kapriolen der Sonne) schlug sie ihre Violine auch in gekonntem Akkordspiel mit hoher Geschwindigkeit an. Anmutig bewegte sich anschließend die Sängerin Bego zum Lied „La Tarara“ (Die Aufgabe) und steigerte sich, unterstützt von ihren Kolleginnen, in einen rhythmischen Gesang, zu dem alle im Saal durch Klatschen den Sechs-Achtel-Takt angaben und den Refrain „Leilei“ in zwei Gruppen mitsangen. Mitarbeit gefordert war auch bei „La Maleta“. Das dreistimmige, melodische Lied handelte davon, während der Tournee fern der Familie und der Freunde aus dem Koffer leben zu müssen. Wer verliebt sei, fragte Bego, um dann emotional „Mir ging es alleine gut“ (Con lo bien que yo estaba sola) zu singen. Die vielen „Otra“-Rufe (Zugabe) blieben schließlich mit dem Song „Vengo“ (Ich komme) nicht unerhört und gingen in einen lang anhaltenden Schlussapplaus über.
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