Neuhaus/Windischeschenbach
31.01.2019 - 09:45 Uhr

Mit zuckersüßer Stimme und Charme

Langweilt Sie Ihr Gatte? Möchten Sie ihn eintauschen gegen den strammen Schönen, der Ihnen gerade begegnet ist? Vergessen Sie es. Muskeln vergehen, Falten bestehen.

"Die Männer sind schon die Liebe wert", sagt Ballhausorchester-Sänger Peter Wittmann und droht charmant, "ich bin das Nachtgespenst, ich weck' Dich, wenn Du pennst". Der Auftritt der glamourösen Truppe im Schafferhof war ein Höhepunkt im Programm. Bild: gge
"Die Männer sind schon die Liebe wert", sagt Ballhausorchester-Sänger Peter Wittmann und droht charmant, "ich bin das Nachtgespenst, ich weck' Dich, wenn Du pennst". Der Auftritt der glamourösen Truppe im Schafferhof war ein Höhepunkt im Programm.

Solche oder so ähnliche Ratschläge hatte Peter Wittmann für die Damenwelt parat: "Behalten Sie Ihren eigenen Mann. Der Neue ist spätestens in zwei Jahren ebenfalls träge, uninteressant und übergewichtig." Wittmann und sein Ballhausorchester waren zu Gast auf der Schafferhof-Tenne.

Es sollte ein Benefizkonzert sein für eine besondere "Randgruppe": für Männer, Liebhaber, Kavaliere. Titel: "Die Männer sind schon die Liebe wert". Und es wurde nicht nur das, sondern ein besonders vergnüglicher Abend sowohl für diese Randgruppe als auch für den Rest der Damen und Herren im Publikum. Gespickt mit viel Humor, Witzen und Sarkasmus erlebten die Zuhörer eine Zeitreise durch mehr als 100 Jahre Schlager, Chansons und Couplets. Dabei verstand es der sehr elegant gekleidete Sänger, im Nebenberuf Arzt, Niveau und Spannung hochzuhalten. Sein langer Gehrock, das rote Einstecktuch und die rote Krawatte fesselten die Blicke der Damenwelt. Dazu der kühl-gelangweilte Blick und die gleichgültig hängenden Mundwinkel bei Behauptungen wie "diese Créme de la Créme der tollen Frauen im Publikum machen uns fast tollkühn". Mit Witzen und Sprüchen lockerte er das Musikprogramm auf: "Lebensende mit drei Buchstaben? Ehe!"

"Ich brech' die Herzen der stolzesten Fraun" - wer erinnert sich nicht an diese einst von Heinz Rühmann in verhaltenem Temperament abgegebene Behauptung? Auch Wittmann war sich sicher: "Ich hab' bei Frauen unendlich viel Glück." Mit einem stolzen, süffisanten bis pathetischen Jargon gab Wittmann jedoch nicht nur den Sänger mit leidenschaftlicher Hingabe und wunderbarem Tenor. Auch als Verehrer, Conférencier und Ratgeber verstand er es, das Publikum zu unterhalten. Manche wussten nicht mehr, dass Heinz Erhardt nicht nur witzige Gedichte, sondern auch Lieder erschuf. Etwa das über das Fräulein Mabel: "Sie bewohnt gleich nebenan 'ne mäibel-lierte kleine Wohnung unter'm Gäibel - Meine süße kleine Freundin Fräulein Mabel."

Umgeben von einem hochkarätigen Orchester mit drei Saxofonen (Markus König, Juri Smirnov, Georg Obermaier), Trompete und Posaune (Benno Engelhardt, Werner Schreml) sowie Thomas Stock (Schlagzeug), Horst Plössner (Piano), Oliver Hien (Geige) und Markus Fritsch (Kontrabass) behauptete der Sänger mit zuckersüßer Stimme, dass "Frauen keine Engel" sind. Der Tango "Oh, Donna Clara, ich hab dich tanzen geseh'n, oh, Donna Clara, du bist wunderschön!" hätte sicher einige Tänzer auf die leider nicht vorhandene Tanzfläche gelockt. Doch auch so genoss das Publikum die unsterblichen Lieder und Chansons, sang die Texte mit oder schwelgte in schönen Gedanken. Auch das swingende "mein Mädel ist nur eine Verkäuferin" von 1930 fand viel Applaus. Ebenso das Lied für faltige, bärtige Männer, die in ihrer Freizeit auf Berge steigen: "Was macht der Maier am Himalaya?" Sogar eine Anleitung zum Mord kam von der Bühne, über Evelyn, die nun "so schön in Terpentin" liegt.

Viele andere Raritäten aus dieser Zeit, etwa von Jaques Brel, Joachim Ringelnatz, Kurt Schwitters, oder eine melancholische Ballade von Ludwig Hirsch ließen die Zeit viel zu schnell vergehen. Einen guten Rat hatte der charmante Sänger noch an die Damen: "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da" und "Frauen brauchen einen Hausfreund". Damit war wohl alles gesagt. Bis auf die Zugabe-Rufe am Ende des Konzerts, die selbstverständlich nach Art von Gentlemen erhört wurden.

"Küss die Hand, gnädige Frau", singt Peter Wittmann. Bild: gge
"Küss die Hand, gnädige Frau", singt Peter Wittmann.
"Ich bin das Nachtgespenst, ich weck' Dich wenn Du pennst" - eine charmante Drohung des charmanten Frontmanns des Ballhausorchesters Bild: gge
"Ich bin das Nachtgespenst, ich weck' Dich wenn Du pennst" - eine charmante Drohung des charmanten Frontmanns des Ballhausorchesters
 
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