Neunburg vorm Wald
18.06.2023 - 13:05 Uhr

100 Jahre Festspielstadt: "Vom Hussenkrieg" Neunburg vorm Wald feiert Jubiläum

Vor 100 Jahren wurde die Festspiel-Tradition in Neunburg vorm Wald begründet. Grund genug, bei einem Festakt auf die Geschichte des "Hussenkriegs" zurückzublicken und verdiente Verantwortliche und Schauspieler zu ehren.

"Unser Festspielverein stellt die Geschichte unserer Stadt dar und hat Neunburg über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht", sagte Bürgermeister Martin Birner beim Festabend im Schlosssaal. Zur Feier der drei Anlässe "100 Jahre Festspielstadt Neunburg vorm Wald, 40 Jahre Burgfestspiel und 35 Jahre Festspielverein" begrüßte der Vorsitzende des Festspielvereins, Manuel Winkler, neben den ehemaligen Schirrmherren Marianne Deml, Anton Steininger, Stefan Ludwig, Lothar Höher und Dr. Richard Wagner die Festspieler sowie die Vertreter aus der Politik.

Mit Ehrenvorsitzendem Theo Männer und Ehrenmitglied Josefine Sauer hob er "zwei Urgesteine" hervor. Stellvertretender Landrat Richard Tischler bezeichnete das Neunburger Festspiel "Vom Hussenkrieg" als "eine der interessantesten und schönsten Veranstaltungen in der Stadt". Es stelle "ein Stück Geschichte im Landkreis" dar und sei ein "Stück Kultur, das unseren Landkreis auszeichnet." Somit seien die Festspieler "Botschafter des Landkreises".

Ehrenvorsitzender Theo Männer ging in seiner Rede auf die Geschichte des Festspiels ein, die im Jahre 1923 mit dem Festspiel "Die Hussitengeißel" begann. "Das Hauptanliegen damals war, ein Spiel über Hussiten, Hussitenkriege und Hiltersried zu verfassen", so Männer. Diese Mammutaufgabe wurde vom Initiator, Stadtpfarrer Johann Baptist Koller, umgesetzt, wobei als Bühne ein neu gebautes Vereinshaus diente. Zehn Jahre später fand eine Wiederinszenierung statt, allerdings unter den Vorzeichen des NS-Regimes.

Nach langem Stillstand nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Idee des Festspiels auf die Initiative von Männer und des heimatkundlichen Arbeitskreises wieder aufgegriffen, Anlässe waren 1983 der 600. Geburtstag von Pfalzgraf Johann sowie der 550. Jahrestag der Schlacht von Hiltersried. "In eineinhalb Jahren mussten Text, Schauspieler, Kostüme, Requisiten, Regisseur und Bühne beschafft werden, Geld war aber kaum vorhanden", stellte Männer dar. Auch dieser Kraftakt ist gestemmt worden, und das Festspiel konnte im Burghof als Freilichtveranstaltung aufgeführt werden.

Im Jahr 1988 wurde der Festspielverein mit Theo Männer als Vorsitzendem gegründet. Nicht zu vergessen sei die Leistung der Stadt: "Die Umgestaltung des Burghofes, die Bestellung des Regisseurs, der Aufbau von Bühne und Technik, die Bestellung des jeweiligen Schirmherren und letztlich die Finanzierung des Festspiels, all das leistet die Stadt." Nach vielen Jahren grandioser Aufführungen mussten von 2020 bis 2022 Corona-bedingte Pausen eingelegt werden. "In diesem Jahr startet nun das Festspiel mit neuem Ensemble", schloss Männer mit dem Wunsch auf erfolgreiche Festspielzeit.

In seiner Laudatio stellte Lothar Höher als Vertreter der Schirmherren das Verhältnis zu Tschechien und die Einordnung des Festspiels in den europäischen Kontext in den Mittelpunkt. Er machte einen Streifzug durch die Geschichte, stellte die Rolle von Jan Hus dar, ließ die Zeit des Nationalsozialismus Revue passieren und schlussfolgerte: "Das Festspiel hat die Versöhnung der Deutschen mit den Tschechen befördert." Von Anfang an sei in dem Stück "Vom Hussenkrieg" Verständnis für die andere Seite dargestellt worden, "das Festspiel beinhaltet viele Elemente gegenseitigen Verständnisses, es ist ein volksversöhnendes Stück". Höher wünschte sich, dass es auch in tschechischer Sprache erscheine.

Bevor die Ehrungen der langjährigen Mitglieder von Spielleiter Hans-Werner Habel vorgenommen wurden, erfreute die mittelalterliche Singgruppe "Sagensang" mit historischen Liedern. Mit der Ehrennadel für fünfjähriges Mitwirken im Festspiel wurden ausgezeichnet: Madeleine Birner, Alexander Trinkmann, Konrad Zimmermann. Manuela Gleixner gehört seit 15 Jahren zum Ensemble, Stefan Sorgenfrei und Christian Voith seit 25 Jahren. Gerhard Raab ist seit 30 Jahren Mitglied. Besonderer Dank galt Hans-Werner Habel, der als Festspielleiter seit 29 Jahren mitwirkt. Im Burggarten fanden bei einem Imbiss viele Gespräche über das Festspiel statt.

Info:

Die Entwicklung des Festspiels in Neunburg

  • 1923: Erstes Festspiel "Die Hussitengeißel"
  • 1933: Wiederinszenierung "Die Hussitengeißel" unter dem NS-Regime
  • 1983 bis 2019: Jährliche Aufführungen des Festspiels "Vom Hussenkrieg", es folgen zwei Jahre Pause wegen der Pandemie.
  • 2023: Neuanfang mit 130 Mitwirkenden, neuem Textbuch von Christina Fink, umgestaltetem Bühnenbild, erweiterten Gruppen innerhalb des Spiels. Neue Regisseurin Karin Michl. Premiere am Freitag, 7. Juli.
 
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