Neunburg vorm Wald
17.11.2023 - 11:42 Uhr

Bodentag in Neunburg vorm Wald: Gesunder Boden als wichtige Grundlage für Leben

Zum diesjährigen Bodentag in Neunburg vorm Wald kommen Experten aus Medizin und Landwirtschaft zusammen. Ein gesunder Boden bildet die Lebensgrundlage für Pflanzen, Menschen und Tiere.

Beim achten Bodentag in Neunburg vorm Wald befasste sich die "Interessensgemeinschaft gesunder Boden e.V." mit dem Aufbau und Erhalt humusreicher Böden und einer bodenschonenden Landbewirtschaftung. Statt auf chemischen Dünger setzen die Ökologen auf Mikroorganismen, Mischkulturen und Fruchtfolge.

Vorsitzender Franz Rösl hieß am Donnerstag in der Schwarzachtalhalle in Neunburg vorm Wald 250 Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland willkommen und betonte: "Ein gesunder Boden ist die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen." Der Diplom-Ingenieur und Humusforscher aus Regensburg ist überzeugt, "dass jeder Einzelne von uns zur Gesundung des Planeten beitragen kann". Der Arzt, Ernährungsmediziner und Landwirt Martin Grassberger hob die Bedeutung der Mikroorganismen für die Stärkung des menschlichen Immunsystems hervor und bedauerte, dass die Schulmedizin darauf zu wenig Rücksicht nehme. Denn: "Unsere Medizin ist nicht auf Prävention ausgerichtet."

Der Ökolandwirt Benedikt Ley-Röckenwagner fordert "ein komplettes Umdenken beim Ackerbau" und setzt beim Humusaufbau auf ein geschlossenes Kreislaufsystem aus Mischkulturen, Fruchtfolge und Mikroben. Maria Finckh arbeitet an der Universität Kassel im Fachgebiet "Ökologischer Pflanzenschutz" und beschäftigt sich mit der Welt der Mikroorganismen. Sie ist bestürzt darüber, "dass im Jahr weltweit 800 Millionen Tonnen Glyphosat auf den Feldern ausgebracht werden". Die Antibiotika dieses chemischen Unkrautvernichters gelangten in den Darm von Mensch und Tier. "Wir sollten das Bodenleben aber besser mit biologischem Pflanzenschutz ins Gleichgewicht bringen", so die promovierte Biologin.

Die Diplom-Geographin und Agrarwissenschaftlerin Andrea Beste ist Botschafterin des Bodenfruchtbarkeitsfonds der Europäischen Union und wirkt an der aktuellen Transformationsstrategie der EU mit, die eine ganzheitliche Herangehensweise an die Ernährungsgewohnheiten der Europäer zum Ziel hat. "Das ist eine ambitionierte Aufgabe", so die Wissenschaftlerin. Bei der EU sei aber inzwischen angekommen, "dass wir die Nährstoffüberfrachtung verringern und unser Ökosystem erhalten müssen". Der Immunologe und Chemie-Ingenieur Joe Smarda ist sich bewusst, "dass das Problem der Nährstoffüberfrachtung nur global zu lösen sein wird".

Erstmals war der Bodentag mit einem Praxisteil verbunden. Hemma Ehrnsperger leitet die Arbeitsgruppe "Mensch" innerhalb der Interessensgemeinschaft und wählte für den vorgeschalteten Praxistag das Thema "Vorbeugende Maßnahmen für die Gesundheit des Menschen". Beim Besuch eines "Bio-Saftgras-Betriebes" in Freihöls (Stadt Schwandorf) erfuhren die Teilnehmer, wie die Betreiber Christine Neumann und Konrad Kauzner Mikroorganismen einsetzen und warum sie beim Anbau der Gräser ohne Spritzmittel auskommen. Das Sprossengrün verschiedener Getreidesorten werde getrocknet, zu Granulat verarbeitet und über die Mundschleimhäute aufgenommen. "Wir bekommen immer wieder eine positive Resonanz von Kunden, denen es hernach besser geht", erklärt Konrad Kauzner. Das angebaute Gras enthalte Enzyme, die der Körper brauche.

Hintergrund:

Interessensgemeinschaft gesunder Boden

  • Gründung: Der gemeinnützige Verein wurde 2014 gegründet als internationales Netzwerk für den Wissenstransfer
  • Ziel: Aufbau eines humusreichen Bodens mit hoher Wasserspeicherung
  • Grundlage: Der Boden ist Grundlage für gesundes Wasser sowie gesunde Pflanzen, Tiere und Menschen
 
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