Mit Blick auf das letzte Hochwasserereignis vor einigen Tagen skizziert das Wasserwirtschaftsamt Weiden, wie die Schutzmechanismen ineinander gegriffen haben.
Beim jüngsten Hochwasserereignis kamen gleich mehrere Faktoren zusammen. Seit Mitte Januar befand sich der Oberpfälzer Wald unter einer Schneedecke. Dann setzte im Einzugsgebiet des Eixendorfer Sees starkes Tauwetter ein. Zudem führten flächendeckende kräftige Niederschläge dazu, dass die Schneedecke noch schneller dahinschmolz als nur durch das Tauwetter bedingt. Letztlich konnte das Wasser auf dem teilweise gefrorenen Boden nicht schnell genug versickern und kam zügig zum Abfluss.
Am Zuflusspegel des Eixendorfer Sees kam es daher zu zwei kurz hintereinander eintreffenden Hochwasserwellen. Jede dieser Wellen stellte für sich genommen ein Ereignis dar, dass statistisch gesehen ungefähr alle ein bis zwei Jahre vorkommt. Ein Blick in den Hochwassernachrichtendienst (HND) zeigt die Entwicklung des Abflussgeschehens: Während im Jahresmittel 4,3 Kubikmeter pro Sekunde in den Eixendorfer See fließen – in den Sommermonaten teilweise sogar unter einen Kubikmeter pro Sekunde – waren es Ende Januar und Anfang Februar in der Spitze knapp 40 Kubikmeter pro Sekunde. Dies entspricht in etwa einer Menge von 100 Badewannen mit je 400 Litern Fassungsvermögen – und das jede Sekunde.
Verträgliche Wassermenge
Ohne den Eixendorfer See als Zwischenspeicher wären diese Spitzenabflüsse von knapp 40 Kubikmetern pro Sekunde in die darunterliegende Schwarzach weitergegeben worden – zunächst in das Murnthal, dann durch die Stadt Neunburg vorm Wald und schließlich das Schwarzachtal bis zur Mündung in die Naab unterhalb von Pretzabruck.
"Da auch die zwei weiteren größeren Seitenzuflüsse Ascha und Murach durch Schneeschmelze und Regen erheblich angeschwollen waren, wären Überschwemmungen von bebauten Gebieten und schwere Sachschäden unvermeidbar gewesen", heißt es in der Mitteilung des Wasserwirtschaftsamtes. Seitens der Behörde wurde der Eixendorfer See deshalb so gesteuert, dass eine verträgliche Wassermenge in die Schwarzach unterhalb des Stausees abgegeben wurde. Zu keinem Zeitpunkt wurden mehr als knapp 14 Kubikmeter pro Sekunde – also nur ein Drittel des maximalen Zulaufs, in den Unterlauf der Schwarzach abgeführt.
Der Rest wurde im Eixendorfer See zurückgehalten. Dessen Wasserspiegel stieg daher in nur wenigen Tagen um über sechs Meter an, die Seefläche von im Normalfall etwa 100 Hektar auf über 150 Hektar.
Kapazität begrenzt
Auch wenn die Dimensionen riesig anmuten, ist die Kapazität des Eixendorfer Sees doch begrenzt. Beim aktuellen Hochwasser wurden in etwa zwei Drittel des zur Verfügung stehenden Volumens in Anspruch genommen. Erreicht der Wasserstand einmal die Höchststaumarke, also 100 Prozent Auslastung, kann kein Hochwasser von oberhalb mehr zurückgehalten werden. Eine Hochwasserwelle würde ungedämpft ins Schwarzachtal weitergegeben. "Leider sind die in die Zukunft gerichteten Wettervorhersagen nicht so belastbar, wie es für ein Abstauen des Eixendorfer Sees nur mit der ‘gewohnt‘ niedrigeren Abgabe notwendig wäre", heißt es von seiten des Wasserwirtschaftsamtes.
Auch ein wie aktuell durchgeführter moderater Abstau benötigt je nach Ausgangslage zwischen zwei und vier Wochen. Es müssen also Reserven vorhanden sein, mit denen auch unvorhersehbare Entwicklungen des Wetters und vor allem des Niederschlags weiterhin sicher „abgefangen“ werden können.
Je stärker der Ablauf gedrosselt wird, desto schneller sind diese Reserven aufgebraucht. Der Speicher könnte seiner Hauptaufgabe „Hochwasserschutz“ also nicht mehr nachkommen: ein Schreckensszenario für die unterhalb liegende Bevölkerung. Die genaue Steuerung eines Hochwasserrückhaltebeckens wie dem Eixendorfer See erfordert also ein großes Maß an Erfahrung und einen ständigen Abgleich zwischen dem vorhergesagten Zufluss und der Entwicklung im Unterwasser–und stellt in jedem Fall eine Gratwanderung zwischen den beiden Polen „Möglichst viel Wasser zurückhalten“ und „Möglichst viel Reserven offen halten“ dar.
Puffer beim Hochwasser 2021
- Der Wasserspiegel des Eixendorfer See stieg in nur wenigen Tagen um über sechs Meter an.
- Ungefähr 7,5 Millionen Kubikmeter Wasser, also 7,5 Milliarden Liter, wurden zwischengespeichert.
- Umgerechnet ergibt dies die Zahl von 18.750.000 „Badewannen".
- Die Seefläche stieg von im Normalfall etwa 100 Hektar auf über 150 Hektar an.
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