Auf den ersten Blick erfüllt Nostalgie pur die Eingangshalle des Schwarzachtaler Heimatmuseums, wo die Vitrinen fast überquellen von farbenfrohen Adventskalendern, die der Schwandorfer Sammler Helmut Weiß für die Ausstellung "24 Türchen bis Weihnachten" als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Ihm und seiner Frau Christel dankten Bürgermeister Martin Birner und Museumsleiter Theo Männer bei der Eröffnung dieser romantischen Kalenderschau, bei der sich die zahlreichen Besucher über eine vorweihnachtliche Stimmung erfreuen konnten. Sie erlebten aber auch die Wandlungen des Adventskalenders vor dem Hintergrund der politischen Geschichte.
Der allgemeine Dank galt auch Johannes Wiemann, der nicht nur diese Sonderausstellung sponserte, sondern auch einen stimmungsvollen Neunburger Adventskalender initiierte, den der Bayreuther Künstler Matthias Ose gestaltete. Die "Klanghölzer", die die Ausstellung eröffneten, überraschten mit einer wenig bekannten Version von "O, Tannenbaum", womit aber ein musikalischer Bezug zu einem der Ausstellungskalender hergestellt wurde.
"Adventskalender sind Zählhilfen, Zeitmesser, Zeitverkürzer bis Weihnachten", stellte Theo Männer zu Beginn seiner aufschlussreichen Einführung fest, in der er das Brauchtum in den Mittelpunkt stellte, daneben aber auch die Entwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts beleuchtete. Gemeinsam ist allen Formen von "Weihnachtsuhren" und Adventskalendern die besinnliche Vorbereitung auf das große Fest. 1920 taucht der "Türchenkalender" auf, der sich bis heute als die populärste Form des Adventskalenders erweist. Seine Blütezeit erfuhr dieser in den 20-er und 30-er Jahren.
Während der NS-Zeit werden im sogenannten "Vorweihnachtskalender" die christlichen Bilder und Symbole durch Weihnachtsmann, Runen und Sonnenräder ersetzt. Nach 1945 steht wieder die "friedliche Weihnacht" im Mittelpunkt, als die Künstler und die Druckereien an die Zeit vor 1933 anknüpfen. Es zeigt sich aber, dass die BRD und die DDR getrennte Wege gehen. Bei der Reglementierung der DDR werden Christkind, Krippe, Engel und der Nikolaus durch Kinder, Tannenbaum und Weihnachtsmann ersetzt. Aber auch im Westen erscheinen neue Motive wie Stadtansichten, Märchendarstellungen, Zwerge, Micky Maus und Comic-Figuren. Der oftmals üppig ausgestattete "Füllkalender" - mit Schokolade, aber auch anderen Überraschungen bestückt - folgt dem einfachen Türchenkalender. Der Adventskalender hat sich heute zum zweitgrößten Umsatzbringer im Weihnachtsgeschäft entwickelt.
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