Was gab es vor 600 Jahren zu essen? Wie wurde getafelt? Darauf gibt es keine einfachen Antworten, denn gerade im Mittelalter war der extreme Gegensatz von Mangel und Überfluss prägend für die Speisekarte der Menschen. Faszinierende Einblicke in die Kochtöpfe und Vorratskammern dieser Zeit gewährte der Historiker Jan H. Sachers der Festspielgemeinde bei einem Vortrag im Schlosssaal, wo zahlreiche Akteure auf und hinter der Bühne für ihren langjährigen Einsatz geehrt wurden. David Alesik und Maria Schneeberger umrahmten die Feierstunde musikalisch mit Werken von Suk, Chopin und Rachmaninow.
"Geschichte wird lebendig"
Der Vorsitzende des Festspielvereins, Helmut Mardanow, eröffnete die Feierstunde, bevor Bürgermeister Martin Birner das Engagement der Festspiel-Schar würdigte, „die seit 37 Jahren Heimatgeschichte im Burghof lebendig werden lässt“. Das Stadtoberhaupt lobte auch „die neue Handschrift des Festspiels“. „Wir haben das Stück zu lange in der traditionellen Form gespielt“, resümierte er und griff den Aspekt des Humors auf, der in manchen Szenen auf eine erfreulich subtile Art Einzug gehalten habe. „Das Schmunzeln gehört dazu!“ Den Spielern dankte er, dass sie die Neuausrichtung auf sich genommen haben. Anschließend zeichnete er zusammen mit dem Vorsitzenden und dem örtlichen Spielleiter Hans-Werner Habel Spieler und Akteure hinter den Kulissen mit Ehrennadeln und Urkunden aus.
Mit Pieter Bruegels bekanntem Gemälde aus dem Schlaraffenland eröffnete Jan H. Sachers aus Krautheim seinen unterhaltsam gestalteten Festvortrag zur „Ernährung im Mittelalter“, der in Einklang mit der mittelalterlichen Sozialstruktur durchgehend Gegensätze aufzeigte. Dem kulinarischen Luxus des Adels stand der Hunger breiter Bevölkerungsschichten gegenüber. Als zu Beginn des 14. Jahrhunderts Regen, Überschwemmungen und lange Winter in Hungerkatastrophen mündeten, feierte der Landesfürst eine Hochzeit, dass sich mit den zentnerweise belegten kulinarischen Genüssen die Tische bogen. Repräsentation und Prestigedenken prägten die adeligen Festmähler, wobei die Köche die Rolle von Künstlern hatten, die diese hochtrabenden Bedürfnisse erfüllten. Importierte Luxusgewürze wie Pfeffer, Ingwer, Zimt, Muskatnuss und Safran wurden in einer ansteigenden Werteskala vorgestellt.
Wein für den Adel, Bier fürs Dorffest
Für die einfachen Schichten war Brot das Grundnahrungsmittel mit 80 Prozent als Ernährungsgrundlage, wobei aber die verschiedenen Brotsorten aus Roggen-, Dinkel- und Weizenmehl auch als Statussymbol galten. Der Adel trank Wein aus Frankreich und Italien, während bei den bäuerlichen Dorffesten Bier ausgeschenkt wurde. Der Fleischanteil bei der Ernährung der einfachen Bevölkerung orientierte sich auch am Rang. Fische, Haus- und Wildgeflügel, Wildschweine, Hirsch, Hase und Biber kamen auch bei Bauern und Bürgern auf den Tisch, wobei aber die Stellung immer Quantität und Qualität bestimmte.
Bis zu 135 Tage im Jahr waren als Fasttage ausgewiesen. Die Speisekarte eines Bischofs im Jahr 1485 zeigt aber, dass mit der feinen Zubereitung von Fisch, Krebsen, Schmalzgebäck und Mandelgerichten auch die Fasttage sehr wohl kulinarisch aufzuwerten waren. Für den Großteil der Bevölkerung stand aber nicht der Genuss im Vordergrund, sondern das Bestreben satt zu werden.
Treue zum Festspiel
Bei der Feierstunde wurden langjährige Akteure der Burgfestspiele "Vom Hussenkrieg" mit Ehrennadeln und Urkunden ausgezeichnet. Die 5-jährige Ehrennadel erhielten Elena Birner (Bürgerkind) und Katharina Hermann (Musikantin). 10-jährige Ehrennadel: Anna Hellmuth (Bürgerkind), Susanne Koller (Maskenbildnerin, Bogenschütze, Marktfrau). 15-jährige Ehrennadel: Alexander Binder (Bürgerkind, Technik, Trommler, Erzähler, Hussit), Jana Drabková (Hussitische Mutter, Musikantin), Reinhold Röckl (Musikant, Hussit). 20-jährige Ehrennadel: Matthias Eckel-Binder (Bote, Musikant, Hussit, Hussit. Ritter Milos). 25-jährige Ehrennadel: Helga Kozlowski (Bürgerin, Musikantin). 30-jährige Ehrennadel: Karin Binder (Magd, Bäuerin, Hussit), Erich Lacher (Stadtrat Preu, Nabburger), Gudrun Volpini (Magd, Bäuerin, Maskenbildnerin). 35-jährige Ehrennadel: Georg Keil (Knecht, Ritter Stör).
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