Mit der Verpflichtung des Georgischen Kammerorchesters, ein vorwiegend aus Exil-Georgiern formiertes Ensemble der europäischen Spitzenklasse, ist dem Kunstverein Unverdorben ein Coup gelungen. Der Funke sprang aufs Publikum über, das den Musikern mit einem Beifallsorkan dankte.
Die Kontakte zu diesem Klangkörpers hatte – so eine Mitteilung des Kunstvereins Unverdorben – Maestro Reinhold Mages geknüpft. Zur zwölften Auflage des Gala-Konzerts sollte es ein Programm mit Meisterwerken der Wiener Klassik geben.
Vor dem Auftakt war allerdings beim Veranstalter Zittern angesagt. Telefonisch kam die Durchsage, dass der Orchesterbus kurz vor Regensburg im Verkehrsstau stecken geblieben sei. Die Ankunft verzögerte sich um knapp eine Stunde, die Anspielprobe wurde zeitlich auf 30 Minuten begrenzt und das Konzert begann mit einer Viertelstunde Verspätung.
Die 250 Gäste wurden dann mit einer vor Temperament sprühenden Ouvertüre zu "Le nozze di Figaro" von W. A. Mozart hinreichend entschädigt. Das Vorspiel zur Oper und das nachfolgende Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488 sind fast gleichzeitig 1786 entstanden. Der 29-jährige Pianist Alexander Maria Wagner verstand es, den typischen Mozart-Spirit zu verinnerlichen. Unüblicherweise hatte der Salzburger Meister die Kadenz zum Ende des ersten Allegro-Satzes auskomponiert. Später fügte Leopold Godowsky eine alternative Kadenz hinzu. 2014 studierte Wagner das Opus 488 ein und entschloss sich, seine Handschrift als "Wagner-Kadenz" einzuarbeiten.
Im Siciliano-Takt begann der langsame Mittelsatz, dem die seltene Tonart fis-moll einen weltentrückten Charakter gibt. Der emotionale Höhepunkt des Abend, bevor ein dahinsprudelndes Rondo-Finale überbordendes Lebensgefühl beschwört. Als solistische Zugabe sattelte Wagner einen weiteren Mozart drauf, den "Türkischen Marsch" aus der 11. Klaviersonate. Die Zuhörer bejubelten diesen Tasten-Parforceritt.
Nach der Pause präsentierten die Georgier einen jungen und, wie Dirigent Mages bemerkte, vor Kraft strotzenden Beethoven. In der 1803 fertig gestellten 2. Symphonie D-Dur op. 36 klingt in keinem Takt jene seelische Depression durch, in die der taub werdende Komponist geschlittert war. Die von Mages engagiert und impulsiv durch die Partitur geleiteten Georgier entwickelten eine feine Klangkultur. Eine glanzvolle Fortsetzung des Neunburger Beethoven-Zyklus.
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