40 Interessierte, unter ihnen auch Bürgermeister Martin Birner und der städtische Geschäftsleiter Georg Keil, konnten die beiden Förster – Matthias Baumgärtner von der Waldbesitzervereinigung Neunburg-Oberviechtach und Jörg Maderer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regensburg-Schwandorf – beim Infotag zum Thema Waldbewirtschaftung begrüßen.
Beim anschließenden Rundgang durch die Stiftungswälder stellten die beiden Förster laut einer Pressemitteilung der Waldbesitzervereinigung die wichtigsten Baumarten vor: Die Fichte mit ihrer vergleichsweise hohen Zuwachsleistung, sowie die Kiefer mit bisher gegebener Trockentoleranz, waren in den vergangenen Jahrzehnten die wichtigsten Wirtschaftsbaumarten in der Region. Anhand von Karten mit der natürlichen Verbreitung dieser Nadelbaumarten verdeutlichte Maderer, dass beide von Natur aus aber eher Regionen mit kühlerem Klima bevorzugen. Die Fichte stammt im Wesentlichen aus höheren Lagen der Gebirgsregionen, die Waldkiefer eher aus kühl-trockenen Regionen in Nord-Ost-Europa und dem borealen Nadelwald. Von dort aus haben sie in den vergangenen Jahrhunderten durch den Menschen weite Verbreitung als „Brotbaumarten“ der Forstwirtschaft gefunden, so auch in den tiefer gelegenen und wärmeren Regionen.
Grenzen für Fichte und Kiefer
Dort geraten beide Baumarten mit voranschreitender Klimaveränderung nun allerdings zunehmend an ihre Grenzen: Die länger werdenden Vegetationsperioden mit steigenden Temperaturen und ausbleibenden Niederschlägen schwächen die Vitalität dieser Nadelbäume. Schädlinge aus dem Reich der Pilze und Insekten haben damit leichteres Spiel, und führen bis hin zum Absterben von Einzelbäumen oder auch ganzer Waldbestände, wie nach den Trockenjahren seit 2015 in ganz Mitteleuropa festzustellen ist.
„Deshalb braucht der Wald der Zukunft auch andere, klimatolerantere Baumarten“, waren sich die Forstfachleute einig. In diesem Zusammenhang wurden bei der Begehung vor Ort auch trockenresistentere Laubbaumarten vorgestellt: „Neben der Buche ist dabei die Eiche diejenige heimische Baumart, die am weitesten auch ins warm-trockene Klima hineingeht“, stellte Maderer anhand ihrer Verbreitungskarte dar. Sie bildet auch dort noch Waldbestände aus, wo das für die Oberpfalz im Jahr 2100 vorhergesagte Klima bereits heute herrscht, beispielsweise in Südfrankreich, Spanien und Portugal. Deshalb freut sich der Förster sehr über die jungen, bereits mehrere Meter hohen Eichen, die der Eichelhäher in den vergangenen Jahrzehnten unter die alternden Kiefern gesät hat. „Allerdings ist die Eiche eine ausgeprägte Lichtbaumart“, ließ Maderer die interessierten Teilnehmer wissen. „Dementsprechend ist es forstfachlich aber auch zwingend erforderlich, dass im Altholzschirm über der jungen Waldgeneration beizeiten nachgelichtet wird, damit sie nicht aus Lichtmangel eingeht oder sich in ihrer Qualität schlecht entwickelt“.
Mehr Licht für Eichen
Vor diesem Hintergrund bat Maderer die Bevölkerung auch um Verständnis für die anstehenden Nachlichtungsmaßnahmen über den zukunftsfähigeren Jungbäumen. Denn in den nächsten Tagen werden im Wald am Pfifferlberg, nördlich der Solaranlage am Bärnhof, Fällarbeiten von Kiefern und Fichten erfolgen. Diese haben zum Ziel, den unter den Nadelbäumen heranwachsenden Eichen, Buchen und Douglasien zu mehr Licht und Wasser für ihre künftige Entwicklung zu verhelfen. Dabei wird während der Fällungsarbeiten der Radwanderweg in diesem Bereich zeitweise gesperrt werden.
Im Zusammenhang mit den anstehenden Holzerntemaßnahmen informierte Förster Matthias Baumgärtner die anwesenden Waldeigentümer auch über die aktuelle Holzmarktsituation sowie das Dienstleistungsangebot der Waldbesitzervereinigung Neunburg-Oberviechtach für ihre Mitglieder. Dies beinhalte, neben der Pflanzen- und Materialbeschaffung für den Waldumbau, insbesondere auch die Planung und Vorbereitung von Durchforstungen, sowie die Holzvermarktung.
Balance halten
Wichtig war sowohl Bürgermeister Birner als auch Förster Maderer zu betonen, dass die Holznutzung auf Grundlage eines anerkannten Forstbetriebswerks und damit in nachhaltigem Umfang stattfindet: „Es wird nicht mehr Holz aus dem Wald entnommen, als in gleicher Zeit wieder nachwächst“, versicherte der Förster. So können die Wälder der Spitalstiftung in Verbindung mit dem Anbau zukunftsfähigerer Baumarten auch künftig der Stiftung dienen und darüber hinaus auch ihre vielfältigen Funktionen für die Allgemeinheit erbringen. Neben der Bindung von Kohlendioxid, der Produktion von Sauerstoff und dem umweltfreundlichen Rohstoff und Energieträger Holz mit kurzen Transportwegen, nannten die Fachleute die Funktionen des Wasserrückhalts und der Wasserfilterung.
So wurde bei der Begehung deutlich, dass die Nutzung der Holzreserven heimischer Wirtschaftswälder aus Fichte und Kiefer und die Gestaltung zukunftsfähiger Wälder in Zeiten des Klimawandels keine Gegensätze darstellen, sondern einander bedingen und bei guter Planung Hand in Hand gehen.
Spitalstiftung Neunburg vorm Wald
- Aufgabe:In der Stiftungsurkunde von Pfalzgraf Ruprecht dem III. aus dem Jahr 1398 ist ihr Zweck mit folgenden Worten umschrieben: "Armen und siechen Leuten, die sich ihrer Krankheit halber mit Arbeit in dieser Welt nicht ernähren mögen, zu Trost und Hilfe".
- Waldbewirtschaftung: Vor dem historischen Hintergrund leistet die Bewirtschaftung der 140 Hektar Stiftungswald durch die Bayerische Forstverwaltung auch heute noch einen nicht unerheblichen Beitrag zur Finanzierung der Seniorenpflege im Neunburger Marienheim.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.