Ausgerechnet zum Auftakt der Marktszene, mit der jede Vorstellung eröffnet wird, begann es über Neunburg wie aus Kübeln zu schütten. Schirmherr Reimund Gotzel, der sich zusammen mit Partnerin Beate Rubenbauer an den Tänzen der Gruppe "Lumpenstiefel" beteiligt hatte, rettete sich zum übrigen Publikum unters schützende Tribünendach. Es war übrigens das erste Mal, dass es bei einer "Hussenkrieg"-Aufführung wieder regnete, seit die Stadt im Jahr 2017 die neue Dachkonstruktion erworben hatte.
Doch die Motivation der knapp 140 Mitwirkenden vermochte das "Schauer-Intermezzo" nicht hinwegzuspülen: Unverdrossen spielte die Hofmusik weiter, und als der Regen nach einer guten Viertelstunden abgezogen war, nahm das Ensemble sein Publikum zum heuer siebten Mal auf eine Zeitreise ins Jahr 1433 mit. Mit Spielfreude und darstellerischer Kraft sprang der Funke der Begeisterung auf die Zuschauerränge über. Als die Scheinwerfer zum Schlussapplaus angingen, erhoben sich zahlreiche Besucher von ihren Plätzen, um den Festspielern stehende Ovationen zu spenden.
Bei der Abschlussfeier des Ensembles im "Hussitenkeller" hatte Helmut Mardanow, Vorsitzender des Festspielvereins, seine Ansprache in Reimform gepackt. Unterstützt von Ehefrau Beate, kam er zunächst nicht umhin, die schlechte Probenmoral zu Beginn der Festspielzeit zu beklagen - sogar die Pferde hätten durch Abwesenheit geglänzt. Doch in der Folge, vor allem bei den Aufführungen, sei mit Leidenschaft gekämpft, gespielt und gesungen worden. Dies habe Begeisterung bei den Besuchern ausgelöst und Lob von allen Seiten eingebracht.
Nach der mittlerweile 290. Vorstellung seit der Uraufführung 1983 würdigte Mardanow auch alle Helfern, die bei Umsetzung, Organisation, Auf- und Abbau des Mittelaltermarkts geholfen hatten. Gleichzeitig verknüpfte er dies mit einem Dank an alle Unterstützer, Schirmherrn und Sponsoren des Festspiels.
Großes Kompliment. Ihr habt in allen Vorstellungen eine komplette Steigerung erreicht.
Bürgermeister Martin Birner blendete auf den Regenschauer zu Beginn der Aufführung zurück. Er sei froh, dass es der Schirmherr, Bayernwerk-Vorstandsvorsitzender Reimund Gotzel, rechtzeitig geschafft habe, "das Ruder herumzureißen". Er dankte Gotzel für seine Verbundenheit und die großzügige Unterstützung, sowie seinen Mitarbeitern, die zahlreich das Festspiel besucht hatten. Mit "Hut ab!" stellte Birner die Leistung des Ensembles heraus, das erneut mit Leidenschaft und Begeisterung gespielt habe. Er betonte, dass die Inszenierung von Regisseur Cornelius Gohlke dem Stück "richtig gut tut". Birner hoffte, dass die Mitwirkenden, vor allem auch die zahlreichen jungen Mitspieler, nächstes Jahr wieder mit auf der Bühne stehen.
"Wetter-Fehlgriff"
"Es tut mir leid", entschuldigte sich Reimund Gotzel für seinen "Wetter-Fehlgriff" zum Beginn der letzten Aufführung. Ansonsten jedoch habe er es "fast vollständig geschafft" seinen guten Draht nach oben zu beweisen. Es sei ihm zwar eine Ehre gewesen, "Hussenkrieg"-Schirmherr sein zu dürfen, doch noch mehr habe es ihm Freude bereitet. Dies sei das Verdienst des Ensembles gewesen, das ihn herzlich aufgenommen und ihn mit seiner Spielfreunde beeindruckt habe.
Von der "bisher musikalischsten Aufführung" des Festspiels sprach Regisseur Cornelius Gohlke. Sämtliche Zahnräder der Inszenierung hätten am letzten Abend ineinander gegriffen - "Auftritte, Abgänge, Lichtwechsel, Technik, heute hat alles super gestimmt". Im Rückblick auf die Zeit seit der Premiere habe das Ensemble es in sieben Aufführungen geschafft, sich komplett zu steigern.
Humoristische Einlagen der Mitwirkenden setzten erneut den Schlusspunkt unter die Feier. Diese waren heuer etwas mit kritischen Untertönen gewürzt. "Neunburg nennt sich Festspielstadt, doch davon ist nichts zu sehen, es fehlen Banner und Plakat, und nicht mal Fahnen wehen", hatte bereits Vorsitzender Mardanow gereimt. Diese Thematik grifft auch der Sketch "Des Gfrett mit dem Festspül" auf, dessen Darsteller im Stadtbild einen "Fleckerlteppich" aus alten Fahnen und neuen Werbebannern, teils mit unterschiedlichem Logo, ausgemacht hatten. Betont wurde aber auch, dass es eine Gemeinschaftsaufgabe für Bürgermeister, Stadträte, Verwaltung und alle Festspieler sei, den "Hussenkrieg" attraktiv zu halten. Zum Abschluss wünschte sich das formierte Gesangs- und Instrumentalensemble "Callich Singers" Trennendes zu vergessen und sich im nächsten Jahr wiederzusehen.
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