Hochmotiviert und voller Elan starteten die Festspieler des Neunburger „Hussenkriegs“ am Samstag in den Probennachmittag für die 40. Aufführung des historischen Festspiels. Einerseits freuten sie sich über die Entscheidung des Stadtrats, dieses kulturelle Aushängeschild der Pfalzgrafenstadt jährlich aufzuführen. Andererseits begeisterten die Neuerungen, die Regisseurin Karin Michl für die diesjährige Inszenierung plant.
Im Mittelpunkt steht dabei die orchestrale musikalische Begleitung der gesamten Aufführung, was bei der Probe der Eröffnungsszene bereits deutlich wurde. Mittelalterliche Klänge und ein schwermütiger, träumerischer Sologesang stimmen das Publikum als Kontrast auf das von Bedrohung und Krieg geprägte Festspielgeschehen ein.
16-jähriges Ausnahmetalent
Hinter der neuen musikalischen Gestaltung steht der 16-jährige Moritz Wutz aus Stamsried, Schüler des Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums in Cham. „Sein Musiklehrer hat ihn der Regisseurin als Ausnahmetalent für die musikalische Neugestaltung des Hussenkriegs empfohlen“, berichtet Manuel Winkler, Vorsitzender des Festspielvereins. „Wenn ich solche Aufträge bekomme, kann ich nicht nein sagen“, erklärt der junge Komponist, der bereits mit acht Jahren Stücke für Streichquartetts schrieb und Kompositionen für Kurzfilme und Youtube-Videos lieferte.
„Ich habe das alte Thema genommen und dazu Orchesterstimmen geschrieben“, verrät Moritz Wutz seine Herangehensweise an die neue Festspielmusik, an der er seit November vergangenen Jahres arbeitet. Dabei orientiert er sich auch an mittelalterlichen Instrumenten. Für die Umsetzung steht ihm jedoch kein reales Orchester zur Verfügung, alles erfolgt digital. Alle Instrumente werden auf dem Klavier eingespielt und dann im eigenen Tonstudio orchestral transformiert. Chorelemente werden allerdings auch live aufgenommen.
Hochkonzentriertes Arbeiten
Das Echo des Burghofs und mögliche Verzögerungen beim Spielablauf hat Moritz Wutz in das Frequenzspektrum eingearbeitet. Der Tontechniker muss beim Spielablauf hochkonzentriert reagieren und mit „Füllelementen“ die Musik anpassen, etwa wenn es beim Einsatz der Pferde im Schlachtengetümmel zu Verzögerungen kommt. „Die Schlacht wird neu gestaltet, länger, und bekommt einen anderen Schluss“, verrät Karin Michl, die zusammen mit ihrer Co-Regisseurin Verena Hergl zahlreiche Änderungen bei der diesjährigen Jubiläumsaufführung plant.
Der jugendliche Liebhaber Ottl erscheint in einem neuen Persönlichkeitsbild. Die brutal wirkende Hinrichtung des Hussiten Petr wird neugestaltet und das Schlusswort spricht Tristram, der verlorene Zenger-Sohn. Neue Mitspieler sind Marga und Richard Wagner sowie Barbara Feuerer und ihre Tochter Johanna aus Bruck – dort ist Regisseurin Michl ebenfalls beim Kultur- und Festspielverein engagiert.
Karin Michl hat auch schon die Inszenierung von 2026 im Blick: Dann sollen die Burghoffestspiele auf Grundlage eines neuen Buches umgesetzt werden. „Es wird viele neue Rollen geben“, prophezeit sie und hofft auf neue Spielerinnen und Spieler für das Neunburger Kulturevent. In dem geplanten Stück soll der grenzüberschreitende Aspekt noch stärker betont werden, deshalb sind weitere Spieler gefragt, die Tschechisch sprechen können.
„Vom Hussenkrieg“
- Premiere: Samstag, 12. Juli
- Weitere Termine: 18., 19., 25. und 26. Juli
- Beginn: jeweils 20.30 Uhr, Einlass ab 19 Uhr
- Tickets: Online www.neunburg.de, bekannte Vorverkaufsstellen und Abendkasse
- Preise: 19 Euro und 11 Euro (Vorverkauf), 20 Euro und 12 Euro (Abendkasse), Ermäßigungen möglich
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