(exb) Man kennt sie meist noch aus der Schule, Barockdichter wie Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen mit seinem "Simplicissimus Teutsch", den Lyriker Andreas Gryphius oder Martin Opitz. Ein "poeta laureatus" aber, ein "Dichterkönig", der in dieser Zeit vor den Toren Neunburgs geboren wurde, ist wohl so Manchem kaum ein Begriff: Georg Greflinger. Das Leben und Werk dieses Oberpfälzer Barockdichters steht am Mittwoch, 13. Juni, um 19 Uhr im Mittelpunkt eines Vortrags von Peter Pauly. Schauplatz ist der Schlosssaal.
Hirte an der "Asch"
In einem Vorbericht zu dieser Veranstaltung schreibt Dr. Reiner Reisinger, dass nicht eindeutig nachzuweisen ist, wann genau und wo der spätere Dichter, Schriftsteller und Journalist geboren wurde. Nach eigenen Angaben in dessen Schriften - er wäre zu Beginn des 30-jährigen Krieges "noch ungebohren" gewesen und hätte später am Bach "Asch" Schafe gehütet - gilt als erwiesen, dass Georg Greflinger um 1620 vor den Toren Neunburgs, wahrscheinlich in Unteraschau, auf die Welt kam. Im Kindesalter erlebt Greflinger die unerbittlichen Grausamkeiten des Dreißigjährigen Krieges am eigenen Leib: Beim Viehhüten muss er mit ansehen, wie marodierende bayerische Soldaten die Eltern und seine Geschwister ermorden und sein Elternhaus in Brand stecken. Der Knabe flieht nach Regensburg, wo er bei Verwandten unterkommt und das protestantische Gymnasium Poeticum besucht.
Beim Kurfürst angestellt
Danach beginnt für ihn ein unstetes Wanderleben, das ihn über Nürnberg nach Sachsen, Danzig und Frankfurt am Main führt. 1635 ist er als "Georgius Greblingerus Neoburgo Palatin" (Georg Greflinger Neunburg Oberpfalz) für ein Studium in Wittenberg eingeschrieben. In den 1630er Jahren fand er über einen Freund Anstellung am Dresdener Hof des Kurfürsten Johann Georg, für den er möglicherweise Kurierdienste leistete oder als Kriegsberichterstatter tätig war.
Gegen Ende des 30-jährigen Krieges lässt sich Georg Greflinger 1648 in Hamburg als "Notarschreiber" nieder. Er erwirbt für sich und seine Familie ein Haus und damit das Bürgerrecht der Hansestadt. Später richtet Greflinger, der sich in den Jahren zuvor bereits einen gewissen Ruf als Dichter erworben hatte, hier eine Druckerei ein und gibt unter dem Namen "Nordischer Mercurius" seit Anfang der 1660er Jahre eine eigene Zeitschrift heraus. 1677 stirbt Greflinger schließlich in der Hansestadt. Mit einem seiner letzten Worte charakterisiert er sein gesamtes Leben vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges: "Ein kranck und mattes Hertz/ein Alter vor der Zeit . . ."
Pseudonym "Celadon"
Für sein dichterisches Schaffen, aus dem zweifelsohne die bereits in den 1640er Jahren begonnene Verschronik "Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krieg" herausragt, wird Georg Greflinger noch zu Lebzeiten eine besondere Ehre zu Teil: 1653 wurde er nach antikem Brauch zum "poeta laureatus" (lorbeerbekränzten Dichterkönig) gekrönt und unter seinem Pseudonym "Celadon" in die hochangesehene Dichtergesellschaft des Elbschwanenordens aufgenommen.
Georg Greflinger selbst aber könnte auch noch auf anderem Wege in die deutsche Literatur eingegangen sein: Wegen der offenkundigen Parallelen in seiner Biografie zum Leben des "Simplicius" wird vermutet, dass Greflingers Vita Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen als Vorlage für den Helden in seinem großen Barockroman "Simplicissimus Teutsch" gedient haben könnte.
Die Stadt Neunburg hat ihren Dichter 1995 durch die Widmung einer Straße - der "Greflingerstraße" - geehrt.
Der Vortrag von Peter Pauly über Georg Greflinger ergänzt die aktuelle Sonderausstellung "Dreißigjähriger Krieg in Neunburg vorm Wald" im Schwarzachtaler Heimatmuseum. Diese rückt lokale Ereignisse dieser "deutschen Ur-Katastrophe" in den Mittelpunkt. Geöffnet ist das Museum bis in den September hinein jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Der Vortrag von Peter Pauly über Georg Greflinger ergänzt die aktuelle Sonderausstellung "Dreißigjähriger Krieg in Neunburg vorm Wald" im Schwarzachtaler Heimatmuseum. Diese rückt lokale Ereignisse dieser "deutschen Ur-Katastrophe" in den Mittelpunkt. Geöffnet ist das Museum bis in den September hinein jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
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