Unter fast 600 Ausdauersportlern hat der 47-jährige Neunburger Anfang September an diesem renommierten Traillauf-Wettbewerb von Garmisch-Partenkirchen nach Brixen (Südtirol) teilgenommen. "Im Rückblick war's eigentlich gar nicht so stressig", schildert Meier im Gespräch mit Oberpfalz-Medien, auch wenn er sich nach dem Zieleinlauf zunächst "fix und alle" gefühlt habe. Gleichzeitig aber sei dieses Erlebnis "wahnsinnig inspirierend" gewesen.
Durch Video begeistert
Rund drei Jahre vorher war der eigentliche Startschuss für "eines der größten Abenteuer meines bisherigen Lebens" (Meier) gefallen: Ein Film auf dem Videoportal Youtube weckt in Stephan Meier die Faszination für das Trail- oder Berglaufen. Der bisherige Hobby-Marathonläufer beim Neunburger Lauftreff - dessen Bestzeit für die 42,195 Kilometer bei knapp unter drei Stunden liegt - nimmt die neue Herausforderung in Angriff. "Der erste Probelauf hat mich gleich Bescheidenheit gelehrt", erinnert er sich. Für die 25 Kilometer und 1200 Höhenmeter beim Trail "Osser-Riese" im Bayerischen Wald braucht er fast 20 Minuten länger als für die Marathon-Strecke. "Trotzdem hat mich das geerdete Laufen in der puren Natur gepackt", erzählt der Familienvater.
Der gehegte Traum von einem Lauf über die Alpen wird im Juni 2017 konkreter: Bei den Bieler Lauftagen in der Schweiz - dieser Wettbewerb gilt als der berühmteste 100-Kilometer-Lauf - testet Stephan Meier, "ob ich eine Belastung von zehn Stunden laufen kann". Dafür hat er in den sechs Monaten zuvor fast 2000 Trainingskilometer abgespult - "als Marathonläufer war ich maximal 1400 Kilometer im Jahr unterwegs". Stephan erreicht das Ziel in 9:50 Stunden und nimmt die Erkenntnis mit: "Je länger die Strecke ist, desto mehr wird das Laufen zur Kopfsache." Der Körper könne die Herausforderung aushalten.
Unter anderem auf Strecken im Bayerischen Wald und am heimischen Schwarzwihrberg setzt der 47-Jährige das Training fort. Am Jahresende '17 und nach 2500 Laufkilometern scheint die Alpenüberquerung denkbar: Zehn Stunden Belastung am Stück sind für ihn möglich, ebenso kann Stephan Meier eineinhalb Stunden bergauf laufen. Auch seinen Laufpartner, der für die Teilnahme am Transalpine-Run vorgeschrieben ist, hat er gefunden: Der fast namensgleiche Stefan Meyer, ein 39-jähriger Ingenieur aus Erlangen, meldet sich am Silvesterabend über eine Läuferbörse im Internet. Die Chemie stimmt, als "Die Meiyers" wird das Duo auf die Strecke gehen.
Hartes Training prägt die kommenden Monate: Wettkämpfe und Testläufe mit dem Laufpartner summieren sich bis zum September auf etwa 2500 Kilometer und etwa 50 000 Höhenmeter. Ein besonderer Härtetest wird ein viertägiges Trail-Camp am Gardasee mit Steigungen von bis zu 35 Prozent. "Bis dahin wusste ich nicht, dass ich so schwitzen kann", erinnert sich Meier an die Strapazen.
Am 2. September um 9 Uhr fällt in Garmisch-Partenkirchen schließlich der Startschuss für den Transalpine-Run 2018. In den nächsten sieben Tagen kommt sich Stephan Meier "wie in einer Blase" vor. Die Strecke führt die Wettkämpfer von Bayern nach Tirol und übers Pitztal nach Südtirol. Beim Laufen auf Forststraßen, Jägersteigen, Pisten aus Schottern und Geröll und über Gipfel, Grate und Gletscher "konnte ich so richtig um- und abschalten", schildert der 46-Jährige, er sei "richtig in einen Flow geraten".
Die Kohlenhydrate-Speicher füllen die Läufer bei den "Pasta-Partys" in den Etappenorten auf. "Laufen, regenerieren, schlafen, laufen", so fasst Stephan Meier die Tagesabläufe zusammen. Besondere Anspannung habe er vor dem Start der Schlussetappe nach Brixen verspürt. "Jetzt auf den letzten Kilometern nur nicht verletzen", war die Devise. Doch das Abenteuer geht gut aus: Als 84. von ursprünglich 297 Läuferpaaren und auf Platz 16 in der Altersklasse "Master Men" überqueren "Die Meiyers" am 8. September die Ziellinie. Nach einer Abschlussparty am Abend fährt Stephan Meier - ausgestattet mit Finisher-Shirt und Medaille - in die Oberpfalz zurück. Und in Neunburg wartet eine Überraschung: Ehefrau Karin hat eine spontane Welcome-Back-Party mit der Familie und engen Freunden organisiert.
Je länger die Strecke ist, desto mehr wird das Laufen zur Kopfsache.
"Ein unglaubliches Erlebnis" sagt Stephan Meier, sei die Teilnahme am Transalpine-Run für ihn gewesen. "Laufen gibt mir das Menschliche zurück, das im Alltag oft zu kurz kommt", so seine Überzeugung. Enorm beeindruckt habe ihn das Gemeinschaftsgefühl unter den Läufern. "Selbst bei jenen Sportlern, die für namhafte Sponsoren unterwegs waren, hat es kein Elitedenken gegeben. Das war wie eine große Lauffamilie." Dankbar sei er für die Begeisterung und Unterstützung, die er für sein Vorhaben unter anderem im sozialen Netzwerk Facebook erfahren habe - "das trägt einen schon". Konkrete sportliche Ziele für die Zukunft hat er aktuell nicht - "ich werde aber auf jeden Fall Läufer bleiben".
Laufen gibt mir das Menschliche zurück, das im Alltag oft zu kurz kommt.
Insgesamt: rund 260 Kilometer, 16 398 Höhenmeter.
1. Etappe: Von Garmisch-Partenkirchen nach Nassereith - 43 Kilometer; 2. Etappe:Von Nassereith nach Imst - 27 Kilometer; 3. Etappe:Von Imst nach Mandarfen - 51 Kilometer; 4. Etappe:Von Mandarfen nach Sölden - 28 Kilometer; 5. Etappe:Von Sölden nach St. Leonhard - 38 Kilometer; 6. Etappe:Von St. Leonhard nach Sarnthein - 34 Kilometer; 7. Etappe:Von Sarnthein nach Brixen - 36 Kilometer.
Zeit/Platzierung Mit einer Gesamtlaufzeit von 44 Stunden, 5 Minuten und 21 Sekunden kamen "Die Meiyers" in der Altersklasse Master der Männer als 16. ins Ziel. (mp)
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