Seit Ferdinand Stipberger den Deutschen Lehrerpreis eingeheimst hat, häufen sich die Anfragen: Er solle an Büchern mitschreiben, an Tagungen teilnehmen oder als Redner auftreten. Alleine das zeigt, dass die Idee, die hinter dem Preis steht, auf großes Interesse stößt.
Der 47-Jährige, der an der Gregor-von-Scherr-Realschule in Neunburg unterrichtet und ein Kollege von der Realschule in Pfuhl haben ein Konzept entwickelt, mit dem Schüler und Lehrer die digitalen Strukturen besser nutzen können. Die zwei Pädagogen haben begonnen, den Unterricht für die fünften Klassen gemeinsam vorzubereiten, zu gestalten und umzudenken. Herausgekommen ist das sogenannte Flip Classroom. Dort werden Impulsvideos bereitgestellt. Der Vorteil für die Lehrer: Wenn die Schüler in die Klasse zurückkommen, sollen sie optimalerweise so gut vorbereitet sein, dass der Lehrer gleich mit Übungen oder tiefergehendem Unterricht weitermachen kann. "Die Ergebnissicherung findet dann wieder zu Hause mit Hilfe von Videos statt." Die Lehrfilme werden alle bereits im vorab produziert und auf der vom Kultusministerium geförderten Plattform Mebis zur Verfügung gestellt. Die Pädagogen und Schüler können also mit fertigen Bausteinen arbeiten.
Die Idee kommt laut Stipberger gut an. Immer mehr Lehrer, bereits knapp 40, beteiligen sich an dem Konzept. Mittlerweile läuft das Projekt schon im dritten Jahr. Stipberger und andere Pädagogen sind gerade dabei, Inhalte für die Siebtklässler zu produzieren. Andere Schulen stehen auch schon in den Startlöchern. "Ich schaffe mir durch das System Freiräume im Unterricht, so dass ich einfach mit Schülern ein bisschen individueller arbeiten kann", sagt der gebürtige Schwandorfer.
Dass die Konzeptidee auf der foranschreitenden Digitalisierung fußt, kommt nicht von ungefähr. Stipberger ist Mitarbeiter der Dienststelle des Ministerialbeauftragten für die Realschule in der Oberpfalz. Der 47-Jährige koordiniert Fortbildungen, berät Schulen, hilft beim Aufbau digitaler Strukturen.
Wer nun allerdings glaubt, dass Stipberger einzig die Digitalisierung anpreist, der fehlt. Klar sei: Man könne sich nicht der Lebenswelt der Schüler verschließen: "Wir versuchen schon den Schülern zu zeigen, dass das Smartphone nicht nur ein Spielgerät ist oder damit ein paar Nachrichten hin- und herschieben kann. Ein Smartphone ist auch ein Gerät zum Arbeiten." Allerdings betont der 47-Jährige auch: "Digital ist schon alles recht und schön, aber die normalen Kompetenzen - lesen, schreiben, rechnen - dürfen auch nicht vergessen werden. Eins schließt das andere nicht aus. Die Mischung macht's. Es geht nur digital und analog."
Als Berater digitaler Bildung würde er sich natürlich dennoch wünschen , dass in zehn Jahren Rahmenbedingungen gegeben seien, die das arbeiten erleichtern. Heißt: flächendeckendes W-Lan, ein Breitbandanschluss und für jeden Lehrer ein digitales Endgerät.
Der "Deutsche Lehrerpreis - Unterricht innovativ" ist eine gemeinsame Initiative der Vodafone Stiftung Deutschland und des Deutschen Philologenverbands (DPhV). Ferdinand Stipberger holte für die Gregor-von-Scherr-Realschule Neunburg den Preis in die Oberpfalz - gemeinsam mit einem Kollegen der Inge-Aicher-Scholl-Realschule in Pfuhl (Neu-Ulm). Das komplette Projektteam besteht aus mehrer Personen, Stipberger und sei Kollege Sebastian Schmidt sind allerdings die federführenden Kräfte. Der erste Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Die Preisverleihung ging vor eingier Zeit in der Hauptstadt Berlin über die Bühne.
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