Zu einer Diskussionsrunde hatte der heute 87-jährige Schuierer auch Wolfgang Nowak von der ehemaligen Bürgerinitiative gegen die WAA und Heinrich Mayer, der während der Proteste als Journalist tätig war, als weitere Zeitzeugen mitgebracht. Im Zuge der Demokratieerziehung an der Mittelschule diskutierten die Gäste mit den Klassen 9a, 9bg, 9M und 10M über den Film „Wackersdorf“, den die Klassen im Kino angesehen hatten. Der Film behandelt die entschiedene Ablehnung einer geplanten Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) seitens des damaligen Landrats von Schwandorf.
Er freue sich sehr über den Film, ließ der „echte“ Hans Schuierer die Schüler wissen, denn „diese Zeit darf nicht in Vergessenheit geraten“. Bewegt durch den beeindruckenden Spielfilm hatten die Mädchen und Buben einige Fragen an die Gäste. „Wackersdorf ist ein Lehrbeispiel dafür, was in einer Demokratie nicht passieren darf, aber auch dafür, was in einer Demokratie alles möglich ist“, erklärte der Altlandrat den Schülern, die ehrfürchtig an seinen Lippen hingen.
Wolfgang Nowak, leitende Figur der Bürgerinitiative gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage, nahm die Schüler mit auf eine Zeitreise in die 80er Jahre und erläuterte anschaulich, wie gespalten die Oberpfälzer bei dieser Thematik waren. „Wenn bei Familienfeiern das Gespräch auf die WAA kam, gab es oft erbitterten Streit. Die Gesellschaft war geteilt in Befürworter und Gegner.“ Heinrich Mayer erzählte, wie massiv die Pressefreiheit damals bedroht wurde und auch wie mühsam es war, ohne Handy und Internet überhaupt an fundierte Informationen zu kommen. Über Telefonketten seien Neuigkeiten aber doch beachtlich schnell verbreitet worden.
Hans Schuierer sei mehrfach persönlich bedroht worden, viel stärker als im Film angedeutet. „Ich hatte einen Stapel Morddrohungen auf dem Schreibtisch“, erzählte er den schockierten Schülern. An seinem Mut und seiner Entschlossenheit, gegen Regierung und Industriebosse anzutreten, hätten diese allerdings nichts geändert.
Ganz still wurde es, als die Referenten von den massiven Polizeiübergriffen auf die Demonstranten erzählten. „Gasgranaten, Schlagstöcke, willkürliche Verhaftungen – das waren bürgerkriegsähnliche Zustände“, so Heinrich Mayer. Man könne diese Erlebnisse nicht so leicht vergessen. „Manche Szenen erscheinen mir immer wieder“, gab der Journalist zu.
Abschließend zeigten sich die drei Zeitzeugen zufrieden mit ihrem Lebenswerk: "Wir sind heute noch stolz, dass wir die WAA verhindert haben.“ Der Kampf habe sich am Ende gelohnt. So seien auf dem vorgesehenen Gelände, dem Industriegebiet Wackersdorf, viel mehr Arbeitsplätze entstanden, als die WAA jemals gebracht hätte. Die Oberpfalz sei heute das, wovon man damals geträumt habe - eine ökologisch und wirtschaftlich blühende Landschaft.
Abschließend richet Hans Schuierer an die Schüler den Appell: „Mischt euch ein! Informiert euch! Ihr seid die Zukunft der Demokratie!“ Die beiden Schülersprecher Eliona Sylejmani und Fritz Dettmann bedankten sich bei den Referenten dafür, dass die heutige Jugend in der Region gesund und ohne radioaktive Bedrohung aufwachsen könne. Auch Schulleiterin Irene Träxler freute sich sehr darüber, dass die Zeitzeugen die Schüler an ihren Erfahrungen teilhaben ließen.
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