(lg) Beim Viehhüten an der Ascha erlebt der Bauernbub Georg Greflinger, wie marodierende bayerische Soldaten im Dreißigjährigen Krieg seine Eltern und Geschwister ermorden und das Haus anzünden. Wie dieser Krieg das Leben des Neunburger Barockdichters bestimmte, der wohl in Unteraschau seine Kindheit erlebte, darüber referierte Peter Pauly am Mittwochabend im Schlosssaal. Die Vorstellung von Leben und Werk dieses prominenten Oberpfälzers war begleitet von aufschlussreichen Bildern und fundierten geschichtlichen Hintergrundinformationen.
So wurde die interessierte Zuhörerschaft über die militärische Lage, über religiöse und soziale Verhältnisse oder über kulturgeschichtliche Besonderheiten wie die barocken Sprachgesellschaften aufgeklärt. Ganz Ohr war das Publikum, wenn Peter Pauly aus Greflingers Werken zitierte. Das Liebesgedicht an eine reale oder fiktive Flora ist nicht frei von pikanten erotischen Anspielungen, wohingegen das "Complementierbüchlein" als ein literarischer Begleiter zu vielfältigen Lebenslagen erscheint. Neben der Bewertung des Fegefeuers, dem der protestantisch ausgerichtete Greflinger eine Absage erteilt, geht es in diesem Büchlein beispielsweise auch um das erfolgreiche Argumentieren oder um Lehren aus der griechischen Mythologie. Mit der Herausgabe des "Nordischen Mercurius" ist Greflinger ein Mitbegründer des modernen Journalismus.
Rang in der Barockdichtung
Aus protestantischer Sicht ist auch sein 1657 erschienenes Hauptwerk "Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krieg" verfasst, das Peter Pauly als "Herkulesarbeit" ausweist. In seiner Würdigung Greflingers kritisiert der Referent "namhafte Schwergewichte" zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, die Greflingers literarische und publizistische Leistung völlig übergehen. Pauly lobt aber den Literaturhistoriker Walter Muschg und den Philologen Prof. Dirk Niefanger, die Greflingers Rang in der Barockdichtung herausstellen. "Das Beste, was die deutsche Dichtung damals hervorgebracht hat!", rezensiert Muschg.
In Hamburg etabliert
Vielfältig sind die Lebensstationen von Georg Greflinger, der 1625 oder 1626 als Waisenkind zu Verwandten nach Regensburg kommt. Belegt ist der Besuch des Gymnasium Poeticum in der Gesandtenstraße, wo der spätere Dichter seine bildungsmäßigen Grundlagen erhält. Von Regensburg kommt der Zwölfjährige zur Zeit der Schlacht von Zirndorf nach Nürnberg. In der Folgezeit ist er Chronist bei der sächsischen Armee des Kurfürsten Johann Georg I. Um das Jahr 1640 geht er nach Danzig, bevor er sich 1648 als Notarius Publicus (Schreiber, Abschriften von Urkunden) in Hamburg niederlässt. Zwei Ehen und fünf Kinder gehören zu seiner Biografie. Er erwirbt ein Haus und eine Druckerei, bevor er 1677 im Alter von 57 Jahren stirbt.
Das Publikum applaudiert lange und Gertrud Stadlbauer findet als Vertreterin des Museums die passenden Dankesworte für den fundierten und kurzweiligen Vortrag Peter Paulys.
Der "Tausendsassa"
Bei der Vorstellung des Gesamtwerks Greflingers bezieht sich Peter Pauly auf die Literaturwissenschaftlerin Astrid Dröse: "Greflinger beackerte ein literarisches und publizistisches Feld, das von Gelegenheitsdichtungen über Chroniken, Büchern über Stil und Form sowie Lebensführung, Stadtführern, Gartenpflegeanleitungen, Übersetzungen von Corneille und Lope de Vega bis hin zu politisch zeitgeschichtlichen Artikeln reichte. Dazu kamen Gedichtbände und eigene Dramen." (lg)
Die Würdigung Greflingers in der Literatur ist mager.
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