Die Erzeugergemeinschaft für Qualitätskartoffeln Neunburg vorm Wald/Nabburg feierte am Samstag im Panoramahotel Gütenland das 50-jährige Bestehen. Sie gehört damit zu den ältesten bäuerlichen Selbsthilfeeinrichtungen in Bayern. Vorsitzender Josef Reitinger (Thanstein) vertritt derzeit 40 Landwirte, die die Chipsfabrik Lorenz-Bahlsen in Neunburg vorm Wald in diesem Jahr mit 16 000 Tonnen Kartoffeln beliefern und dafür 17 Euro für den Doppelzentner bekommen werden. Zur Zeit der Gründung der Erzeugergemeinschaft betrug die Kartoffel-Anbaufläche im Landkreis Schwandorf 6333 Hektar, heute sind es nur noch 995.
"Unsere Zukunft hängt davon ab, wie wir die Bewässerung der Felder hinbekommen", ist sich Josef Reitinger bewusst. Er setzt die Hoffnung auf die Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie, die Lösungen aufzeigen soll, wie sich in den Wintermonaten Wasser für den trockenen Sommer aufstauen lässt.
Leitender Landwirtschaftsdirektor Georg Mayer blickte in seiner Festrede zurück auf die Gründung der Erzeugergemeinschaft, die in ihrer Blütezeit 250 Mitglieder zählte. Anlass sei damals die Ansiedlung der Veredelungsfirma Flessner (heute Lorenz-Bahlsen) gewesen, die 1968 im Neunburger Industriegebiet ein weiteres Werk errichtete und mit dem Bau einer eigenen Kläranlage (1993) und einer Biogasanlage (2006) den Standort langfristig sicherte. Georg Mayer erinnerte an Namen wie Alois Ring, Alois Deml, Franz Schanderl, Bernhard Koch und aktuell Matthias Kick, die als Leiter der Kartoffelabteilung Kontakt zu den Lieferanten hielten.
Gründungsvorsitzender der Erzeugergemeinschaft war Johann Gleixner aus Pingarten, dem Michael Prey (Zeitlarn), Anton Scherr (Katzdorf), Herbert Hauser (Kitzenried) und vor sechs Jahren Josef Reitinger aus Berg bei Thanstein folgten. Direktor Georg Mayer war als "fachlicher Begleiter" bei den Vertragsverhandlungen mehrmals mit dabei und erinnert sich an "sehr harte, aber stets fair geführte Auseinandersetzungen". Die Qualität der Kartoffeln sei dabei immer "oberste Maxime" gewesen, so der Leiter des Landwirtschaftsamtes. Mit Prämien habe die Firma Flessner/Bahlsen den Landwirten Anreize zur Qualitätsverbesserung gegeben.
Als wesentliches Kriterium nennt Mayer die Auswahl der Sorte. Mit einem Anteil von über 50 Prozent habe sich die "Saturna" über Jahrzehnte hinweg behauptet. Dass die Kartoffel "weiblich" ist, verraten die weiteren Sortennamen: Irmgard, Maritta, Hertha, Carina, Rita oder Lady Rosetta.
Beim Jubiläumsabend war die bayerische Kartoffelkönigin Michelle Hofner aus Bruck im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zu Gast. Sie sah in der großen Zahl von Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft, die an der Festveranstaltung teilnahmen, eine Wertschätzung gegenüber der Erzeugergemeinschaft. Für die stellvertretende Landrätin Birgit Höcherl stärke die bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung den ländlichen Raum. Sie erzeuge regionale Produkte, pflege die Kulturlandschaft, fördere den Tourismus und sorge für "den guten Ruf der Landwirtschaft in der Stoapfalz". Neunburgs zweite Bürgermeisterin Margit Reichl weiß die Bedeutung der Firma Lorenz-Bahlsen als Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler zu schätzen. Der Werkleiter der "Lorenz-Bahlsen-Snack-World-GmbH", Michael Holtschulze, bedankte sich bei den "treuen Lieferanten" mit einem Geschenk.
Erzeugergemeinschaft für Qualitätskartoffeln Neunburg vorm Wald/Nabburg
- Entwicklung: Der Kartoffelanbau ging in Bayern in den vergangenen 50 Jahren von 206 959 Hektar auf 39 684, in der Oberpfalz von 37 628 auf 5 698 und im Landkreis Schwandorf von 6333 auf 995 Hektar zurück.
- Leitung: Die Werkleiter der Neunburger "Chipsfabrik" waren Heinz Müller (1968 – 1972), Erwin Müller (1972 – 1995), Stephan Ludwig (1996 – 2017) und Michael Holtschulze (2018 bis heute).
- Vertrag: Die Anlieferungsmenge der Erzeugergemeinschaft betrug am Anfang 7600 Tonnen und erreichte in den 1980er Jahren 55 000 Tonnen pro Jahr. Für heuer sind 16 000 Tonnen vereinbart. Der Grundpreis beträgt 17 Euro je Doppelzentner.
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