In der Pfarrkirche der Pfarrei Patrona Bavariae in Neusorg herrschte am Samstagmorgen helle Aufregung. Nahezu unbemerkt ging im Kirchenschiff am Taufbecken eine außergewöhnliche Zeremonie über die Bühne. Pater Paul, der aus Nigeria stammt, taufte im Beisein von deutschen Taufpaten sieben nigerianische Kinder aus den Asylheimen von Neusorg, Pullenreuth und Ebnath.
Anita Heindl und ihre Mitstreiterin Gabriele Söllner haben ermöglicht, dass die Babys die Taufe bekommen. In feierlicher Atmosphäre zogen die jungen Mütter mit ihren Kindern ins Kirchenschiff ein. Anita Heindl hatte im Vorfeld auch dafür gesorgt, dass jedes Kind auch einen Taufpaten bekommen hat. Sie trat Türen und Tore bei Bekannten ein und bat diese, das Amt zu übernehmen. Viele Mitbewohner aus den Asylheimen verfolgten das Ereignis mit und kamen in die Kirche, die Mütter hatten die größeren Geschwister der Täuflinge dabei.
Taufe auf Englisch
Pater Paul hielt die Taufe auf Englisch. Die Fürbitten las Bright Ode Omoruyi in englischer Sprache vor, Patrica Agohfredrik, eine der Mütter, stimmte ein afrikanisches Lied an. Auf Wunsch von Anita Heindl hatte Pater Paul zugestimmt, afrikanische Komponenten einzuflechten. Eine rührende Szene: Die jungen Frauen gingen mit den Babys am Arm zum Altar und tanzten zu afrikanischen Gesängen. Die Babys und zwei Kleinkinder erhielten das heilige Sakrament der Taufe. Die Kinder verhielten sich brav, es gab weder Geschrei noch lautes Weinen.
Stolz trugen die deutschen Taufpaten ihre Schützlinge nach vorn zum Taufbecken. Die Kinder, erzählte Anita Heindl, seien vorher keinem bestimmten Paten zugeteilt worden. Die Paten hätten "ihr" Kind spontan beim ersten Treffen wie von selbst herausgefunden. Auch das machte diese Zeremonie besonders. Nach der emotionalen Taufmesse feierten alle im Pfarrhof gemeinsam. Anita Heindl und Gabi Söllner hatten mit ihrem Helferteam ein schönes Fest vorbereitet. Erst dann waren einige Babys aufgewacht und haben ihr Fläschchen eingefordert, erzählte Anita Heindl.
Spendensammlung im Vorfeld
Sie hatte im Vorfeld Spenden für Taufgeschenke gesammelt. Die 57-jährige Kemnatherin dankte ihrem vierköpfigen Helferteam, ohne das die Taufe nicht möglich gewesen wäre. Am Ende versprachen die Taufpaten, öfter bei ihren Patenkindern vorbeizuschauen.
Hintergrund
Anita Heindl betreut im Landkreis Tirschenreuth 19 Asylbewerberunterkünfte. Die jungen nigerianischen Mütter sind im Raum Neusorg, Pullenreuth und Ebnath untergebracht. Viele von ihnen sind ohne den Vater der Kinder hier, da sie auf der Flucht getrennt wurden. Weil in Neusorg mit Pater Paul ein nigerianischer Priester die katholische Pfarrgemeinde betreut, wuchs bei Anita Heindl und Gabriele Söllner die Idee, die nigerianischen Babys und Kleinkinder zu taufen.
Die Babys sind zwischen zwei Monaten und einem Jahr alt. Auch zwei Kleinkinder wurden getauft, einige der Babys sind erst im September und Oktober zur Welt gekommen. Die Nigerianer gehören dem katholischen Glauben an, aber kennen keine Ehe wie in Deutschland. Anita Heindl erzählt, dass sie in ihrem Heimatland zwar "heiraten", dies jedoch nicht schriftlich dokumentiert werde. Manchmal werde der Mann abgeschoben, während die Mutter mit den Kindern bleibe, weil kein Ehenachweis vorhanden ist. Die jungen Mütter mit ihren getauften Kindern sollen auf Wunsch von Pater Paul vom Pfarrgemeinderat betreut werden. Dieser hofft, die neuen Christen nun öfters beim Gottesdienst zu sehen.
Die Paten und Helfer
Als Paten stellten sich zur Verfügung: Gabriele Söllner, Gabi Hawraneck, Jutta Deiml, Tamara Fichtner, Inge Kellner und Hannelore Hecht und andere. Das Helferteam stellte Alexander Hösl, Gabriele Söllner, Anita Heindl und andere.
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