Die Radtour führte über Mockersdorf, Reisach und Wolframshof nach Kastl. Dort wurde im historischen Ortskern eine Pause eingelegt. Ortschronist Hans Walter erwartete die Radler neben dem Pfarrhaus und führte sie in die historische Kirche St. Margaretha. Diese beeindruckte mit ihren rot-weißen Gewölbebändern, dem Hauptaltar und drei Nebenaltären. Einer davon steht in der Seitenkapelle des Barons von Lindenfels, der adeligen Familie aus Wolframshof. Die Bevölkerung achtete den „Baronstuhl“, so dass dort noch nie jemand Platz genommen hat.
Walter berichtete, dass der älteste Teil der Kirche in der heutigen Form 1450 als Hallenkirche gebaut wurde. Davor stand aber auch schon eine kleinere Hallenkirche, die seitlich erweitert wurde. Maßgeblich sorgten dafür die ortsansässigen Familien Ochs und Sparrenberger. Die Pfarrei war lange mit dem Speinsharter Kloster verbunden. Durch viele Filialkirchen, die Speinsharter Äbte errichtet hatten, blieb für Kastl meist kein Geld übrig. Dadurch bleib die ursprüngliche Bauform als gotische Hallenkirche lange erhalten und wurde nicht barockisiert. Nur die Balustrade der Empore wurde durch einem Holzbalkon ersetzt. Bei Arbeiten an der alten Kirchenmauer im Jahr 1910 wurden die ursprünglichen steinernen Ornamente der alten Balkonbrüstung gefunden und wieder eingesetzt.
Walter erläuterte, wie die Region unter den Glaubenskriegen zu leiden hatte. Dabei war lange Zeit die Haidenaab die Grenze der politischen und religiösen Machtgebiete. Fürsten entschieden, ob die katholische oder evangelische Glaubenslehre galt. So wechselte die Glaubensrichtung mehrfach hin und her und die Bevölkerung war gezwungen, sich anzupassen. So war Kastl war etwa hundert Jahre lang evangelisch-kalvinistisch, was fast heute fast keiner mehr weiß.
Dass Neustadt am Kulm, bzw. Trabitz überwiegend evangelisch ist, liegt daran, dass sich dorthin unter der Herrschaft von Kurfürst Friedrich viele evangelische Flüchtlinge gerettet hatten. Wenn sie nicht zum katholischen Glauben zurückkehren wollten, mussten sie das Herrschaftsgebiet von Friedrich verlassen. In Trabitz, also gleich hinter der Grenze, wollten sie die kurze Amtszeit des Kurfürsten abwarten und dann wieder nach Hause zurückkehren. Doch am Ende des 30-Jährigen Krieges wurde die nördliche Oberpfalz von Maximilian von Bayern zugeschlagen, der sein Herrschaftsgebiet katholisch sehen wollte. So waren die Schlossbesitzer von Wolframshof und Unterbruck ins Exil abgewandert.
In der Zeit der Säkularisation hatte Kastl einige seiner Flurkapellen verloren. Der Standort der Pestkapelle kann nicht mehr sicher bestimmt werden. Von der Donatuskapelle konnte die Figur des Patrons gerettet werden. Sie steht nun über dem Kirchenportal, in die Mauer der Kirche St. Margaretha eingelassen.
Nach Informationen zu den Altären, dem Taufstein und der neuen Orgel aus dem Jahr 1987 führte Walter die Gäste auf den Friedhof zu dem berühmten „Bonifatiusstein“. Dieser zeigt zwei verbundene Räder, die ein Kreuz in der Mitte tragen – typische Zeichen, die dem wichtigsten Kirchenreformer im Frankenreich und späteren Bischof zugeschrieben werden. Man gehe zwar heute davon aus, dass Bonifatius nie in Kastl war, trotzdem existieren zwei dieser Steine, wovon einer in Wolframshof steht. Es wird angenommen, dass sie die Gesimssteine einer Kapelle waren, die im 11. Jahrhundert am Kastler Berg stand. Heimatforscher Walter brillierte mit detailliertem Geschichtswissen.
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