Neustadt am Kulm
20.05.2019 - 12:15 Uhr

Früher Tourismus am Rauhen Kulm

Eigentlich hätte man ihm ein Denkmal setzen müssen, aber inzwischen ist der Konstrukteur des ersten Aussichtsturms auf dem Rauhen Kulm fast in Vergessenheit geraten. Nicht so beim Förderverein "Rauher Kulm".

Einen Vortrag über die Erbauung der Anlagen auf dem Rauhen Kulm und des Sandbergs hält der Kreisheimatpfleger des Landkreises Tirschenreuth-West Robert Schön beim Förderverein "Rauher Kulm". Vorsitzende Käthe Pühl dankt ihm für sein interessantes Referat. Bild: ow
Einen Vortrag über die Erbauung der Anlagen auf dem Rauhen Kulm und des Sandbergs hält der Kreisheimatpfleger des Landkreises Tirschenreuth-West Robert Schön beim Förderverein "Rauher Kulm". Vorsitzende Käthe Pühl dankt ihm für sein interessantes Referat.

„Dr. Johann Nikolaus Apel und der Rauhe Kulm“, war das Thema eines Vortrags, zu dem der Förderverein "Rauher Kulm" in den Gasthof "Zur Sonne" eingeladen hatte. Die Vorsitzende des Vereins, Käthe Pühl, begrüßte als Referenten den Kreisheimatpfleger des Landkreises Tirschenreuth-West, Robert Schön. Der Experte hatte sich mit dem Leben und dem Werk eines bedeutenden Mannes der Kulmstadt befasst. Eingangs erklärte er, dass schon 1823 die Redaktion der Bayreuther Zeitung in einem Nachruf vorgeschlagen hatte, dem Erbauer des Parks am Sandberg ein Denkmal zu errichten.

Doch bis heute gibt es weder das Denkmal, noch haben die Neustädter ihrem bedeutenden Mitbürger eine Straße gewidmet. „Vielleicht könnt ihr das bei der Marktplatzsanierung oder beim Infozentrum Rauher Kulm nachholen“, sagte der Redner augenzwinkernd zu Bürgermeister Wolfgang Haberberger. Johannes Nikolaus Apel wurde 1756 in Wunsiedel geboren. Seine Mutter, eine geborene Mösel, stammte aus Neustadt am Kulm. Er war eine anerkannte Persönlichkeit und hatte einen Doktortitel der Philosophie. Er war auch Autor, Naturforscher, Konstrukteur und später zeitweise sogar Bürgermeister von Neustadt am Kulm.

„Er war offensichtlich auch gut mit der gehobenen Gesellschaft vernetzt“, wusste Schön zu berichten. So verkehrte er mit dem Schriftsteller Jean Paul aus Bayreuth, der ihn wegen der Schul- und Kirchendaten seines Großvaters anschrieb. Um 1790 erlitt er eine Verletzung am Fuß, danach zog er in die Kulmstadt und wohnte dort am Marktplatz. 1811 verfasste er hier das Buch „Der Rauhe Kulm und seine Umgebungen“. 1823 verstarb er in Neustadt.

1805 erhielt Apel von der Regierung der Oberpfalz die Erlaubnis, einen Naturgarten auf dem „Hohen Hain“, heute Sandberg, anzulegen. 1807 errichtete er den ersten Aussichtsturm auf der Spitze des Neustädter Vulkanberges. Wegen seines Aussehens und wegen einer vergoldeten Sonne im Inneren wurde er als Sonnentempel bezeichnet. Auf dem Sandberg baute er ein Sommerhaus mit einem Bierkeller, eine Schießstätte und eine Kegelbahn. Zum Naturgarten gehörte auch ein Laubdach aus Buchen, unter dem Tische, Stühle und Bänke arrangiert wurden. Eine in Sandstein gehauene Grotte, eine Naturbühne und ein „springendes Wasser“ sowie verschiedene Wege und Pfade rundeten das Ensemble ab.

Die Anlagen wurden schon zu Lebzeiten Apels durch die Honoratioren der umliegenden Region gerne besucht. Sie konnten hier in angenehmer Atmosphäre und ländlicher Musik die Natur genießen. Bemerkenswert ist auch, dass Apel von den Neustädtern keine Unterstützung beim Bau und bei der Errichtung seiner für die Allgemeinheit bestimmten Anlagen erhalten hatte. Der Kreisheimatpfleger verriet auch, dass der damalige Stadtrat es ablehnte, den Weg zum Sandberg auszubauen. Die Neustädter befürchteten, dass beim Holzabtreiben aus dem Kulmwald dieser Weg beschädigt werden könnte und dass sie dann für die Reparaturen aufkommen müssten.

 
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