Immer weniger Pfarrer: Weitreichende Überlegungen bei der Kulmsynode

Neustadt am Kulm
23.10.2022 - 12:45 Uhr

Große Umstrukturierungen kommen auf die evangelischen Kirchengemeinden in Bayern zu. Auch die Kulmregion ist davon betroffen. Erste Neuerungen wurden schon umgesetzt. Zukunftssorgen bleiben dennoch.

Die evangelische Landeskirche muss auf die veränderten gesellschaftlichen Gegebenheiten reagieren und plant eine Umstrukturierung. Es gibt einfach zu wenig Pfarrer und die Zahl der Kirchenmitglieder geht zurück. Wie man auf die neuen Anforderungen reagieren könnte, wurde auf der diesjährigen Kulmsynode, die im evangelischen Gemeindehaus in Neustadt am Kulm stattfand, eingehend diskutiert. Anwesend waren alle Pfarrerinnen und Pfarrer der Kulmregion und aus allen Kirchengemeinden Vertreter des Kirchenvorstandes. Außerdem konnte Hausherr Pfarrer Klausfelder Dekan Thomas Guba aus Weiden und Pfarrer Klaus Weber begrüßen, der im Dekanat Weiden für die Regionalentwicklung zuständig ist und den Umstrukturierungsprozess begleitet. Pfarrer Christian Stuhlfauth von der Gemeindeakademie Rummelsberg moderierte das Treffen.

Viel Applaus erhielt Pfarrer Thomas Berthold aus Grafenwöhr für seine humoristische Präsentation, mit der er die bisherigen Ergebnisse und Vorschläge der Vorgespräche in den Gremien der Pfarrer und der Kirchenvorstände vorstellte. Angelehnt an die Geschichte „Der Herr der Ringe“ formulierte er: „Es war einmal im Kulmland, als Zauberer Gubalf (Dekan Guba) auszog, einen Schatz zu heben. Es begleiteten ihn vier wackere Gesellen (Pfarrer Klausfelder in der Kirchengemeinde Neustadt am Kulm, Pfarrer Berthold aus Grafenwöhr, Pfarrerin Spieß aus Wirbenz/Immenreuth/Kemnath und Pfarrer Hannes Kühn aus Speichersdorf. Eschenbach ist derzeit vakant) …"

Gemeinsame Gemeindebriefe

Vorstellbar war für Teilnehmer eine Kooperation in Bezug auf klar eingeteilte und abgestimmte Taufsamstage, gemeinsame Gemeindebriefe, ein vernetzter Gottesdienstplan, Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit, der Seelsorge und Erwachsenenbildung, des Religionsunterrichts und der Öffentlichkeitsarbeit. Vieles davon wurde bereits in der Praxis erprobt und umgesetzt. So gibt es einen neu strukturierten Vertretungsplan und eine gemeinsame Gottesdienstübersicht für die Gläubigen. Dies bedeutet zwar, dass in der jeweiligen Kirchengemeinde etwas weniger Gottesdienste in der eigenen Kirche angeboten werden, aber dafür wird insgesamt das Gottesdienstangebot größer. Auch besondere Gottesdienste, wie der Abendgottesdienst mit Dämmerschoppen am Samstag in Speichersdorf oder der Wegzehrungsgottesdienst in Immenreuth stünden allen Interessierten in der Kulmregion offen. Die Gläubigen könnten somit aus einem vielfältigen Angebot den Gottesdienst wählen, der am besten mit dem Familienalltag vereinbar ist.

Neustadt am Kulm ist bereits mit Wirbenz enger zusammengerückt und hat nun eine gemeinsame Pfarramtsführung mit einem gemeinsamen Pfarrbüro in Neustadt am Kulm. Dies sind nur einige Beispiele für eine engere Zusammenarbeit, die in den letzten Wochen und Monaten bereits entstanden sei, hieß es. Alle Teilnehmenden möchten dies noch klarer strukturieren und noch besser in der Öffentlichkeit kommunizieren.

In lebhafter, aber sehr harmonischer Diskussion wurden anschließend die einzelnen Arbeitsbereiche mit den Ehrenamtlichen aus den Kirchenvorständen durchgesprochen.

Termine besser abstimmen

Abschließend wurde festgehalten, dass die hauptamtlichen Pfarrer bereits schon sehr gut vernetzt sind. Nun müsse die Vernetzung des Ehrenamtes folgen. Beispielsweise sollen die Nachbargemeinden mehr in die Angebote vor Ort einbezogen werden und eine bessere Terminabstimmung erfolgen. Dies könne zum Beispiel die Arbeit in den Seniorenkreisen erleichtern, wenn Referenten gemeinsam eingeladen werden oder wenn die Einladungen zu Ausflügen auf die Nachbargemeinden ausgedehnt werden.

Die Hauptamtlichen der Evangelische Jugend im Dekanat Weiden könnten sich vorstellen, auch in die einzelnen Regionen zu kommen und dort Angebote durchzuführen, um so die Pfarrer vor Ort zu entlasten. Durch diese Maßnahmen werde sich auch die Wahrnehmung der Menschen ändern.

Robert Gebhardt, Vertrauensmann des Kirchenvorstandes Neustadt am Kulm, formulierte es treffend: „Ziel ist, dass ein „Wir-Gefühl“ entsteht. Wir sind die Evangelischen in der Kulmregion!“ Ebenso wurde vorgeschlagen, die Pfarrer als Team, als „unsere Pfarrer“ vorzustellen.

Einen gemeinsamen Gemeindebrief gibt es seit kurzem in den Gemeinden Neustadt am Kulm und Wirbenz. Dies wird als sehr bereichernd wahrgenommen. Perspektivisch sei es durchaus vorstellbar, dass es einmal einen „Gemeindebrief Kulmregion Nord“ und „Kulmregion Süd“ geben wird.

Immer weniger Pfarrer

All diese Themenfelder und Vorschläge wurden lange diskutiert. Die Ehrenamtlichen waren sichtlich bewegt von der Prognose, dass sich die Anzahl der evangelischen Pfarrer in den nächsten zehn Jahren in Bayern halbieren werde. Deshalb werde es umso wichtiger, sich zu vernetzen, um die Geistlichen in ihren vielfältigen formalen Aufgaben zu entlasten, um auch weiterhin seelsorgerlich tätig sein zu können. „Das bedeutet aber auch, dass wir evangelische Pfarrer nicht mehr an jeder Einweihung persönlich anwesend sein können, so gerne wir das auch tun“, sagte Hartmut Klausfelder. „Einem evangelischen Pfarrer stehen in der Kulmregion teilweise 10 katholische Kollegen gegenüber."

Der Kindergottesdienst soll weiterhin in den Kirchengemeinden direkt angeboten werden, werde sich aber trotzdem vernetzen. In Neustadt am Kulm befindet er sich derzeit im Umbau und soll im nächsten Jahr in neuer Form angeboten werden.

Zum Abschluss vereinbarten die Teilnehmer der Kulmsynode, dass das Gremium der Pfarrer sich wieder treffen soll. Die Ehrenamtlichen wollen in kleiner Runde weiterarbeiten, dabei aber den engen Kontakt zu den Vertrauensleuten der Kirchenvorstände halten.

Die Pfarrer beruhigten die teilnehmenden Kirchenvorstände, dass aktuell keine Fusionen geplant seien. Die Kirchengemeinden würden eigenständig bleiben, aber es soll ein „Wir-Gefühl“ in der Kulmregion entstehen.

 

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