Neustadt am Kulm. (OW) Etwas aufregend war es vor Beginn des Konzertes schon, als Pfarrer Hartmut Klausfelder, Mesner Manfred Wilfling und Kirchenmusikdirektor Reinhold Schelter sich noch mit allerlei Tonversuchen an der historischen Orgel zu schaffen machten. Einige Holzpfeifen hatten unter der Trockenheit der letzten Wochen so gelitten, dass die Töne nur ganz zaghaft zu hören waren oder ganz wegblieben. Mit vereinten Ideen und entsprechenden Hilfsmitteln gelang es aber dann doch, die Orgel spielbar zu machen. Dem angesagten Konzert stand nichts mehr im Wege.
Das Programm gestalteten abwechselnd Kirchenmusikdirektor Reinhold Schelter aus Wunsiedel an der historischen Barockorgel und das Vokal-X-tett mit verschiedenen Gesangsbeiträgen. Zur Einstimmung eröffnete Schelter das Konzert mit vier kleinen Präludien von Johann Ludwig Krebs. Die weiteren Stücke an der Orgel waren Choralvariationen zu dem bekannten Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, Präludium und Fuge G-Dur von Johann Sebastian Bach und Choralvariationen von Johann Pachelbel. Das Vokal-X-tett brachte zwei Psalm-Vertonungen von Felix Mendelsohn-Bartholdy zu Gehör: „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ (Psalm 91) und „Hebe deine Augen auf“ (Psalm 121). Außerdem setzten sie mit der Motette „Lobe den Herrn“ von Matthias Nagel einen Höhepunkt in dem Konzert. Mit dem „Gebet“ aus der Oper „Iphigenie in Tauris“ von Willibald Gluck und dem Abendlied „Bleib doch bei uns von Eugen Eckert rundeten sie die musikalische Stunde ab.
Die Friedhofskirche der Kulmstadt steht allgemein etwas im Schatten der großen und schmucken Stadtkirche. Obwohl die Kirche baulich aus der gleichen Zeit, Anfang des 18. Jahrhunderts, stammt, ist sie sehr schlicht und einfach gehalten. Doch der kompakte, nicht so große Raum bietet ein optimales Klangerlebnis. Musizierende und Zuhörer sind nahe beieinander. Die aus der Barockzeit (1733) erhaltene Purucker-Orgel, die zunächst in der Stadtkirche ihren Platz hatte, wurde 1891 in der Friedhofskirche eingebaut. Für die Stadtkirche leistete man sich eine neue und größere Orgel.
Dieser Tatsache ist zu verdanken, dass diese Barockorgel heute zu den wenigen im Original erhaltenen Barockorgeln in Deutschland gehört. Wer sie zum Klingen bringen will, muss allerdings ein paar Besonderheiten wissen und beachten, damit das Spielen gelingt. Für Kirchenmusikdirektor Schelter war das aber kein Problem. Er entlockte ihr die wunderbaren Stimmungen der verschiedenen Komponisten aus der Barockzeit. So wurden Musik und Raum zu einer Einheit. Ein besonderes Klangerlebnis, das gerne wiederholt werden sollte.














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