Neustadt am Kulm
11.06.2018 - 11:44 Uhr

Natur pur am Rauhen Kulm

„Praktischer Naturschutz“ war das Thema einer Veranstaltung des Fördervereins Rauher Kulm. Die Interessierten erhielten wertvolle Informationen über besondere Pflanzen, Tiere, Lebensräume und Kulturlandschaftselemente unserer Heimat.

Zu einem Vortrag über praktischen Naturschutz hat die Vorsitzende des Fördervereins Käthe Pühl (links) die Diplom-Biologin Mathilde Müllner vom Naturpark (rechts) eingeladen. Am Ende des Vortrags bekommt jeder Besucher neben Informationsmaterial über Naturschutz auch ein Tütchen mit Samen für eine Blühwiese. ow
Zu einem Vortrag über praktischen Naturschutz hat die Vorsitzende des Fördervereins Käthe Pühl (links) die Diplom-Biologin Mathilde Müllner vom Naturpark (rechts) eingeladen. Am Ende des Vortrags bekommt jeder Besucher neben Informationsmaterial über Naturschutz auch ein Tütchen mit Samen für eine Blühwiese.

(ow) Als sachkundige Referentin begrüßte die Vorsitzende des Fördervereins Rauher Kulm Käthe Pühl die Landschaftspflegerin Mathilde Müllner vom Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald. Als einmalig und beeindruckend beschrieb die Diplom-Biologin die Landschaft um den Rauhen Kulm.

Der herrliche Mischwald ist ein wertvolles Ökosystem und die Blockschutthalde am Gipfel ist ein besonderer Lebensraum. Deshalb hatte der Naturpark 2013 erfolgreich diese Landmarke für den Wettbewerb "Schönstes Naturwunder Deutschlands" nominiert. Unter den pflanzenfeindlichen Bedingungen (extrem heiß im Sommer und sehr kalt im Winter), inmitten der freiliegenden Basaltblöcke wachsen seltene Pflanzenarten sowie verschiedene Flechten- und Moosarten, der Tüpfelfarn und auch der Nordische Streifenfarn. Aber auch der Mischwald rund um den Kulm bietet vielen Pflanzen und auch seltenen Tieren einen optimalen Lebensraum. Das umfangreiche Vorkommen von stehendem Totholz bietet besonders Insekten aber auch Fledermäusen und dem Specht ideale Nistbedingungen.

Dass im frühen Mittelalter die Ungarn in unserer Region kriegerisch unterwegs waren, beweisen nicht nur gefundene Pfeilspitzen, sondern ein Vorkommen der Anemone Sylvestris am Kleinen Kulm. Diese aus Ungarn stammende Pflanze wurde vermutlich durch Samen von den ungarischen Reitern mit eingeschleppt.

Am Kleinen Kulm gedeiht auch eine umfangreiche Flechtenflora, die aber durch den Tritt zahlreicher Besucher im Bestand gefährdet ist. Schmetterlinge finden hier ideale Bedingungen und nutzen die Felsen für ihre Gipfelbalz. "Historische Kulturlandschaftselemente sollten unbedingt erhalten bleiben", appellierte die Naturschützerin. Beispiele dafür sind die Streuobstwiesen am Neuweiher mit den Terrassenanlagen in Richtung Stadtmauer, die Spalierobstanlagen auf der Sommerseite des Marktplatzes, aber auch die Linde mit dem Marterl in Baumgartenhof und die Sommerlinde in Mockersdorf. Die Bauerngärten an der südlichen Stadtmauer, die Felsenkeller und die Terrassenanlagen im Espan sind weitere schützenswerte von Menschenhand geschaffene Anlagen. Selbst die alte Friedhofsmauer ist ein schützenswertes Kleinod. Der Bewuchs mit Flechten ist typisch und sollte nicht entfernt werden.

"Unsere Natur soll nicht 'sauber' sein", mahnte die Biologin. "Nicht jede Grünanlage muss regelmäßig gemäht werden. Geben wir der Natur eine Chance und erlauben wir auch Blühflächen, wo sich Insekten und andere Kleintiere ansiedeln können." Wo möglich, sollten auch Insektenhotels oder Fledermauskästen angebracht werden. Die Diplom-Biologin plädierte für den Erhalt der charakteristischen Pflanzenwelt im Haus- und Landschaftsgarten. Sie empfahl, alte Sorten zu pflanzen. Die Rosa Alba wurde schon am Hof von Karl dem Großen gezüchtet und ist eine Bereicherung für jeden Garten.



 
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