Den Marsch gegen die Lästerer blies am Freitagvormittag gleich zu Anfang das Ensemble der Q 12 mit "The final Countdown", einem Klassiker, wenn irgendwas zu Ende geht. Dabei kann man das Abitur durchaus als Anfang verstehen, erklärte Hochberger und zitierte den Dichter Georg Büchner: "Entwicklung ist der Zweck des Lebens." Die umfassende Allgemeinbildung soll den Menschen neugierig machen und ihm zu einem selbstbestimmten Dasein verhelfen.
Schon zu Zeiten des griechischen Philosophen Seneca seien Bildungs- und Erziehungsziele als zu praxisfern infrage gestellt worden. Auch der Erlass des Freistaats Bayern von 1809, wonach fortan nur das Abitur Zugang zu Universitäten gewähren sollte, sei auf heftigen Widerstand gestoßen. Aber Latein und Geschichte, Pythagoras und Shakespeare hätten auch damals schon Verteidiger gehabt, beruft sich Hochberger auf den Historiker Leopold von Ranke. Der hatte gesagt: "Der gründliche Unterricht treibt die Seele zur geistigen Bewegung." Das gelte noch heute.
Die bewegten Seelen selbst empfanden die vergangenen acht Jahre wohl mehrheitlich auch als nicht verschwendet. Die jugendlichen Gesichter zu den eleganten Kleidern und feschen Anzügen zeigten mehrheitlich ein entspanntes Lächeln. Abiturienten-Sprecher Adrian Weißenberg war ebenfalls zu launigen Anekdoten aufgelegt und setzte mit Blick auf seine Kameraden den Büchner- oder Seneca-Zitaten noch eins drauf: "Hört nicht auf zu lernen, zu fragen, folgt immer eurer Passion und gönnt euch ab und zu mal einen Döner."
Die Verabschiedung ging wegen des Umbaus der gymnasialen Aula in der Stadthalle über die Bühne. Landrat Andreas Meier wünschte den jungen Leuten, dass sie im Leben immer die richtige Tür wählen, denn mit dem Abschluss stünden ihnen erst einmal alle Türen offen.
Dem Landkreischef gebührt auch das originellste und meistbeklatschte Zitat des Vormittags. Da Anton Hochberger die Umgestaltung der Bildungsstätte auf dem Felix "das gemeinsame Kind" von ihm und Meier genannt hatte, warnte der Landrat vor überzogenen Erwartungen an die Schönheit des Babys: "Wenn man uns beide anschaut, wird dieses Kind sehr schnell kahl werden", spielte er auf nicht allzu üppige Haarpracht an.
Mehr Schärfe brachte der frühere Lehrer und jetzige Sprecher des Freundeskreises der Schule, Wolfgang Christ, in den Saal. "Zu wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält", ließ er Goethe über Bildungsziele philosophieren. "Wenn ich mir die bayerische Schulpolitik anschaue, denke ich immer daran, dass Goethe von Wissen und nicht von Kompetenz sprach."
In bewährter Tradition bekamen anschließend alle 53 Abiturienten ihre Reifezeugnisse in die Hand gedrückt. Wie es in Neustadt Brauch ist, wird zu diesem feierlichen Moment ein von jedem Einzelnen ausgewählter Song kurz angespielt. Erstaunlich: Darunter waren viele Klassiker von den Beatles, Abba, Pink Floyd oder Queen. Auch das kann ein Zeichen von Bildung sein: Mit Klassikern hat man mehr vom Leben als mit schnelllebigen Hits.
Hannah Lukas aus Parkstein (Notendurchschnitt 1,2); Anna Reichl aus Parkstein (1,2), Hannah Weiß aus Windischeschenbach (1,4), Michael Ivey-Frank aus Neustadt (1,5), Olivia Kammerer aus Störnstein (1,5), Magdalena Süss aus Vohenstrauß (1,5) und Ludwig Wittmann aus Störnstein (1,5). Daneben wurden Schüler geehrt, die sich in bestimmten Fächern, bei Theater und Musik oder im sozialen Bereich hervorgetan haben. (phs)













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