Ziel der Benefiz-Veranstaltung war es, den Weidener Verein „Hoffnung für Menschen“ zu unterstützen. Humor soll helfen, das Anliegen des Vereins zu unterstützen. Und was liegt da näher, als das Top-Humor-Ensemble der Oberpfalz für diese Veranstaltung zu gewinnen.
Die Truppe der "Altneihauser Feierwehrkapell’n" um Kommandant Norbert Neugirg und Regisseur Christian Höllerer war sofort bereit, für diesen Zweck ein- und ohne Gage aufzutreten. Auch wenn die Löschmänner Letzteres, laut Neugirg, bis zu diesem Moment noch nicht wussten. Wenn die Altneihauser dann zu einer Weihnachtslesung für den guten Zweck laden, bleibt natürlich kein Platz in der Stadthalle leer – und kein Zwerchfell verschont.
Schon im Prolog teilte Neugirg kräftig aus. Typisch Kommandant, bekamen die gastgebende Stadt und deren Persönlichkeiten ordentlich ihr Fett weg. Und so begann die „satirische Weihnachtsbaumrodung“ mit einem Rundumschlag. Nachdem Neugirg innerhalb weniger Sätze Konsumwahn, Kirche und Glühwein in den Extremen der vorweihnachtlichen Prospektflut mit der Schnelligkeit von „Last Christmas“ treffend pointierte, traf es besonders Neustadts nicht vorhandenes Nachtleben, den Stadtrat, dem es an Visionen mangele, und Bürgermeister Rupert Troppmann selbst. Über Letzteren werde laut Neugirg gemunkelt, dass er vorhabe, selbst auch Zoigl zu brauen. Allerdings empfahl Neugirg für diesen Fall den Warnhinweis „Nur wer blind auf Gott vertraut, trinkt auch das, was Troppmann braut“ auf jeder Flasche anbringen zu lassen. Lacher inklusive.
Das restliche Programm des Abends war weniger individuell auf Neustadt zugeschneidert, aber nicht minder unterhaltsam - auch, wenn sich sehr vieles davon schon in den Weihnachtslesungen der vergangenen Jahre wiedergefunden hat. Die Leistung der Kapell’n und der Vorleser, Neugirg und Höllerer, war whervorragend. Jeder Gag und jede Pointe saß und musikalisch gibt es in der Oberpfalz sicher nicht viel Kreativeres zu finden.
Ein Glanzlicht war das Weihnachtslieder-Medley in der Altneihauser Spezialversion. Neugirg hat dafür die bekanntesten Weihnachtslieder kritisch-zeitgemäß mit neuen Texten versehen. Wenn bei Amazon Tür und Tor hochgemacht werden, der Weihnachtsmann dank der Deutschen Bahn zu spät kommt, oder das Bum Bum von „Heidschi Bumbeidschi“ für das Geräusch von explodierenden Bomben steht, war den Altneihausern zwar der Applaus sicher, die Lacher blieben in diesen Minuten allerdings meist im Hals stecken. Neugirg zeigte hier seine Gesellschaftskritik so deutlich, wie sonst kaum in diesem Programm und die Texte sorgten sicher für Gänsehaut beim Publikum, aber „die ist doch zu Weihnachten üblich“. Für Aufheiterung war dann wieder Christian Höllerer zuständig. Dieser schilderte die Freuden der winterlichen Schneepracht bis zum Exzess.
Weihnachtliche Dramen führtennicht zu Streit und Tränen, sondern zu Lachsalven und heftigem Applaus. Denn das Drama um den Christbaumkauf, ein missglücktes Festmenü oder die aromagesättigte Atmosphäre einer weihnachtlichen Mitternachtsmette sind dann doch Situationen, in denen sich so mancher wiedererkennen könnte. Wenn auch hoffentlich nicht in der geschilderten überspitzt-komischen Weise, in der Höllerer und Neugirg die Geschichten darbieten.
Nach über zwei Stunden der etwas anderen Weihnachtslesung verabschiedeten sich die Altneihauser unter mehrminütigen stehenden Ovationen. Aber nicht, ohne dass Kommandant Neugirg eine Sache noch klarstellte: „Wenn in Veitshöchheim nichts mehr geht, dann machen wir ‘s ganze Jahr über Weihnachtslesungen!“ Schließlich können die Altneihauser nicht nur sehr treffend andere auf den Arm nehmen, sondern besitzen auch eine ordentliche Portion Selbstironie.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.