Neustadt an der Waldnaab
10.02.2020 - 10:42 Uhr

Arbeiten im Einklang mit der Familie

Die Teilnehmer sind sich einig. Zufriedene Mitarbeiter tragen zum Erfolg eines Unternehmens bei. Ein Workshop zeigt auf, was mit familienfreundlicher und lebensphasenorientierter Personalpolitik erreicht werden kann.

Aktives Mitmachen ist beim Workshop des Familienpakts Bayern in Kooperation mit dem Lokalen Bündnis für Familie Neustadt-Weiden in der Stadthalle Neustadt gefragt. Bild: Lowak
Aktives Mitmachen ist beim Workshop des Familienpakts Bayern in Kooperation mit dem Lokalen Bündnis für Familie Neustadt-Weiden in der Stadthalle Neustadt gefragt.

Das Lokale Bündnis für Familie Neustadt-Weiden hatte Firmen aus der Region zum Workshop eingeladen. Im Mittelpunkt stand das Thema "Familienbewusstes Führen". Anne Seefeld von der Servicestelle Familienpakt Bayern aus München brachte den Teilnehmern in der Stadthalle Neustadt näher, wie viele Möglichkeiten es gibt, familienfreundliche Maßnahmen in den Betrieben auszubauen und zu optimieren.

Vertreter der unterschiedlichsten Branchen zeigten Interesse. Dazu gehörte das Bauunternehmen Gollwitzer Floß, die Metzgerei Braun aus Weiherhammer, BHS Corrugated, Pflegeheim Löffler aus Altenstadt, der Maschenring, die Arbeitsagentur Weiden, die AOK Weiden, Kolping, Pflegeheim St. Laurentius Eschenbach, IHK Weiden, das Landratsamt und Friseur Armin Sengenberger aus Neustadt, der bereits Mitglied im Familienpakt ist und im vergangenen Jahr für sein Engagement ausgezeichnet wurde. Bevor Seefeld die Gruppe mit einem Impulsvortrag einstimmte, begrüßten Tamara Prause vom Lokalen Bündnis und Landrat Andreas Meier die Teilnehmer. Auch das Landratsamt als Behörde werde bei Vorstellungsgesprächen immer wieder nach flexiblen Arbeitszeiten oder nach Kinderbetreuung gefragt. "Ich hoffe, Sie sind heute alle Multiplikatoren und tragen das Thema weiter", ermunterte Meier die Runde.

Seefeld beleuchtete zunächst die verschiedenen Erwartungen der Generationen X, Y und Z, die sich doch von denen der Babyboomer unterscheiden. Die Work-Life-Balance rückt immer mehr in den Mittelpunkt als Lebensentwurf. Waren früher Privatleben und Arbeit noch strikt getrennt, sind die Jüngeren eher geneigt, diese Grenzen verschmelzen zu lassen. Sie sind bereit in ihrer Freizeit zu arbeiten, aber fordern gleichzeitig auch Freiraum für Privilegien. Selbstverwirklichung im Austausch mit allen Medien steht weit oben. "Sie erreichen vielleicht nicht mehr den Wohlstand ihrer Eltern, aber haben die Möglichkeit, sich in alle Richtungen auszubreiten."

Wichtiger denn je

Eine neueste Studien zeigt, welchen Stellenwert ein familienfreundliches Unternehmen im Laufe der Jahre bekommen hat. 2003 erachteten dies nur 47 Prozent der Befragte als wichtig, 2018 kletterte dieser Wert auf 83 Prozent. Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei ein Thema für Beschäftigte in allen Lebenslagen. Dazu gehören junge Eltern ebenso wie Mitarbeiter mit einer Verpflichtung gegenüber pflegebedürftigen Angehörigen.

Dass Familienfreundlichkeit im Betrieb der Schlüssel zum Erfolg ist, war jedem klar. Dennoch lässt sich nicht alles umsetzen, was gewünscht wird. "Das ist oft hart", sagte Daniela Jenke von der Pflegeeinrichtung St. Laurentius aus Eschenbach. "Wir arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb. Wir haben Mütter, Menschen mit anderen Verpflichtungen wie Bauernhof oder Pferde und auch Ausländer, die einen anderen Rhythmus von der Lebensart her haben." Der Wunsch nach einem freien Tag könne nicht immer erfüllt werden. Ähnliches berichtet Bianca Raum vom Seniorenwohnheim Löffler in Altenstadt. "Wir haben ein Wunschbuch, in dem die Mitarbeiter geplante freie Tage eintragen können", erzählt sie.

Aufgeteilt in drei Gruppe widmen sich die Teilnehmer verschiedenen Fragen. Welcher Prozessschritte bedarf es, um familienfreundliches Führen im Unternehmen zu etablieren? Was brauchen Führungskräfte, damit die Work-Life-Balance im Unternehmen funktioniert? Wo liegen nach Ihrer Praxiserfahrung die größten Herausforderungen einer familienfreundlichen Führung?

Nach vielen Gedankenspielen kristallisierte sich eine Art Leitfaden heraus, der es leichter machen soll, sich dem Thema schrittweise zu nähern. Wichtig sei zunächst, die Ziele der Firma in Leitlinien oder einer Unternehmenskultur festzulegen. Wichtig sei eine ganzheitliche Sicht auf die Mitarbeiter. Auch der eigene Führungsstil sollte ab und zu hinterfragt werden. Trotz aller Bemühungen gelingt der Spagat zwischen Flexibilität und Planungssicherheit nicht immer. "Sechs Wochen Ferien sind lang", gab Friseurmeister Armin Sengenberger zu bedenken. Er setzt auf ein Jahresarbeitszeitkonto und individuelle Absprachen.

Andere Wertschätzung als früher

In manchen Branchen mag Homeoffice eine Lösung sein. "Aber bei uns geht das nicht", sagte Birgit Braun von der gleichnamigen Metzgerei aus Weiherhammer schmunzelnd. "Wir müssen uns nach dem Markt richten." Für ihre Mitarbeiterinnen im Verkauf gibt es deshalb die verschiedensten Arbeitszeitmodelle von Vollzeit bis einmal pro Woche am Nachmittag. Mittlerweile hätten auch die Unternehmer eine ganz andere Wertschätzung gegenüber ihren Angestellten. "Das war früher oft nicht so", blickt sie zurück.

"Ich hoffe, wir konnten Sie sensibilisieren", sagte Anne Seefeld. "Gehen Sie in kleinen Schritten vor." Zusammenfassend gab sie den Teilnehmern ein paar Punkte mit auf den Weg. Wichtig seien eine Unternehmenskultur, die zentrale Rolle der Führungskräfte, Struktur und Kommunikation. Dann gelinge es mit der nötigen Flexibilität, eine lebensphasenorientierte Personalpolitik zu betreiben.

Anne Seefeld von der Servicestelle Familienpakt Bayern leitet den Workshop "Familienbewusste Führung" in der Stadthalle Neustadt. Bild: Lowak
Anne Seefeld von der Servicestelle Familienpakt Bayern leitet den Workshop "Familienbewusste Führung" in der Stadthalle Neustadt.
 
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