Den wichtigsten Satz formuliert ARD-Journalist Markus Gürne gleich zu Beginn seines Vortrags: "Politik, Wirtschaft und Börse sind kommunizierende Röhren." Alle drei Bereiche seien eng miteinander verbunden und beeinflussten sich gegenseitig.
"Die Welt ist eine Börse", lautet die Überschrift des Vortrags zu dem die Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz eingeladen hat - und es ist auch der Titel seines Buches. Markus Gürne startet zunächst mit einem gedanklichen Rundflug durch die Weltpolitik, denn "die Politik stellt die Weichen". Dabei versucht er immer wieder die Zusammenhänge begreifbar zu machen, denn nach seinen Worten hat "die Masse wenig Ahnung von den Finanzen".
Gürne sieht eine "eine multipolare Welt", die von USA, China, Russland und Indien geprägt werde. Europa sei nicht die Nummer fünf, denn "wir zerlegen uns". In Europa gelinge es nicht, wirtschaftliche Stärke in politische Führung umzuwandeln. Die USA garantierten unter Trump nicht mehr den freien Welthandel. Von einem Streit zwischen USA und China könne Deutschland nicht profitieren, denn zum Beispiel "BMW ist der größte Autoexporteur der USA". Generell gilt für Gürne: "Das 21. Jahrhundert ist asiatisch." China werde zur Konsumgesellschaft, die "Made in China" kaufen soll.
Mit Blick auf Europa sagt Markus Gürne: "Große politische Themen sind ohne Russland nicht zu lösen." Wirtschaftssanktionen gegen Russland würden vor allem Europa treffen. Der Referent kritisiert, dass die Politik in Deutschland oftmals zu spät reagiere. Die deutsche Automobilindustrie wäre "im freien Fall", wenn in Asien eine Quotenregelung für Elektromobile komme. Auch werde im Ausland nicht verstanden, dass mit der Kohleproduktion "eine Industrie beatmet wird, die in zehn Jahren tot ist". Und "E-Mobilität ist Brückentechnologie, am Ende steht Wasserstoff". Deutschland habe dabei "jahrelang gepennt".
Trotz seiner Kritik an der Politik sagt Gürne: "Europa ist in seiner Gesamtheit ein Paradies, und Deutschland ist bei allen Unzulänglichkeiten ein guter Staat." Aber: "Die Finanzkrise in Europa ist nicht vorbei." Anders als im Jahre 2008 drohe heute eher ein "Crash der Notenbanken". Gewarnt wurde auch vor der "Cybergefahr" und davor, dass "Schattenbanken so groß wie Notenbanken sind". Für den Euro gebe es keine Alternative, meint Gürne.
In der Fragerunde begann es ganz allgemein: "Haben Sie den Mut, Ihren eigenen Verstand einzusetzen." Wichtig sei "der Blick von oben", das persönliche Bild: "Welche Branche und welche Länder gefallen mir?" Konkreter wird es mit dem Satz "Wer breit streut, rutscht nicht aus". Die Fundamentaldaten seien positiv, auch wenn aktuell kein gutes Börsenjahr stattfinde. Viel spreche für einen Aufschwung im nächsten Jahr.
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