Basketballspielen bei der DJK Neustadt große Hilfe für jungen Ukrainer

Neustadt an der Waldnaab
01.09.2023 - 09:34 Uhr
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Ivan Goloperov war im März 2022 mit seiner Mutter aus Odessa vor den russischen Raketen nach Altenstadt/WN geflohen. Dank der DJK-Basketballer überwand er sein Kriegstrauma.

Über eine E-Mail aus Odessa in der Ukraine haben sich Willi Merkl, Leiter der DJK-Basketball-Abteilung, und Sohn Stefan ganz besonders gefreut. Darin dankt Vadim Goloperov ganz herzlich, dass sein Sohn Ivan im letzten Jahr während seines Aufenthalts in Altenstadt am Basketballtraining der DJK-Jugend teilnehmen durfte. „Das war sehr wichtig für ihn“, schreibt sein Vater.

Der elfjährige Ivan kam im März 2022 mit seiner Mutter zur befreundeten Familie von Christian Schramek nach Altenstadt. Die beiden flohen aus Odessa vor den Raketen der russischen Aggressoren. „Ivan war depressiv und brauchte eine psychische Befreiung/Genesung“, berichtet Vater Vadim gegenüber Oberpfalz-Medien. Der Frieden in seiner neuen Umgebung und seine große Leidenschaft, das Basketballspielen, halfen ihm aus der Depression.

Zum Training eingeladen

Ivan spielte zunächst auf dem Basketballplatz in der Nähe des Hauses seiner Gastfamilie. „Über unser Kontaktformular auf unserer Homepage stellte er sich in englischer Sprache mit ein paar Brocken Deutsch vor und wir haben ihn zum Training eingeladen“, erinnert sich sein Trainer Stefan Merkl. Ivan kam zum Training. Mit dem Sport hat es gut funktioniert, denn er spielte ja schon einige Zeit. „Da er kaum Deutsch sprach, haben ihm seine Mitspieler mit Händen und Füßen das Zusammenspiel erklärt.“ Ivan hörte aufmerksam zu und war vom spielerischen Element überrascht. „Wie viele Spieler aus östlichen Ländern wurde auch er gedrillt. Das Spielerische kommt dabei meistens zu kurz“, weiß Merkl.

Der junge Ukrainer fühlte sich pudelwohl unter den Basketballspielern und fand schnell neue Freunde. Er nahm mit einem Team am Grundschul-Cup des Bayerischen Basketballverbands in Altenstadt teil. „Ivan liebte auch die deutsche Schule sehr. Er erlebte viele interessante Exkursionen, der Lehrplan war einfacher als in der Ukraine, große Pausen zwischen den Unterrichtsstunden und eine gute Einstellung von Lehrern und Schülern“ gefielen ihm, schreibt sein Vater. Im Juli kehrte er mit den besten Eindrücken aus Deutschland nach Odessa zurück. „Die deutsche Regierung, das deutsche Volk und die Familie, in der er lebte, halfen ihm, in den schwierigsten ersten Monaten des Kriegs zu überleben.“

Fast täglich Alarm

Seit seiner Rückkehr muss Ivan mit fast täglichem Alarm wegen russischer Luftangriffe leben. Im vergangenen Monat zerstörte eine russische Rakete eine Kirche nur 300 Meter vom Haus seiner Eltern entfernt. Eine Detonation in unmittelbarer Nähe seiner Schule sorgte für zerbrochene Fenster und kaputte Türen. Der Besuch der Schule ist nur möglich, weil diese einen Luftschutzbunker hat.

„Die wirtschaftliche Situation ist schlecht, die Preise sind um ein Vielfaches gestiegen. Aber die Menschen glauben an den Sieg und viele von uns helfen der ukrainischen Armee, so gut sie können“, schreibt Vater Vadim. Von seiner Leidenschaft, dem Basketballspielen, lässt sich der junge Ukrainer trotz aller Widrigkeiten nicht abhalten. Er spielt und studiert seit kurzem an der privaten Basketballschule „Eyes up“. Ivan hat viele gute Erinnerungen an Deutschland, hat viele Freunde gewonnen. „Er träumt davon, wieder Basketball spielen zu können und seine deutschen Basketballfreunde nach dem Krieg nach Odessa einzuladen.“

Hintergrund:

Basketballabteilung der DJK Neustadt

  • Aktuell spielen im Verein 50 bis 60 Erwachsene sowie 90 Kinder und Jugendliche
  • im Jugendbereich 11 Teams von U8 bis U20
  • Trainer Stefan Merkl ist auch Landestrainer im Bayerischen Basketballverband und koordiniert dort die Nachwuchsförderung
 
 

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