Es war ein Schock für Bewohner und Mitarbeiter in St. Martin: In der Nacht zum 1. Februar 2018 war im Fahrstuhl ein Feuer ausgebrochen, alle 81 Bewohner mussten evakuiert und vorübergehend in anderen Einrichtungen untergebracht werden. Im Sommer kehrten sie zurück.
"Unser Pflegekonzept versteht den Menschen und sein soziales Umfeld als Einheit", sagt Heimleiterin Schricker. Die Pflegenden versuchen, die Gefühlsebene der Heimbewohner anzusprechen. Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis reicht das Emotionsgedächtnis von Demenzkranken weit zurück. Ihr Erleben wird von ihren Gefühlen gesteuert, von Zufriedenheit oder Wut, Verlustängsten oder Geborgenheit.
In gewöhnlichen Pflegeheimen kommen an Demenz Erkrankte oft nur schwer zurecht. 28 Bewohner in einem Wohnbereich, ständige Besuche von Ärzten, Therapeuten, Angehörigen - der Alltagstrubel im Pflegeheim wird dementen Menschen schnell zu viel. "Deren Gehirne schaffen es nicht mehr, so viele Reize zu verarbeiten", sagt Schricker. Zudem kam es öfter dazu, dass sich die nicht-dementen Senioren von den dementen gestört fühlten. "Die integrative Versorgungsform, also das Zusammenleben von dementen und nicht-dementen Heimbewohnern in einem Wohnbereich, ist nicht mehr zeitgemäß", sagt Schricker.
Also gründete sie den geschützten Raum Vergiss-mein-nicht, nur wenige Monate vor dem Brand eröffnete dieser. Dort leben nicht alle dementen Bewohner, sondern nur jene mit einem richterlichen Beschluss für eine beschützende Einrichtung. Denn ein behüteter Wohnbereich bedeutet nicht nur mehr Ruhe und individuelle Pflege für Demenzkranke, sondern auch verschlossene Türen und Fenster: eine Schutzmaßnahme für Menschen mit Hinlauftendenz, die einer juristischen Erlaubnis bedarf.
Behütete Wohnbereiche sind gefragt, freie Plätze rar. Die Warteliste des Vergiss-mein-nicht sei "unendlich lang", sagt Schricker. Entsprechend schwierig sei es gewesen, die Bewohner nach dem Brand vor einem Jahr woanders unterzubringen - nur dank der Hilfsbereitschaft aller beteiligten Akteure und Angehörigen ist es gelungen. Als die Bewohner im Juli 2018 schließlich zurückkehrten, spürte die Heimleiterin, dass es für die Bewohner trotz ihrer Krankheit ein Nachhausekommen war. "Sicher, keiner wusste die Namen unserer Mitarbeiter. Aber die Vertrautheit war sofort spürbar."
Dankgottesdienst im Caritas Alten- und Pflegeheim
In Erinnerung an und aus Dankbarkeit für die Rettungsaktion und die Hilfsbereitschaft nach dem Brand vor einem Jahr, feiert das Caritas Alten- und Pflegeheim St. Martin in Neustadt an der Waldnaab am Freitag, den 1. Februar, um 17 Uhr einen Dankgottesdienst in der Hauskapelle. Angehörige, Ehrenamtliche, damalige Helfer und andere Interessierte sind willkommen.
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