Immer eine Woche vor dem offiziellen Sonntag der Weltmission rückt die Abtei ein ausgewähltes Land in den Fokus, um über die dortige Situation der Katholiken und die Missionsarbeit zu informieren. In vier Kontinenten sind die Missionsbenediktiner von St. Ottilien, die Kongregation, zu der die Abtei Münsterschwarzach gehört, mit 55 Klöstern tätig. Einige der Münsterschwarzacher Mönche leben dauerhaft in ausländischen Missionsklöstern. Der im Januar 2017 verstorbene Bruder Joachim Witt hatte vor rund 30 Jahren die Idee, den Weltmissionssonntag zur besseren Darstellung der Missionsarbeit der Benediktiner im Kloster zu nutzen. „Am Anfang standen wir mit 15 Personen bei einem Kaffee auf dem Kirchplatz zusammen“, erzählt nun sein Bruder Manuel Witt, „mittlerweile kommen jedes Jahr Hunderte, um mit uns diesen Tag zu feiern“. Aus Neustadt machten sich Cousin Franz Witt mit Frau Johanna und Tochter Julia zusammen mit Maria Enslein wie schon des Öfteren auf den Weg in die Abtei, um diesen Tag mit zu erleben. Um 10 Uhr der erste Programmpunkt: Festgottesdienst mit traditioneller chinesischer Musik und Gesängen der chinesischen Katholiken am Rhein. Wie nahe ihnen das Gastland China an diesem Tag gebracht werden soll, merken die Besucher bereits vor Beginn des Gottesdienstes. Pater Martin Welling SVD vom China-Zentrum St. Augustin gibt einen Chinesisch-Schnellkurs – sollen doch alle später bei den Fürbitt-Rufen mitsingen können. Als die Mönche einziehen, ist vom einen Raunen, vom anderen ehrfürchtige Blicke zu sehen. Knapp 50 von ihnen schreiten den Mittelgang vor zum Altar. Ein beeindruckendes Bild, das wahrscheinlich nie an Faszination verliert. Einer von ihnen an diesem Tag ist Pater Norbert Du OSB aus der chinesischen Abtei Shuanghezhen der Missionsbenediktiner. In seiner Predigt erzählt er von der besonderen Situation und die Rolle des Glaubens in China: „Ich verstehe nicht, warum die Menschen an Geister glauben und Räucherstäbchen anzünden. Wie viele der Chinesen Katholiken sind, lässt sich aufgrund der gespaltenen Kirche in Staatstreue und im Untergrund Wirkende nur schätzen. Die Arbeit der Missionsbenediktiner sei vor Ort sehr wichtig“, so Pater Norbert weiter. In einem Altenheim würde sich etwa um die Angehörigen der Priester gekümmert. Wie wichtig die Aufmerksamkeit aus Deutschland sei zeigt sich später noch bei der Podiumsdiskussion. Martin Welling vom China-Zentrum gibt Einblicke in „China damals und heute“. Dort ist die Situation besonders für Katholiken nicht einfach. Es gibt eine staatsreue Kirche und eine Untergrundkirche. Der Staat will alles regulieren, Religionsgesetze verschärfen die Lage. „Wer Räume ohne Erlaubnis als religiöse Räume gebraucht, wird bestraft“, erklärt Welling. Das könne bis zu 30.000 Euro kosten. Wenn ein Priester der Untergrundkirche eine Messe feiert, koste das 1.300 Euro.
Stetige Überwachung, hohe Strafen, Angst – die Herausforderungen der chinesischen Katholiken sind immens. Doch genau deshalb hat Welling einen Wunsch: „Wenn Sie in China sind, gehen Sie bitte, bitte in die Kirchen hinein.“ Man könne gar nicht genug auf die Menschen dort aufmerksam machen. Das will auch das Podium, das von BR-Moderator Jürgen Gläser moderiert wird. Den Blick aus Deutschland geben Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum und Michael Leibold vom Lehrstuhl für Kulturgeschichte Ostasiens der Universität Würzburg. Einer, der in dieser Situation lebt, ist Pater Norbert Du vom Kloster Shuanghezhen. Als er nach der Zugehörigkeit zu staatstreuer oder im Untergrund wirkender Kirche gefragt wird ist seine Antwort: „Ich bin Benediktiner.“ Politisch angespannt bleibt die Lage in China nämlich – auch, wenn der Vatikan vor kurzem ein Abkommen mit der chinesischen Regierung geschlossen hat. Bei allen Diskussionen – auch in Deutschland – ist Vorsicht geboten. Eine Ahnung, wie prekär die Umstände in China sind, haben die Besucher nach diesem Tag bekommen. Umso wichtiger, dass dieses Land Thema am Weltmissionssonntag war, meint Missionsprokurator P. Noach Heckel OSB. Bruder Manuel Witt indes ist an diesem Tag ein vielgefragter Mann, denn er trifft viele Freunde und Bekannte, die sich vor allem auch nach seiner Schwester Hildegard und ihr Wirken in Litembo/Tansania erkundigen. In der alten Turnhalle haben die Klosterbetriebe ihre Stände aufgebaut. Klostermetzgerei und –bäckerei bieten geräucherte Wurst und frisch gebackenes Brot und am Stand des Vier-Türme-Verlags drängen sich die Menschen an die Büchertische, die Klostergoldschmiede zieht mit ihren außergewöhnlichen Schmuckstücken die Besucher an. Die Aufführungen der Voltigiergruppe oder eine Fahrt mit der Rikscha über das Klostergelände stehen zudem auf dem Programm wie das Energieprojekt der Abtei oder die Ausstellung „Gebautes Evangelium“ von Pater Meinrad Dufner OSB in der Abteikirche. Auf dem Gelände des Fair-Handels ist man schon seit Samstag im Einsatz. 23 Aussteller präsentieren dort ihre Produkte. Fußbälle, Schmuck, Taschen, Kleidung – und dann noch das Sortiment des Fair-Handels. Hier werden auch die Neustädter Besucher fündig und besprechen mit der Geschäftsführung noch die letzten Artikel für das Neustädter PWV-Adventsstandl im Dezember.
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