Düstere Festtage: Was hilft bei Streit und seelischen Konflikten im Landkreis Neustadt und in Weiden?

Neustadt an der Waldnaab
18.12.2022 - 16:36 Uhr
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Weihnachten ist ein hochemotionales Fest. Nicht in allen Familien läuft es harmonisch ab – oft gibt es Streit. Auch Menschen mit psychischen Problemen kann diese Zeit viel Kraft kosten. Wo finden sie Hilfe?

Unter dem Tannenbaum schwurbelt der Bruder über seine kruden politischen Ansichten, der Vater trinkt zu viel Alkohol, und die Mutter ist wegen des Weihnachtsstress' total gereizt. "Gerade an Familienfesten, die emotional sind, und bei denen man längere Zeit mit allen in einem Raum ist, kann so etwas schnell eskalieren", erklärt Familienberaterin Andrea Stachon-Groth in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. Den Rest des Jahres könnten sich Menschen mit belasteten Familienverhältnissen voneinander fernhalten und so Konflikte vermeiden – an den Feiertagen sei man der Situation aber ausgesetzt.

Politische oder gesellschaftliche Themen, die emotional aufgeladen sind, sollten an den Feiertagen nicht diskutiert werden, rät Stachon-Groth. Bei betroffenen Familien sollten diese Diskussionen direkt im Keim erstickt oder im Vorfeld darauf hingewiesen werden, dass für derlei Themen kein Platz sei.

Erwartungen herunterschrauben

"Psychische Probleme an Weihnachten können vornehmlich aus Einsamkeit resultieren, aber auch aus sozialen Konflikten heraus, die in gewissen Konstellationen vor allem an Weihnachten etwas häufiger auftreten können", weiß Dr. Markus Wittmann, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof. Schlechte Laune und Ärger könnten zudem durch die eigenen hohen Erwartungen an das Fest entstehen. Viele Menschen verbringen Wochen mit der Vorbereitung und Planung der Weihnachtsfeiertage. Geht etwas schief, wirke sich das auf die psychische Verfassung aus, sagt Wittmann. Um nicht unnötig enttäuscht zu werden, sollte man diese Erwartungen herunterschrauben.

Auch der selbstgemachte Druck, dass man sich am Weihnachtsfest gut und sicher fühlen muss, ist ein Trugschluss. "Das eigene Leid lässt sich nicht relativieren, man muss eigene Gefühle ernst nehmen und gegebenenfalls für Unterstützung sorgen", erklärt Diplom-Sozialpädagogin Sonja Dobmeier von der Beratungsstelle für seelische Gesundheit der Caritas in Weiden. Menschen, die sich von den verschiedenen unangenehmen Situationen erdrückt fühlen, kann es helfen, die Tage genau durchzustrukturieren. Anstatt den ganzen Tag mit der Familie zu verbringen, sollte man sich selbst verschiedene Pausen gönnen. In diesen kann man beispielsweise mit Freunden telefonieren, spazieren gehen, sich sammeln und etwas Abstand zur Familie gewinnen.

Psychisch Vorbelasteten Hilfe anbieten

Bei Menschen mit psychischen Problemen kann sich an den Feiertagen die Symptomatik verschlechtern. Für viele ist die Zeit und Aktivität mit Angehörigen und Freunden aber auch ein Segen. "Personen mit seelischen Erkrankungen, die Kontakte zu ihren Angehörigen haben, sind oft in einer besseren Lage", erklärt der Ärztliche Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof. Je nach Erkrankung könne sich die psychische Verfassung der Betroffenen verbessern, aber auch verschlechtern.

Sonja Dobmeier von der Caritas Weiden rät dazu, "für Ablenkung zu sorgen, die Betroffenen einzuladen und Phasen der Einsamkeit zu vermeiden – außer die Betroffenen wünschen dies". Den Wunsch nach Abstand sollten Angehörige und Freunde akzeptieren.

Hintergrund:

Telefonseelsorge bietet Hilfe

  • Die Telefonseelsorge ist unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123 rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und in jeder Hinsicht anonym.
 
 

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