Anne Frank, eines der bekanntesten Holocaust-Opfer, wäre heuer 90 Jahre alt geworden. Tatsächlich hat sie ihren 16. Geburtstag nicht erlebt. Den 13. aber konnte sie noch in Freiheit feiern, und mit diesem 13. Geburtstag beginnt das Stück „Anne Frank feiert Geburtstag“ aus der Feder der beiden Schauspielerinnen Anna Knott und Karoline Troger (beide 31), das diese im Rahmen der von Studienrätin Heidi Riedel organisierten Anne-Frank-Tage an der Lobkowitz-Realschule vor den 7. Klassen gespielt haben.
Es war sozusagen eine Uraufführung vor Schülern, denn die beiden Schauspielerinnen haben ihre gemeinsame Arbeit bisher nur Erwachsenen vorgestellt. Die Neustädter Realschüler sind im selben Alter wie die 13-jährige Anne Frank (Anna Knott) und ihre ein Jahr ältere beste Freundin Hanneli (Karoline Troger), und sie reagieren alle anders: mit albernem Lachen, Kichern, ernster Miene, Fragen. Den beiden Schauspielerinnen ist jede Reaktion recht, denn das zeige, dass das Stück etwas mit den Schülern mache, sagen sie. Und sie haben natürlich recht. Auch ein albernes Lachen muss nicht heißen, dass der Lachende albern findet, über was er da lacht, sondern vielleicht nur nicht weiß, wie er sonst reagieren soll, ohne sich albern vorzukommen.
„It´s not a memory, it´s a warning to all of us“ steht anstelle von „Alles Gute zum Geburtstag“ über dem Tischchen, an dem die beiden Freundinnen Anne und Hanneli noch ausgelassen Torte essen, ehe sie im SS-Stechschritt die fröhliche Feier jäh beenden und mit den Schülern von der alten Aula in den Dachboden der Schule hinaufsteigen. Dort schlüpfen Knott und Troger neben Anne und Hanneli in die Rollen der Mitbewohner der Familie Frank, die sich alle in dem Amsterdamer Hinterhaus versteckt hatten und von denen nur Annes Vater Otto den Krieg und das Konzentrationslager überlebt hat.
Die beiden Schauspielerinnen arbeiten mit nur wenigen Requisiten, verlassen sich ganz auf ihr Spiel, die Schüler scheinen dem folgen zu können. Ihr Wissen um Details stammt nicht allein aus dem berühmten Tagebuch Annes; Knott und Troger, die aktuell am Salzburger beziehungsweise Würzburger Landestheater engagiert sind, waren an Originalschauplätzen in Amsterdam, haben Sekundärliteratur studiert und mit Zeitzeugen gesprochen, zuletzt mit der noch lebenden Hannah „Hanneli“ Pick-Goslar in Israel. Die Schüler erleben mit, wie Anne - Hanneli war nie in dem Versteck in Amsterdam, sondern im KZ Bergen-Belsen - über ihr Tagebuch mit ihrer besten Freundin spricht, wie aus den Schilderungen über Marotten ihrer Mitbewohner zunehmend die Verzweiflung eines Teenagers wird, der kaum mehr etwas tun kann, was ein Teenager tun möchte. Das Stück endet mit einem Brückenschlag in die Gegenwart: Anna Knott zeigt den Schülern die Video-Botschaft eines Geflüchteten, der von Hoffnungen und Ängsten spricht, die denen der verfolgten Juden von damals ähneln.
Knott und Troger verabschieden die Schüler mit selbst gefalteten Origami-Kranichen, auf denen steht: „All of her would haves are our opportunities (alle ihre Wünsche sind unsere Chancen).“ Und die beiden appellieren im Gespräch mit den Schülern, als Geschenk zu begreifen, „was wir hier haben“, sich nicht über Dinge aufzuregen, die nicht wichtig sind.

















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.