Festklänge in St. Felix

Neustadt an der Waldnaab
06.01.2019 - 14:20 Uhr

Jeder Tag, an dem man anderen eine Freude macht, ist ein Weihnachtstag. Einen solchen bescherte der Weidener Kammerchor den Zuhörern seines Konzerts am Tag vor Dreikönig in der restlos vollen Klosterkirche St. Felix.

von FSB
Mit vier Orgelstücken beeindruckt Martin Ebenhöch.

Nicht einmal die zusätzlich herbeigeschafften Stühle reichten aus, um für alle eine Sitzgelegenheit zu schaffen. Pater Stanislaus wünschte sich in seiner launigen Begrüßung für jeden Gottesdienst so viele Besucher.

Was die erwartete, war eine erlesene musikalische Reise mit Werken europäischer Komponisten durch Epochen vom Hochbarock über die Romantik bis zu zeitgenössischen Melodien. Dafür sorgten die rund 50 Sänger des 1972 von Karl-Heinz Malzer gegründeten Weidener Kammerchors, den seit 1984 Peter Pollinger leitet. Auch diesmal bewies sei exzellentes Niveau in den mehrstimmigen harmonischen Chorsätzen und interessanten Arrangements mit Stimmtechnik, Dynamik und Feinabstimmung von Lautstärke und Klangfarbe.

So wurde das volle Klang- und Wirkungspotenzial der einzelnen Werke voll entfaltet. Neben seinen a-capella-Stücken fand der Chor Unterstützung von den drei jungen Sopranistinnen Annika und Antonia Krämer sowie Alexandra Nowak und der gekonnten E-Piano-Begleitung von Astrid Karl. Dirigent Pollinger hatte als feinfühliger Koordinator mit seiner interpretatorischen Gestaltungshoheit den Chor bis in kleinste Nuancen voll im Griff.

Die Lieder wurden vom Organisten Martin Ebenhöch, einem gebürtigen Oberviechtacher mit breit gefächertem musikalischem Talent mit seinem exquisiten, aber unaufdringlichem Spiel sowie geschickter Wahl der Registrierung eingerahmt. Er eröffnete das Konzert mit dem „Marche Héroique“ des Engländers A. Herbert Brewer (1865 bis 1928). Vom französischen Komponisten Louis Lefébure-Wély (1817 bis 1869) stammte das eingängige „Venite adoremus“ (Kommt, lasset uns anbeten), wohltuend im Wechsel von piano und forte, solo und tutti. Aus der „Messe de jour de Noël“ des Franzosen Alexandre Boëly (1785 bis 1858) ertönten das kurze Rentrée, das hell klingende, sich in einen schnellen Tonwirbel steigernde Gloria und das Sortie als festlicher Auszug in vollen Registern. Das „Andante pastorale in F-Dur“ nach dem Oratorium „Der Stern von Bethlehem“ des Liechtensteiners Josef Gabriel Rheinberger (1839 bis 1901) erwies sich als andächtige Melodie mit fröhlicher Grundtendenz und verschnörkelten Partien.

Der Kammerchor begeisterte gleich zu Beginn mit mehreren Lobliedern: dem mehrstimmigen „Cantemus“ der Lettin Ilze Arne (1953), dem zweistimmigen Soprangesang „Laudamus te“ von Antonio Vivaldi und dem beeindruckend mit Ostinati vorgetragenen „Laudate Dominum“ von Franz Kast (* 1942), das schließlich in ein helles „Halleluja“ überleitete. Danach folgten das von Max Reger (1873 bis 1916) komponierte Wiegenlied der Hirten an der Krippe „Schlaf wohl, du Himmelsknabe“ aus den „Sieben geistlichen Volksliedern“ im Satz für vierstimmigen Chor und das „Ave Maria“ des walisischen Jazzers Karl Jenkins (1944) mit dem Text des „Gegrüßet seist du Maria".

Dass der englischsprachige Raum bei Weihnachtsliedern mehr zu bieten hat als die populären angloamerikanischen Hits bewies der Chor im zweiten Teil mit melodischen und rhythmischen „Christmas Carols“: mit dem fröhlich-flotten, Glocken nachahmenden „God rest you, merry gentlemen“ in einem Satz des dänischen Komponisten John Høybye (1939) und mit dem Freude verbreitenden Song „The Gift“ des Briten Bob Chilcott ( 1955). Bei „The World for Christmas“ des Schweden Anders Edenroth (1963) wurde der Song mit kurzem Sprechtext und Sologesang eingeleitet und erfleht: „Oh give me a present fort he future“.

Im dreistrophigen Satz von R. Morris Gray (1961), „’Tis the season“ mit abwechselnden Frauen- und Männerstimmen, versteckte sich das bekannte „Deck the Halls“. Gospelartig erscholl „Follow that Star to Bethlehem“ des Violinisten Brian Lewis (1970).

Schließlich rundeten drei bekannte Weihnachtslieder das Konzert ab. Im vom Musikpädagogen Carl Thiel (1863 bis 1939) erstellten Satz „Adeste fideles“ stimmte der sonore Klangkörper in Strophe zwei auf deutsch ein: „Herbei, oh ihr Gläubigen“. Mit einem „schum-schei“-Ostinato unterlegte der Chor das in klassisch-romantischer Tradition von Felix Woyrsch (1860 bis 1944) komponierte schlesische „Auf dem Berge, da weht der Wind“. Nach dem vor 200 Jahren erstmals erklungenen und in alle Sprachen übersetzten „Stille Nacht, heilige Nacht“ von Franz Gruber (1787 bis 1863) brachten die Anwesenden den Akteuren zu Recht mit Standing Ovations ihre Begeisterung zum Ausdruck und gaben gerne eine Spende.

Der Weidener Kammerchor gibt ein erlesenes Konzert in der weihnachtlich dekorierten, überfüllten St-Felix-Kirche
Sopranistinnen des Chores glänzen mit Solo-Einlagen.
Ein erlesenes Konzert in der weihnachtlich dekorierten, überfüllten St.-Felix-Kirche
Ein erlesenes Konzert in der weihnachtlich dekorierten, überfüllten St.-Felix-Kirche
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