Neustadt an der Waldnaab
30.05.2018 - 13:52 Uhr

Hebammen haben Probleme

Das Jahr 2017 ist eines der geburtenstärksten seit 15 Jahren. Trotzdem geht die Zahl der Hebammen zurück. Susanne Hausdorf von der Hebammenpraxis "Bauchladen" kennt die Gründe.

Hebamme Susanne Hausdorf (Zweite von rechts) erklärt die Situation der Hebammen Landtagskandidat Karl Meier aus Neustadt, Landtagsabgeordnetem Karl Vetter, Berzirkstagskandidatin Gabriele Bäumler aus Etzenricht,  zweitem Ortsvorsitzenden Hermann Schmid und Ortsvorsitzendem Peter Reiser (von links). stn
Hebamme Susanne Hausdorf (Zweite von rechts) erklärt die Situation der Hebammen Landtagskandidat Karl Meier aus Neustadt, Landtagsabgeordnetem Karl Vetter, Berzirkstagskandidatin Gabriele Bäumler aus Etzenricht, zweitem Ortsvorsitzenden Hermann Schmid und Ortsvorsitzendem Peter Reiser (von links).

(stn) Die Praxis hatte Susanne Hausdorf 2007 gegründet und führt sie jetzt mit Andrea Günther. Sehr zum Bedauern von Hausdorf mussten sie die Geburtshilfe im Jahr 2013 einstellen, "wobei diese doch das Salz in der Suppe ist". Sie darf nur mehr von festangestellten Hebammen der Krankenhäuser und Kliniken durchgeführt werden. Zurzeit gibt es in Bayern rund 2700 Hebammen, wobei 52 Prozent in der Geburtshilfe tätig sind, die übrigen 48 sind freiberuflich.

Der größte Kritikpunkt bei den Hebammen ist laut Hausdorf die Höhe der benötigen Haftpflichtversicherung zur Berufsausübung. Während 1983 die Versicherungsbeiträge noch bei 87 Mark lagen, stiegen sie 2005 auf 1290 Euro und sind jetzt aktuell bei 8500 Euro. Im Jahr 2016 war es aber nicht nur die Höhe der Versicherung, sondern die Ankündigung der Versicherer, die Berufsgruppe der Hebammen gar nicht mehr zu versichern. Seit kurzem gibt es einen Bonus für Hebammen mit mindestens vier Geburten pro Jahr mit 1000 Euro jährlich. In der Praxis sieht das so aus, dass von 35 Geburten die Gebühren von 25 alleine zur Deckung der Versicherungssumme notwendig sind.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der enorme Zeitaufwand, unter anderem auch für die umfangreiche Dokumentation. Aufgrund des ländlichen Raums lege Hausdorf an einem Tag bis zu 160 Kilometer zurück. Sie hat eine durchschnittliche Arbeitszeit von 12 Stunden. Für den Pauschalbetrag pro Hausbesuch ist nur eine durchschnittliche „Arbeitszeit“ von 30 Minuten angesetzt. "Für eine sinnvolle und gewinnbringende Beratung wären eineinhalb Stunden sinnvoll", sagte Hausdorf.

Außerdem informierte sie den Neustädter Landtagskandidaten für die Freien Wähler, Karl Meier, den gesundheitspolitischen Sprecher in München, Karl Vetter, und Bezirkstagskandidatin Gabriela Bäumler, dass es aktuell für schwangere Frauen ratsam sei, sich mindestens ein Vierteljahr vor der Geburt um eine Hebamme zu kümmern, da hier eine große Nachfrage besteht. So war das Jahr 2017 mit fast 125.700 Geburten eines der geburtenstärksten seit 15 Jahren. „Aktuell hängt das Bundesland Bayern in den geplanten Gesetzesänderungen zur Geburtshilfe hinterher“, sagte Hausdorf. Als Gründe für die zurückgehende Anzahl der Hebammen nannte sie die Hürde Abitur als Einstiegsqualifikation sowie den massiven Zeiteinsatz, der nur teilweise von den Krankenkassen bezahlt wird.

Auf die Frage von Karl Meier, was die Politik zur Verbesserung der momentanen Situation tun könne, hatte Hausdorf sofort einige Ansätze. So müsse die Aufnahme von Nachwuchskräften erleichtert werden, die Zusammenarbeit von Ärzten und Hebammen zum Wohle von Mutter und Kind weiter verbessert und auch die Anzahl die Kinderärzte weiter aufgestockt werden. Vetter ergänzte, dass sich die Anzahl an Studienplätzen für Allgemeinmedizin derzeit auf dem Stand von 1990 befinde. Hier sei der Ausbau der Studienplätze in Bayern und im Bund nötig. Konkret nannte er die Schaffung eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der Uni in Regensburg als dringend erforderlich.



 
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