Politiker formulieren es schon seit längerem: Die Oberpfalz ist zu einer Aufsteigerregion geworden. Dass dies besonders auch für den Landkreis Neustadt gilt, zeigt die neueste Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Unter allen Gebietskörperschaften der mittleren und der nördlichen Oberpfalz weist der Landkreis Neustadt seit der letzten Wirtschaftskrise im Jahre 2008 den prozentual höchsten Beschäftigungsgewinn auf.
Innerhalb von knapp zehn Jahren – von Juni im Jahre 2008 bis März 2018 – wuchs hier die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze um 24,9 Prozent auf jetzt 30.700. Neustadt liegt im Beschäftigungswachstum vor den Landkreisen Tirschenreuth (23,0), Schwandorf (22,9) und Amberg-Sulzbach (18,6). Auch die Stadtbezirke Amberg (20,8) und Weiden (16,9) und der gesamtbayrische Durchschnitt von 22,2 Prozent werden übertroffen.
Jahr für Jahr, seit fast zehn Jahren, hält dieses kontinuierliche Beschäftigungswachstum nun schon an. In Anbetracht von rund 2500 offenen Stellen im gesamten Arbeitsagenturbezirk Weiden ist zu erwarten, dass sich diese Beschäftigungsgewinne auch auf absehbare Zeit weiterhin fortsetzen. Bernd Fürbringer, Vorsitzender des IHK-Gremiums Nordoberpfalz, freut sich über diese Entwicklung und meint „das dynamische Beschäftigungswachstum ist in der gesamten Nordoberpfalz zu spüren“. Und er weist darauf hin, dass der Landkreis durch wettbewerbsfähige Branchen wie Maschinen- und Anlagebau, aber auch traditionelle Zweige wie Glas- und Keramikherstellung gut aufgestellt sei.
Der Hinweis auf die Vorteile aus einer breit gefächerten Wirtschaftsstruktur im Landkreis Neustadt lässt sich mit der Statistik weiter vertiefen. Das Beschäftigungswachstum im 10-Jahreszeitraum von Industrie und verarbeitendem Gewerbe im Landkreis von 17,9 Prozent wird durch noch höhere Wachstumsraten innerhalb des Dienstleistungssektors ergänzt. Diese fallen wegen geringerer Gesamtzahlen im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe besonders hoch aus. So hat sich zum Beispiel in der Gruppe der Handels- und Kfz-Reparaturbetriebe die Beschäftigtenzahl um 50,8 Prozent auf über 3066 erhöht.
Ähnliches gilt für das Gesundheits- und Sozialwesen mit einem Plus von fast 66,9 Prozent auf insgesamt über 4163 Beschäftigte. Deutlich unterdurchschnittlich wuchs das Baugewerbe mit lediglich 8,5 Prozent mehr Beschäftigten. Die Statistik zeigt deutlich: das Beschäftigungswachstum im Landkreis Neustadt profitiert vom vorhandenen Branchenmix sowie von der Mischung größerer, mittlerer und kleinerer Betriebe aus den verschiedensten Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsbereichen. Weltmarktführer in traditionellen Branchen stehen neben innovativen IT-Dienstleistern. Ein hoch ausgelastetes Handwerk bietet krisensichere Arbeitsplätze.
Immer mehr zeigt sich der Standortvorteil von Gemeinden entlang der Autobahn A93. So hat beispielsweise Luhe-Wildenau frühzeitig begonnen, durch Umlegung ihrer Wasserversorgungsanlagen ein Industriegebiet ganz nahe an der Autobahn zu erschließen. Derzeit freut sich Bürgermeister Karl-Heinz Preißer über 1550 Arbeitsplätze in seiner Marktgemeinde, obwohl fast 1200 Arbeitnehmer als Auspendler außerhalb arbeiten. „Wir hatten sogar ursprünglich einen Autohof geplant“, berichtet Preißer. Ähnliche Beispiele finden sich unter anderem in Altenstadt oder in Windischeschenbach. Doch das starke Beschäftigungswachstum hat auch eine Schattenseite. IHK-Gremiumsvorsitzender Fürbringer formuliert diese sehr deutlich wenn er sagt: „Kehrseite des Beschäftigungsaufbaus ist der derzeit nicht zu deckende Mitarbeiterbedarf." Bei der IHK plädiert man deshalb aktuell mit einem neuen Wirtschaftsleitbild für gemeinsame Nordoberpfälzer Konzepte zur Fachkräftegewinnung.














Wie ist der IST Zustand im Landkreis Neustadt/WN
Arbeitsmarkt im Überblick - Berichtsmonat Dezember 2018 - Neustadt a. d. Waldnaab
Arbeitslose insgesamt 1.556
Arbeitslose SGB III 837
Arbeitslose SGB II 719
Arbeitslosenquote insgesamt 2,9
Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) 2.113
Unterbeschäftigungsquote 3,9
Gemeldete Arbeitsstellen 935
Zum Ersten werden viele Arbeitslose in der Unterbeschäftigung "versteckt"
Zum Zweiten wurde der Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze vor allem durch die Aufsplittung von Arbeitsplätzen erreicht, vor allem im Handel im Gesundheitswesen und im Dienstleistungssektor so wurde aus einen Vollzeitarbeitsplatz mit 174 Monatsstunden drei Teilzeitarbeitsplätze zu 60 Monatsstunden oder vier zu 40 Monatsstunden ... Job Sharing ist der Motor des Jobwunder, allerdings erhalten die Arbeitnehmer nicht den ehemaligen (Vollzeit) Lohn. Das ist Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich. Ob das für den Landkreis/NW und vor allem für die Stadt Weiden wirklich eine positive Entwicklung darstellt wage ich zu bezweifeln. Das einzige was glänzt ist die Statistik der BA. Arbeitnehmer in Teilzeitarbeitsplätzen werden im besonderen in der nördlichen Oberpfalz zunehmend von Altersarmut bedroht sein. Der kurzzeitige Erfolg des Jobwunder, Job Sharing schafft bei genauer Betrachtung mehr Probleme als es löst. Denn manche Arbeitnehmer die in (Teilzeit) Arbeit rackern müssen zusätzlich mit Hartz IV stempeln, damit sie ihren Grundbedarf abdecken können. Wer zahlt die Zeche des Jobwunders?
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