Neustadt an der Waldnaab
04.11.2020 - 10:45 Uhr

Landkreis Neustadt/WN kämpft um jeden Bewohner

Eine der bittersten Pillen, die der Kreisentwicklungsausschuss mehr oder weniger im Vorbeigehen schlucken muss: Die Einwohnerzahlen des Landkreises sinken weiterhin, wenn auch nicht mehr so schnell wie vor Jahren.

Der Kreisentwicklungsausschuss muss auch die bittere Pille schlucken, dass die Einwohnerzahl des Landkreises weiterhin sinkt. Bild: Eichl
Der Kreisentwicklungsausschuss muss auch die bittere Pille schlucken, dass die Einwohnerzahl des Landkreises weiterhin sinkt.

Wie und mit welchen Instrumenten sich der Kreis dieser Entwicklung entgegenstemmt, erläutern den Kreisräten die oberste Wirtschaftsförderin am Landratsamt, Barbara Mädl, und der Geschäftsführer des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald, Stefan Härtl.

Anfang des Jahrhunderts waren es kurze Zeit knapp über 100.000 Einwohner, inzwischen sind es keine 95.000 mehr. Um diese Entwicklung wenigstens weiter zu bremsen, setzt der Kreis den Worten Mädls zufolge alle zur Verfügung stehenden Instrumente ein. Instrumente, die sowohl Arbeitnehmer wie Betriebe unterstützen sollen. Im November etwa findet in Kooperation mit der Volkshochschule ein Azubi-Filmfestival statt, für das Auszubildende unter anderem Clips in ihren jeweiligen Unternehmen drehen, um andere zu begeistern. Im selben Monat findet - wegen Corona nur online - eine erste interkommunale Bildungskonferenz statt, in der es vor allem darum geht, die unter dem Kürzel MINT zusammengefassten Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik besser zu verkaufen und sie auch Mädchen und jungen Frauen schmackhaft zu machen.

Auch die Wirtschaftsförderer am Landratsamt setzen auf die digitalen Möglichkeiten, vernetzen sich mit anderen Regionen, anderen Institutionen, machen den Kreis - wo immer möglich - zur Modellregion. So ist der Landkreis zum Beispiel neben Haßfurt, Wunsiedel, Freyung-Grafenau, Garching und Grafing eine von sechs bayerischen SDDI-Modellregionen, in denen unter anderem erprobte Open-Source-Technologien eingesetzt werden, um eine standardisierte, offene Dateninfrastruktur kostengünstig aufzubauen. SDDI steht für „Smart District Data Infrastructure“ und bedeutet für die Modellregion Neustadt/WN vorrangig Verbesserungen und Erleichterungen auf den Gebieten der Gesundheitsversorgung (Stichwort Telemedizin), der Mobilität, der Bildung und Nahversorgung und auch dem erleichterten grundsätzlichen Zugang zu Daten.

Beibehalten will man laut Mädl die Digitalen Bürgerdialoge, an denen sich bisher jedoch noch nicht viele Bürger beteiligt haben.

Noch am Anfang steht der Landkreis als einer von neun bundesweiten „HyStartern“, das sind Regionen, die sich der Entwicklung eines Wasserstoffkonzepts und der Herausbildung eines Akteurs-Netzwerks vor Ort verschrieben haben. Den Worten Stefan Härtls zufolge ist das Interesse im Landkreis an der Wasserstofftechnologie groß. Geplant sei der Aufbau eines NEW-Wasserstoffnetzwerkes zur weiteren Erforschung konkreter Maßnahmen mit dem Ziel, eine Wasserstoff-Modellregion zu werden.

Thema Breitband und Glasfaser: Laut Härtl wurden alle Straßen und ausgewählte Fahrradwege im Landkreis von Messfahrzeugen befahren, die Ergebnisse könnten abgerufen werden unter: https://arcg.is/Sbe4m. Ziel sei, flächendeckenden Mobilfunk im gesamten Landkreis herzustellen.

Für 2021 planen die Wirtschaftsförderer des Landkreises unter anderem die Zertifizierungen von Naturparkschulen und Kindergärten, die Errichtung eines Naturparkzentrums in Kooperation mit dem Naturpark Steinwald und die Ausweitung des Ranger-Programms auf drei Vollzeitstellen.

Gerald Morgenstern (CSU) hakt nach, wie die „weißen Flecken“ zwischen Gemeinden ohne gute Breitbandversorgung beseitigt werden könnten. Landrat Andreas Meier verweist auf die laufenden Programme. Ein flächendeckendes 5G-Netz werde auf absehbare Zeit nicht verfügbar sein, aber das sei auch noch nicht notwendig. Man schaffe derzeit die Grundlagen dafür, damit dieses für Industrie und Gewerbe als erstes abrufbar sei.

Störnstein03.11.2020
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.